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Samstag, 23. September 2023

Reger, Max - Sämtliche Klaviertrios

Ein Wort weniger wäre mehr


Label/Verlag: MDG
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die verdienstvollen Einspielungen der 1990er-Jahre haben kaum von ihrem Reiz verloren – doch auch nichts von ihren Mängeln.

Unveränderte Wiederveröffentlichungen können sich rächen – vor allem wenn fast zwanzig Jahre vergangen sind und sich die Forschung substanziell weiterentwickelt hat. Die Einspielungen der Klaviertrios opp. 2 und 102 von Max Reger mit dem Trio Parnassus und dem Bratschisten Gunter Teuffel sorgten seinerzeit für Furore, obwohl beide Interpretationen nicht ganz makellos sind. Das große e-Moll-Trio op. 102 wird vom Trio Parnassus (Wolfgang Schröder, Michael Groß, Chia Chou) etwas zu zaghaft begonnen, doch überzeugt die Interpretation durch sorgsame Befolgung von Regers intrikaten dynamischen Anweisungen. Gleiches lässt sich leider nicht über das h-Moll-Trio op. 2 sagen, wo der Cellist Michael Groß seinen Platz dem Bratscher Gunter Teuffel abtritt: Bei diesem Frühwerk gehen die Musiker viel zu zaghaft-brahmsisch zu Werke, loten das Potenzial des Werks kaum annäherungsweise aus.

Dass Booklet und Inlay schon 1997 mit falschen Versprechungen daherkamen (es handelt sich, anders als behauptet wird, eben nicht um sämtliche Klaviertrios, wohl aber um die beiden substanziellen mehrsätzigen Werke) und der spannende, mittlerweile auf Thorofon und Fugue State Films vom Hyperion Trio vorgelegte frühe Klaviertriosatz 'Fantasie caracteristique' D-Dur WoO II/3 fehlt, ist ein Ärgernis, dem bei dieser Wiederveröffentlichung durch Weglassung jeweils eines Wortes abgeholfen hätte werden können.


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Reger, Max: Sämtliche Klaviertrios

Label:
Anzahl Medien:
MDG
1
Medium:
EAN:
CD
760623075129

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MDG

Die klangrealistische Tonaufnahme

»Den beim Sprechen oder Musizieren entstehenden Schall festzuhalten, um ihn zu konservieren und beliebig reproduzieren zu können, ist eine Idee, die seit langem die Menschen beschäftigte. Waren zunächst eher magische Aspekte im Spiel, die die Phantasie beflügelten wie etwa bei Giovanni deila Porta, der 1598 den Schall in Bleiröhren auffangen wollte, so führte mit fortschreitender Entwicklung naturwissenschaftlichen Denkens ein verhältnismäßig gerader Weg zur Lösung...« (Riemann Musiklexikon)

Seit Beginn der elektrischen Schallaufzeichnung ist der Tonmeister als »Klangregisseur« bei der Aufnahme natürlich dem Komponisten und dem Interpreten, aber auch dem Hörer verpflichtet. Die Mittel zur Tonaufzeichnung sind hinlänglich bekannt. Die Kriterien für ihren Einsatz bestimmt das Ohr. Deshalb für den Hörer hier eine Beschreibung unserer Hörvorstellung.

Lifehaftigkeit

In der Gewißheit, daß der Konzertsaal im Wohnzimmer (leider) nicht realisierbar ist, konzentriert sich unser Bemühen darauf, die Illusion einer Wirklichkeit zu vermitteln. Die Musik soll im Hörraum so wiedererstehen, daß spontan der Eindruck der Unmittelbarkeit entsteht, das lebendige Klanggeschehen mit der ganzen Atmosphäre der »Lifehaftigkeit« erlebt wird. Da wir praktisch ausschließlich menschliche Stimmen und »klassische« Instrumente - auch sie haben ihren Ursprung im Nachahmen der Stimme - aufnehmen, konzentriert sich unsere Klangvorstellung auf natürliche Klangbalance und tonale Ausgeglichenheit im Ganzen, und instrumentenhafte Klangtreue im Einzelnen. Darüber hinaus natürliche, ungebremste Dynamik und genaueste Auflösung auch der feinsten Spannungsbögen. Weitestgehend bestimmend für die Illusion der Lifehaftigkeit ist auch die Ortbarkeit der Klangquellen im Raum: freistehend, dreidimensional, realistisch.

Musik entsteht im Raum

Um diesen »Klangrealismus« einzufangen, ist bei den Aufnahmen von MDG eine natürliche Akustik unbedingte Voraussetzung. Mehr noch, für jede Produktion wird speziell in Hinblick auf die Besetzung und den Kompositionsstil der passende Aufnahmeraum ausgesucht. Anschließend wird »vor Ort« die optimale Plazierung der Musiker und Instrumente im Raum erarbeitet. Dieser ideale »Spielplatz« ermöglicht nun nicht nur die akustisch beste Aufnahme, sondern inspiriert durch seine Rückwirkung die Musiker zu einer lebendigen, anregenden Musizierlust und spannender Interpretation. Können Sie sich die Antwort des Musikers vorstellen auf die Frage, ob er lieber in einem trockenen Studio oder in einem Konzertsaal spielt?

Die Aufnahme

Ist der ideale Raum vorhanden, entscheidet sich der gute Ton an den Mikrofonen - verschiedene Typen mit speziellen klanglichen Eigenheiten stehen zur Auswahl und wollen mit dem Klang der Instrumente im Raum in Harmonie gebracht werden. Ebenso wichtig für eine natürliche Abbildung ist die Anordnung der Mikrofone, damit etwa die richtigen Nuancen in der solistischen Darstellung oder die Kompensation von Verdeckungseffekten realisierbar werden. Das puristische Ideal »nur zwei Mikrofone« kann selten den komplexen Anforderungen einer Aufnahme mit mehreren Instrumenten gerecht werden. Aber egal wie viele Mikrofone verwendet werden: Stellt sich ein natürlicher Klangeindruck ein, ist die Frage nach dem Zustandekommen des »Lifehaftigen« zweitrangig. Entscheidend ist, es klingt so, als wären nur zwei Mikrofone im Spiel.

Ohne irgendwelche »Verschlimmbesserer« wie Filter, Limiter, Equalizer, künstlichen Hall etc. zu benutzen, sammeln wir die Mikro-Wellen übertragerlos in einem puristischen Mischpult und geben das mit elektrostatischem Kopfhörer kontrollierte Stereosignal linear und unbegrenzt an den AD-Wandler und zum digitalen Speicher weiter. Dadurch bleiben auch die feinsten Einschwingvorgänge erhalten. Auf der digitalen Ebene wird dann ohne klangmanipulierende Eingriffe mit dem eigenen Editor in unserem Hause das Band zur Herstellung der Compact Disc für den Hörer erstellt, für Ihr hoffentlich großes Hörvergnügen.


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