
Taffanel, Paul - Fantasies - Werke für Flöte und Klavier
Wiederbelebte Gattung der Opernfantasie
Label/Verlag: DUX
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die vorliegende Aufnahme ist ein schöner Beitrag zur immer mehr vergessen Gattung der Opernfantasie, deren Zweck als Erinnerung an Opern und ihre Melodien in Zeiten der ständigen Abrufbarkeit von Medien hinfällig ist.
Ein ganzes CD-Programm ausschließlich den Flötenwerken Paul Taffanels zu widmen, ist selten. Insbesondere die Opernfantasien Taffanels sind in Vergessenheit geraten, überraschen aber doch aufgrund ihrer feinsinnigen, raffinierten Bearbeitung und ihres fast ausnahmslos hohen virtuosen Anspruchs. Taffanel komponierte vorrangig Werke für Flöte und Klavier und gilt als der Vater der französischen Flötenschule des 19. und anfänglichen 20. Jahrhunderts mit Nachwirkungen bis in die – nicht nur französische – Flötenschule der Gegenwart. Seine Kompositionen - einmalige und beispiellose Studien für die Flötentechnik - werden folglich von Flötisten in aller Welt aufgesogen, als gelte es in ihnen ein Geheimrezept für das Flötenspiel zu entdecken. Es ist aber nicht nur die Virtuosität, die Flötisten in den Bann zieht, sondern auch der direkte und expressive Ausdruck der Werke.
Die klangliche Expressivität der jungen polnischen Flötistin Olga Leonkiewicz bei vorliegender Einspielung ist beeindruckend. Leonkiewicz ist Gewinnern des 6. Internationalen Flötenwettbewerbs in Krakau, in dessen Folge die CD entstanden ist. Allen eingespielten Werken – fünf Opernfantasien und das zweiteilige 'Andante pastoral et scherzettino' – ist eine hohe interpretatorische Überzeugungskraft gemeinsam. Selbstbewusst und klangschön musiziert Leonkiewicz mit ihrer Klavierpartnerin Kinga Firlej-Kubica. So ist die Information wenig überraschend, dass die Flötistin am Teatr Wielki in Łódź spielt, eine der wichtigsten Opernstätten Polens. Die langjährige Erfahrung am Opernhaus macht sich im voluminösen Klang der Flötistin bemerkbar. Allerdings wirkt der Klang auch sehr glatt; nur die nötigste Agogik wird eingesetzt, die Interpretation bleibt sehr eng am eigentlichen Notentext, ohne viel Raum für freies Spiel zu lassen. So fehlt es der Aufnahme insgesamt an Individualität, an eigenem musikalischen Stil, vor allem wünschenswert im 'Andante', dem einzigen Werk dieser Aufnahme, das keine Opernfantasie ist. Die Begleitung Firlej-Kubicas am Klavier ist souverän und zurückhaltend. Gelegentlich reißt die klangliche Balance etwas auseinander, wenn der starke und volle Klang der Flöte dem verhältnismäßig zurückgenommenen Klavierklang entgegensteht.
Die Aufnahme ist eine klare Repertoire-Bereicherung, denn sie präsentiert die heute nur weniger bekannten Opernfantasien des französischen Flötenmeisters. Allerdings sind natürlich längst nicht mehr alle Melodien der Opern von Ambroise Thomas, Carl Maria von Weber, Philippe Rameau und Léo Delibes bekannt sind, wie das von französischen Hörern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts anzunehmen ist. Damit steht uns die Gattung der Opernfantasie bedauerlicherweise ferner denn je und verdient auch in Zeiten der Musiküberflutung, der ständigen medialen Abrufbarkeit von Werken, wiederbelebt zu werden. So verdient vorliegende Einspielung eine klare Empfehlung. Schade ist jedoch, dass der Booklettext zum Werk Taffanels so mager ausfällt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Taffanel, Paul: Fantasies - Werke für Flöte und Klavier |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
DUX 1 05.02.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
5902547012285 |
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DUX Das polnische Label DUX wurde 1992 von Malgorzata Polanska und Lech Tolwinski, beides Absolventen der Toningenieur-Fakultät der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau, gegründet. Hauptanliegen war die Produktion von Aufnahmen mit klassischer Musik, wobei man von Anfang an höchste Ansprüche an künstlerische und technische Standards stellte.Viele Aufnahmen von Dux erlangten sowohl in Polen als auch im Ausland breites Interesse bei Publikum und Kritik, die sich in zahlreichen Preisen und Auszeichnungen widerspiegelt. Ein Schwerpunkt des Labels ist natürlich das reiche musikalische Erbe Polens, das weitaus mehr umfasst als Chopin oder Penderecki. Im Katalog finden sich daher neben bekannteren Namen wie Wieniawski, Szymanowski oder Lutoslawski auch zahlreiche hierzulande bislang weniger bekannte oder völlig unbekannte Komponisten von der Renaissance bis zur Gegenwart, wie Ignaz Jan Paderewski, der Klaviervirtuose und spätere Premier- und Außenminister der Zweiten Polnischen Republik oder Stanislaw Moniuszko, ein Zeitgenosse Verdis und Schöpfer der polnischen Nationaloper. Aber auch zahlreiche polnische Künstler, Ensembles und Orchester gilt es bei DUX zu entdecken, darunter international renommierte Namen wie beispielsweise die gefeierte Altistin Ewa Podles. Mehr Info... |
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