> > > British - Orchesterwerke: Werke von Elgar, Williams, Holst, u.a.
Freitag, 31. März 2023

British - Orchesterwerke - Werke von Elgar, Williams, Holst, u.a.

Englischer Eintopf


Label/Verlag: Coviello Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Douglas Bostock präsentiert mit dem argovia philharmonic eine bunte Mischung englischer Orchestermusik, die in anderen Einspielungen orchestral hochklassiger und interpretatorisch noch ausgereifter zu erleben sind.

In München, Pardubice und Liverpool hat Douglas Bostock britische (vornehmlich englische) Musik eingespielt, zunächst indem er seine Schülerschaft bei dem legendären Sir Adrian Boult betonte. Selten hatte Bostock aber mit den ihm zur Verfügung stehenden Kräften der musikalischen Kultur Boults, seinem agogischen Gespür nahekommen können. Seine Einspielungen erlangten ihre Bedeutung nicht selten vor allem dadurch, dass es sich um Ersteinspielungen handelte. Im vorliegenden Feld versucht sich Bostock mit seinem jetzigen Orchester, dem argovia philharmonic (dem früheren Aargauer Symphonie Orchester) in direkte Konkurrenz zu Boult (und zu anderen Meistern ihrer Kunst) zu treten – und kann in kaum einem Fall wirklich mithalten.

Edward Elgars 1890 entstandene Konzertouvertüre 'Froissart' op. 19 ist ein Werk voll jugendlicher Exuberanz, das mit Schwung und Brillanz gespielt werden muss. Von den vielen Einspielungen, die es von 'Froissart' gibt, übertreffen viele Bostocks nicht nur in Sachen orchestrale Brillanz und Strahlkraft, sondern vor allem auch in Sachen Ausgestaltung der Übergänge, der Klangfarbenimagination, der Beherrschung des großen Bogens. Dem interessierten Hörer seien etwa die Einspielungen Alexander Gibsons oder Malcolm Arnolds empfohlen.

Gustav Holsts 'Japanese Suite' op. 33 entstand 1915 während des Ersten Weltkriegs für den Tänzer Michio Ito, der zu dieser Zeit im Londoner West End auftrat. Seither hat sie nur selten den Weg auf den Tonträger gefunden, etwa unter Adrian Boult (Lyrita), Andrew Davis (Chandos) und JoAnn Falletta (Naxos). In der vorliegenden Interpretation (die im Surroundsound besser klingt als im reinen Stereoklang) kann Bostock mit einer in der Tat starken Klangfarbencharakteristik aufwarten, trifft auch – besser als mancher Nicht-Brite – Holsts nur aus den 'Planets' kaum ableitbaren tatsächlichen Personalstil. Gleichzeitig bleibe nicht unerwähnt, dass es sich um eine für Holsts Verhältnisse offen exotistische Komposition handelt, die nicht zu den stärksten Werken seines Schöpfers zählt.

Im Zentrum der SACD steht aber Ralph Vaughan Williams‘ Fünfte Sinfonie in D, die von 1938 bis 1943 entstand und deren Bezug zur Oper 'The Pilgrim‘s Progress' gerne betont wird. Doch muss es Aufgabe des Dirigenten sein, der Komposition ihren eigenen Wert nicht zu nehmen und sie mehr sein zu lassen als ein ‚Kommentar zur Oper‘. Viele sind an dem schwierigen Werk gescheitert (ebenso wie an der 'Sinfonia Antartica', die ebenfalls mehr ist als eine Überarbeitung von Filmmusik). In den vier Sätzen 'Preludio', 'Scherzo', 'Romanza' und 'Passacaglia' setzt Vaughan Williams offenkundige absolut-musikalische Zeichen. Zuallererst fällt auf, dass Bostock und seine Musiker erfreulich das Idiom Vaughan Williams‘ zu beherrschen scheinen und auch die Verbindung zur Oper erfolgreich umschiffen. Die Melodiebögen des Kopfsatzes kommen erfreulich frei singend zur Geltung, die Harmonik ist klar herausgearbeitet, die Innenstimmen sind hier (nicht nur im SACD-Klang, sondern auch im Stereosound) scharf konturiert.

Doch wie schon in München und Pardubice klingt Bostocks Einspielung ein wenig hemdsärmelig – auch wenn die Klangkultur insbesondere der Streicher beachtlich ist, werden insbesondere die Blechbläser (Hörner) im Kopfsatz nicht immer mit der erforderlichen Dezenz eingesetzt. Im Scherzo sind Legato- und Staccato-Passagen scharf nebeneinandergestellt, schärfer als in manch anderer Interpretation. Doch scheint nicht immer ganz der rechte Puls gewahrt; der Satz scheint durch agogische Unebenheiten zu ‚stolpern‘, was Vaughan Williams nicht nötig hat und der Musik keine besondere zusätzliche Komponente verleiht. Vielleicht am besten gelungen ist der introvertierte 'Romanza' überschriebene langsame Satz, in dem die Musik stellenweise fast zum Stillstand zu kommen scheint. Die Bogenform des Satzes kommt bestens zur Geltung, die Klangfarben sind sorgsam ausgewogen und verweben sich geschmackvoll ineinander. Die stille Schluss-'Passacaglia' bietet Poesie und Charme, aber auch robuste Momente auf; die Blechbläser sind auch hier wieder etwas problematisch ‚offen‘ eingesetzt, die Orchestergruppen verschmelzen nicht zu einem organisch aufeinander optimal abgestimmten Ganzen. Eine ambitionierte Interpretation, die es auf einem Markt gleich mehrerer Marktführer (Barbirolli, Haitink, Handley, Previn usw.) schwer haben muss.

