
Britische Klarinettenkonzerte Vol.2 - Werke von Britten, Finzi, Cooke, u.a.
Britische Konzertraritäten
Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Michael Collins ist Solist und Dirigent in vier ausgesprochen selten zu hörenden Werken für Klarinette und Orchester britischer Komponisten und bewältigt diese Aufgabe mit Bravour.
Das Label Chandos veröffentlicht nun bereits Folge zwei der ‚British Clarinet Concertos‘ mit Michael Collins als Solist. Auf der mit 83 Minuten sogar überlangen Platte befinden sich Werke von vier Komponisten. Das wirft die Frage auf: Wie viele britische Klarinettenkonzerte gibt es denn wohl?
Von Benjamin Britten jedenfalls gibt es keins, und trotzdem steht sein Name ganz oben. Das Werk auf dieser Platte besteht auch wirklich aus seinem Material, doch ebenso großen Anteil an diesem Konzert hat der 1946 geborene Komponist Colin Matthews. Nur der erste Satz wurde wirklich von Britten für ein Klarinettenkonzert konzipiert, allerdings nicht fertiggestellt, Matthews hat ihn orchestriert. Für den zweiten und dritten Satz hat er erst im Jahr 2007 andere kleine Werke von Britten genommen und sie arrangiert, wobei diese Arbeit über das bloße Orchestrieren hinausging; so hat Matthews Teile davon neu komponiert und etwa im dritten Satz das Material des ersten eingearbeitet.
Welche Namen man nun auch darüber schreibt, herausgekommen ist jedenfalls ein sehr schönes, abwechslungsreiches Konzert. Der schwungvolle erste kontrastiert mit einem ausdrucksstarken langsamen Satz, in dem die Soloklarinette mit wechselnden anderen Holzbläsern im Duett spielt. Und in dieser Aufnahme machen das sowohl der Solist Michael Collins als auch die Orchesterbläser des BBC Symphony Orchestra brillant. Das Finale schließlich ist verspielt und virtuos. Bei Britten/Matthews ist der Gehalt wohl von allen Werken der Platte am anspruchsvollsten, wie verspielt der Solopart auch sein mag – eine reizvolle Kombination.
Von Gerald Finzi gäbe es ein ‚richtiges‘ Klarinettenkonzert, ein grandioses Werk sogar, doch das ist hier nicht enthalten, denn es befindet sich bereits auf Folge eins der Reihe. Stattdessen sind hier Finzis fünf 'Bagatellen' op. 23a aufgenommen, die allerdings wie Brittens Skizzen ebenfalls von fremder Hand bearbeitet wurden. Zwar sind die 'Bagatellen' von Finzi selbst vollendet als Zyklus für Klarinette und Klavier, Lawrence Ashmore hat aber diese Fassung für Klarinette und Streichorchester arrangiert. Auch in diesen reizvollen Miniaturen muss man Michael Collins eine sehr schöne und höchst ansprechende Interpretation attestieren. Dass die Orchestrierung der Klavierfassung überlegen wäre, lässt sich aber nicht behaupten.
Vollkommen aus der Feder nur eines Komponisten stammt das Konzert op. 68 von William Mathias. Er ist in seinem 1975 für Klarinette, Streichorchester und Schlagwerk geschriebenen Konzert etwas moderner als seine Kollegen, insofern er stellenweise sehr schmissige Rhythmen verwendet, deren Verwandtschaft mit dem Jazz der Komponist selbst betonte.
Das mit fast 30 Minuten längste Werk der Platte ist das 1955 entstandene Konzert für Klarinette und Streicher von Arnold Cooke, das im ersten Satz auch eine große Solokadenz enthält. Der Solist Michael Collins, obwohl bei uns nicht allzu gut bekannt, macht nicht nur hier eine sehr gute Figur. Sein Klang ist sehr klar, kraftvoll und kernig, aber nicht grell; wenn nötig, kann er auch weich sein. Vielleicht wäre er nicht unbedingt das Ideal etwa für Brahms, in diesem Repertoire jedenfalls wirkt er immer sehr passend. Michael Collins ist übrigens auch als Dirigent aktiv und sogar Chef eines Orchesters, und auch hier leitet er das BBC Symphony Orchestra selbst.
Klanglich ist die Aufnahme sehr gut gelungen. Sie hat relativ viel Hall, wirkt aber sehr angenehm. Auch das Beiheft ist beispielhaft, der Einführungstext von Anthony Burton informiert ausführlich über alle Werke, ohne weitschweifig zu sein.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Britische Klarinettenkonzerte Vol.2: Werke von Britten, Finzi, Cooke, u.a. |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Chandos 1 04.03.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
095115189122 |
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Britten, Benjamin |
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Chandos Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
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