
Sauguet, Henri - Sämtliche Gitarrenwerke
Unbayerischer Franzose
Label/Verlag: Brilliant classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Henri Sauguets Gitarrenwerke sind bei Alfonso Baschiera in den besten Händen. Auch die Umsetzung der Duokompositionen kann überzeugen.
Obschon er ein durchaus beachtliches Œuvre geschaffen hat, ist Henri Sauguet (1901–1989) nicht gerade der bekanntesten Komponisten einer. Ein Schwabe fragte mich einmal im Scherz, ob der Name bayerisch oder französisch auszusprechen sei (und in der Tat hieß er eigentlich Henri-Pierre Poupard – Sauguet war der Mädchenname seiner Mutter). Der Vorname ist ein offenkundiger Hinweis, dass es sich um einen Franzosen handelt; dass er ein in Paris offen homosexuell lebender Komponist war, muss man erst im Lexikon nachschlagen. Sauguet schrieb vier Sinfonien, drei Klavierkonzerte, fünf Opern und vieles mehr; auch sein Ballett 'La Chatte' für die Ballets russes sei hier nicht unerwähnt.
Sauguets Gitarrenschaffen ist (anders etwa als bei Mario Castelnnuovo-Tedesco) mit knapp vierzig Minuten Umfang sehr überschaubar, neben zwei sogenannten 'Musiques pour Claudel' (1973) umfasst es drei 'Préludes' (1970), ein 'Soliloque' (1958) und eine 'Cadence' (1985). Schon mit seiner ersten Komposition für Gitarre solo, die Manuel de Fallas Gedächtnis gewidmet war, entdeckte Sauguet die besonderen Klangfarben und die meditativ-melancholischen Möglichkeiten des Instruments. Sauguet blieb zeitlebens der erweiterten Tonalität verbunden, die er in reicher Expressivität nutzt.
Alfonso Baschiera bringt diese Expressivität voller Wärme und Virtuosität zum Vorschein, Stücktitel wie 'Prélude à la mélancholie' oder 'Prélude au souvenir' erklären unmittelbar Sauguets Stoßrichtung. Die neomodalen 'Musiques pour Claudel' entstanden als Intermezzi zu einem Vortragsabend der Schauspielerin Silvia Monfort, die die ‚Conversations dans le Loir-et-Cher‘ rezitierte.
Ergänzt wird dieses überschaubare Programm durch zwei weitere Werke, die 'Six Pièces faciles' (1975) für Flöte und Gitarre sowie die 'Révérence à Johann Sebastian Bach' (1985) für Cello und Gitarre. Nicola Boscaro (Violoncello) und Federica Lotti (Flöte) treten mit Baschiera jeweils in ausgesprochen sprechenden Dialog, auch wenn Boscaros Spiel durch zu starkes Vibrato gelegentlich etwas zu gewollt expressiv gerät. Ansonsten findet Boscaro durch einen bewusst nicht süßlichen Ton gerade den rechten Zugang zu Sauguets Klangwelt, die stilistisch oder harmonisch so gar nichts mit Bach gemein hat. Baschiera musikalisch inniger verwandt ist die Flötistin Federica Lotti; gemeinsam beleben sie die sechs technisch nicht schweren Stücke als emotional mitreißende Miniaturen.
Aufnahmetechnisch insgesamt tadellos, höchstens vielleicht etwas zu direkt im Musikerlebnis, fällt gegen die Interpretation einzig der auf Englisch und Italienisch etwas zu kurz geratene Booklet ein wenig ab, in dem aber kaum wichtige Informationen zu den Werken fehlen (höchstens die Uraufführungsdaten, die aber für den Hörer vielleicht von minderer Bedeutung sind).
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Sauguet, Henri: Sämtliche Gitarrenwerke |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Brilliant classics 1 11.03.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
5028421951683 |
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Sauguet, Henri |
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