Der Booklettext bleibt weit hinter dem gegenwärtigen Kenntnisstand britischer Musikgeschichte zurück, und das Produkt wird auch nicht besser durch den sinnlosen CD-Titel, der offenbar dem ästhetischen Konzept der CD-Reihe geschuldet ist.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    British - Orchesterwerke: Werke von Elgar, Williams, Holst, u.a.

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Coviello Classics
1
08.01.2016
Medium:
EAN:

SACD
4039956915157


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Elgar, Edward
Holst, Gustav


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Coviello Classics

Für Coviello Classics steht bei einer Musikproduktion immer das besondere Hörerlebnis im Vordergrund ? alle technischen und organisatorischen Entscheidungen müssen sich diesem ästhetisch definierten Ziel unterordnen. Wesentliche Entscheidungen treffen bei coviello classics nicht gewinnorientierte Manager, sondern kreative Musik-Gestalter: zum einen die Gründer, Geschäftsführer und prägenden Köpfe Olaf Mielke und Moritz Bergfeld, die als Diplom-Tonmeister und Aufnahmeleiter den coviello classics-Produktionen ihr ?klangliches Gesicht? geben, zum anderen die Interpreten, die für coviello classics immer die wichtigsten Partner sind. Ihre künstlerische Aussage ist das zentrale Kriterium für die Qualität einer Aufnahme; sie sind in alle ästhetischen Fragen einer Veröffentlichung einbezogen.

Hoher Repertoirewert

Grundvoraussetzung für unsere Neuproduktionen sind die besonderen Anforderungen an Künstler und Repertoire. Um dem Klassikmarkt neue Impulse zu geben, produziert coviello classics bislang wenig beachtetes Repertoire, oftmals in Weltersteinspielungen, und sorgt damit immer wieder für überraschende Entdeckungen. Bekanntere Werke erscheinen durch ungewöhnliche Interpretationen in neuem Licht ? hier gibt es keine ideologischen Grenzen oder vermeintlichen Authentizitäts-Anspruch; lebendige Musikkultur zeigt oft das vertraute in ganz anderem klanglichem Gewand. Ein besonderer Schwerpunkt ist die seit einigen Jahren etablierte Reihe coviello contemporary, in der sich die Nähe zum weltbekannten Darmstädter Institut für neue Musik in ganz aktuellen Kompositionen bemerkbar macht.

Technische und ästhetische Kompetenz

coviello classics ist das Label, unter dem die Aufnahmen der Produktionsfirma MBM vertrieben werden ? ob als CD, DVD oder SACD. Durch einen ganz speziell für die Anforderungen hochwertigster Musikproduktionen konzipierten Übertragungswagen sind die Voraussetzungen für die Aufnahmequalität bei MBM optimal. coviello classics bietet darüber hinaus in jedem Bereich und in jeder Phase der Realisierung einer Musikproduktion ? bis hin zu grafischer Gestaltung und Textredaktion bei den begleitenden Druckmedien ? sowohl Logistik und hochwertiges Gerät wie auch technisches und ästhetisches Know-how.

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Zu einer Musikveröffentlichung gehört nicht nur der gespeicherte Ton ? da gibt es noch einiges mehr zu gestalten. Das Cover einer CD, DVD oder SACD muss nicht nur grafisch ansprechend gestaltet sein, sondern auch einen sinnvollen Zusammenhang mit dem musikalischen Inhalt herstellen. Das begleitende Booklet soll umfassend über Werke, Künstler und Aufführungspraxis informieren; die Texte müssen wissenschaftlicher Prüfung standhalten, aber trotzdem allgemein verständlich und auch noch unterhaltsam sein ? schwierige Herausforderungen auch über die Musik hinaus, für die coviello classics mit erfahrenen Grafikern und Textautoren zusammenarbeitet. Schließlich muss das fertige Produkt an möglichst vielen Orten der Welt erhältlich sein. Dafür haben wir in vielen Ländern in Europa, Asien und Nordamerika Partner vor Ort, die ihren Markt genau kennen. Sie werden laufend mit Neuheiten, Informationsmaterial und Rezensionen aus der Presse versorgt ? auch wenn die Produktion eigentlich fertig ist, macht sie uns noch viel Arbeit.


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