
Ensemble TrioLogie - Vol. 1: Soundscapes
Große Bandbreite
Label/Verlag: encora
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein spannender Spaziergang durch die Welt der Mandolinen-Literatur gelingt diesem jungen Trio, das sich Ensemble TrioLogie nennt. Vom Barock bis zur Gegenwart werden die unterschiedlichsten Stationen organisch aneinandergereiht.
Zwei junge Frauen mit Mandoline und ein Gitarrist tun sich während ihres Studiums in Wuppertal zusammen und präsentieren nun ihre erste CD mit dem Titel ‚Soundscapes‘ – Klanglandschaften. Es sind wahrhaftig Landschaften, die der Hörer hier durchschreitet, und er entdeckt dabei so manches, was er wahrscheinlich nicht erwartet hätte. Die Reise beginnt ganz traditionell in der Barockmusik, mit einer 'Sinfonia' von Albinoni und endet beim 'Tango Apasionado' von Piazzolla. Dazwischen wandert der Hörer durch die Jahrhunderte, macht Station bei arabischen Wanderdünen (Harrington: 'Erg'), erlebt einen gefühlvollen italienischen Herbstmorgen im 19. Jahrhundert (Calace: 'Mattino d’autunno'), lernt etwas über die Kunst des Spielens mit dem Plektrum (Ranieri: 'L’art du Plectre') am Beispiel einer der zahlreichen Kompositionen über 'La Follia' und sieht sich schließlich einigen Zentauren gegenüber (Beer-Demander: 'Centaures'), wenigstens den vom Bildhauer Erick Vuilliers geschaffenen.
Die unterschiedlichen Stücke sind klug zusammengestellt, bauen aufeinander auf, bilden Gegensätze und zeigen die ganze Bandbreite dessen, was man heute mit der Mandoline so alles anstellen kann. Dass die drei Musiker technisch ihr Handwerk beherrschen, merkt man schnell. Was aber besonders für sie einnimmt, ist die stilistisch genaue Wiedergabe, so zum Beispiel das ‚Jeu inégal‘ im langsamen Satz von Albinoni, wie es in der barocken Aufführungspraxis üblich war. Echospiel, dynamische Entwicklungen, Themen herausarbeiten und gegen Klangflächen stellen – das alles ist vorhanden. Aus alldem entfaltet sich eine spannungsvolle Interpretation, der man gern von Anfang bis Ende folgt.
In 'Centaures' und 'Tango Apasionado' wird die zweite Mandoline durch die tiefere Mandola ersetzt, dafür fehlt in ersterem die Gitarre. Durch das Zusammenspiel von hoher und tiefer Mandoline wird der Klangraum sehr weit. Bei Piazzolla ist die Gitarre wieder mit von der Partie. Und nun zaubern Mandola und Gitarre gemeinsam einen weichen, wehmütigen Klang in den tieferen Lagen, während die Mandoline sich mit schwirrendem Ton in der Höhe verliert.
Hervorzuheben ist die vorzügliche Aufnahmequalität: Jedes Instrument ist präsent und füllt sowohl für sich als auch im Zusammenklang mit den beiden anderen Instrumenten den Raum aus – da hat die Alte Kirche in Welbergen (Münsterland), in der die Aufnahmen entstanden, eine wesentliche Rolle gespielt.
Das Booklet bietet Informationen zu allen Komponisten, von denen die meisten wohl nur den Gitarren- bzw. Mandolinen-Interessierten geläufig sind, wie etwa der Bulgare Rossen Balkanski oder der Italiener Raffaele Calace. Zu den Stücken selbst wird Wesentliches gesagt. Aus dem Text geht auch hervor, was vom Trio bearbeitet wurde. Ein Vergleich mit der jeweiligen Originalbesetzung war nicht möglich, aber das stört nicht weiter, denn alles klingt so, als ob es für diese ungewöhnliche Besetzung von Mandoline, Mandola und Gitarre in wechselnder Besetzung geschaffen worden wäre. Was will man mehr?
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Ensemble TrioLogie: Vol. 1: Soundscapes |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
encora 1 20.01.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
4260104940183 |
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Albinoni, Tomaso |
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encora Das Label encora wurde 2002 im Münsterland gegründet, um zu Unrecht weniger beachtete Komponisten und seltenere Besetzungen in höchster Tonqualität aufzunehmen und zu verlegen. So haben Mandolinisten und Gitarristen sowie Akkordeonisten bei encora eine Heimat gefunden. Aber auch Standardrepertoire im Bereich der Klassik wird verlegt, wobei der Schwerpunkt bei Erstveröffentlichungen liegt. Mehr Info... |
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