
Wood, Philip - Sonette, Arien und Tänze
Leidenschaft für britische Musik
Label/Verlag: Divine Art
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese Zusammenstellung von Werken Philip Woods kennt einige hörenswerte Höhepunkte, ist aber insgesamt durchwachsen.
Philip Wood (geb. 1972) gehört zu jenen britischen Komponisten, die – aus einer der bislang jüngsten Generationen stammend – ihren eigenen Weg jenseits der Musikmetropole London zu finden bestrebt sind. Die Musikzentren Leeds und Manchester bieten ihre ganz eigene innere Dynamik; Wood ist in Cumbria ansässig und verfolgt von hier aus seine Karriere. Dass er während eines Teils seiner Karriere durch Malcolm Arnold beeinflusst wurde, ist in manchen Sätzen offenkundig.
Die hier vorgestellten Werke weisen hier zumeist eine Verbindung zur Blockflöte auf, und Wood betont in seinen einführenden Notizen denn auch seine Dankbarkeit dem Musiker und Enthusiasten John Turner gegenüber, der zu den bedeutendsten Interpreten zeitgenössischer Blockflötenmusik weltweit, auf jeden Fall Großbritanniens zu zählen ist.
Der sechssätzige Liederzyklus 'Sonnets, Airs and Dances' (2005) für Sopran, Blockflöte und Cembalo ist ganz in der Tradition Gerald Finzis oder Benjamin Brittens zu verstehen – auch wenn Wood hier einen ganz eigenen Weg verfolgt. Die Sätze mit Blockflöte und Cembalo (John Turner & Harvey Davies) könnten auch vor drei Jahrzehnten entstanden sein – am überzeugendsten gelingt das unbegleitete 'Oh, my blacke Soul!' (John Donne), zu dem die beiden 2004 Motetten für Solosopran gut passen. Lesley-Jane Rogers mangelt es jedoch leider allzu arg an Stil- und Feingefühl – die Ungelenkigkeit der Stimmführung lässt an noch nicht ‚fertige‘ Knabensoprane denken. Das Vibrato ist nicht kontrolliert eingesetzt, die Linienführung immer wieder etwas fragwürdig, so dass der aparte Zugang zu der Musik musikalisch leider nicht auf optimale Weise verlebendigt wird. In den Sätzen für Solosopran allein kann man allerdings eine ganze Menge an Klangfarben erleben, die – selbst wenn sie nicht immer rundum kontrolliert eingesetzt werden – doch von großer Expressivität sind.
An ähnlichen Problemen leiden die 'Five Spring Songs' (2011). Nicht nur setzt die Sopranistin ihre Mittel immer wieder problematisch ein – auch aufnahmetechnisch muss man kritisch nachforschen, ob die Blockflöte (gerade gegenüber etwa der Cellistin Heather Bills) nicht (wie auch die Singstimme) doch häufig etwas zu viel Prominenz erfährt.
Als weiteres Vokalwerk entstand 2004 für James Bowman, 'Aria, Recitative and Rondo' für Countertenor und Cello. In welch anderer Welt wir hier sind! Während die Aufnahmen mit Rogers 2015 entstanden, sind wir hier im Jahr 2004 und hören den Sänger hier in bester stimmlicher Verfassung, hochexpressiv und in einer Komposition, die ihm nicht nur vokal perfekt liegt, sondern auch musikalisch dankbar und überzeugend ist. Jonathan Price ist hier der Cellist – ebenso wie in der 'Partita' für Blockflöte und Cello (uraufgeführt 2003). Beide Kompositionen sind Höhepunkte der gesamten Produktion.
'A Lonsdale Dance' (2007) für Blockflöte allein versucht ländliche Stimmung und musikalische Vielfältigkeit zu verknüpfen – was kompositorisch etwas auf der Strecke bleibt, ist der Tanzcharakter; wir haben hier eher ein virtuoses Charakterstück, beeindruckend dargeboten, das aber im Vergleich zu anderen Komponisten etwas mehr Eigenart hätte haben können. Zum Schluss das zweisätzige Concertino für Blockflöte und Streichquartett (2000), eine expressive Komposition, die einer Textkomponente gar nicht bedarf, um musikalisch starken Eindruck zu machen. John Turner und die Manchester Camerata (Richard Howarth, Julia Hanson, Tom Dunn und Jonathan Price) finden ganz den rechten Zugang zu der herben, anspruchsvollen Musik.
Wie bei Divine Art leider nicht ganz selten, ist der Booklettext (auf Englisch) ein klein wenig zu kurz, als dass man rundum zufrieden sein könnte. Ansonsten halten sich herausragende und nicht ganz so herausragende Leistungen die Waage. Und die eine oder andere Komposition werde ich mir sicher schon bald wieder anhören.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Wood, Philip: Sonette, Arien und Tänze |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Divine Art 1 |
Medium:
EAN: |
CD
809730513121 |
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Divine Art Divine Art wurde von Stephen Sutton 1993 gegruendet und ist in den letzten Jahren schnell gewachsen mit einem Repertoire von klassischer Musik (und jetzt auch ?mow Swing?, leichte Musik und Jazz) jeglicher Art, von Mittelalter über Barock, Klassik, Oper bis zur heutigen Moderne. Anfang 2009 wurde Heritage Media in Divine Art integriert, eine Firma, die sich auf klassische Radio Programme und Dramen mit den berühmtesten Britischen und Amerikanischen Film- und Theater Schauspielern der 1940 und 1950iger Jahre spezialisiert. Diese Werke werden bald per Katalog und per download für Divine Art Kunden zu kaufen sein. Divine Art spezialisiert sich auf die Entdeckung und Aufnahme unbekannter Werke von wichtigen Komponisten wie beispielsweise Mozart, Schubert und einige der wichtigsten Britischen Komponisten. Hauptserien schliessen alle 90 Pianosonaten von B. Galuppi, die neulich entdeckte Orchester- und Kammer-Musik von dem in Newcastle upon Tyne geborenen Charles Avison und Weltpremieren von Musik für Piano Duo, ein Innerhalb Divine Art umfasst die ?Diversions? - Niedrigpreis Serie viele neue Aufnahmen wie auch Neu-Ausgaben von historischen Aufnahmen. Unsere ?Historic Sound? Serie von alten Klassikern, 2005 gegruendet, hat Preise fuer besondere Restaurationsqualitaet gewonnen. Seit 2008 verfügt Divine Art über eine Zweigstelle in den USA. Mehr Info... |
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