
Schmitt, Florent - Antoine et Cleopatre
Literarisch
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Buffalo Philharmonic Orchestra fremdelt mit der Orchestermusik von Florent Schmitt. Teilweise klingt es filmmusikalisch aufgeplustert, wo doch Raffinesse angebracht wäre.
Von Florent Schmitts (1870–1958) Schaffen kennt man als normaler Musikhörer am ehesten das Ballett 'La tragédie de Salomé', vielleicht noch den 'Psaume 47', aber damit hat es sich. Dabei schuf Schmitt eine ganze Reihe Kantaten, Orchesterwerke, Klavier- und Kammermusik und Lieder. Die vorliegende CD ergänzt das bislang vorliegende Repertoire auf Tonträger nicht – was schade ist, wo noch so viele seiner Werke bislang nicht vorgelegt wurden oder nur schwer erhältlich sind.
Die sechs 'Episodes symphoniques' opp. 69a/b mit dem Titel 'Antoine et Cléopâtre' basieren auf der gleichnamigen, 1920 entstandenen Musik zu Shakespeares Drama. Es handelt sich um sechs stimmungsvolle symphonische Bilder, deren nachimpressionistische Komponente noch deutlich hörbar ist. Von dramatischem Pomp ist 'Pompeius‘ Lager' musikalisch geprägt, die leidenschaftliche Liebe zwischen der Pharaonin und dem römischen Feldherrn ist wie zu erwarten hochexpressiv, die 'Schlacht bei Actium' dramatisch pointiert. 'Orgie und Tänze' ist voller rhythmischer Herausforderungen, 'Cleopatras Grab' von bedrückender Dunkelheit. 'Le palais hanté' op. 49 entstand als ‚Étude symphonique‘ zu dem Gedicht von Edgar Allan Poe. Die symphonische Studie war 1983 von Georges Prêtre bezwingend auf Tonträger gebannt worden (gekoppelt mit Debussys Opernfragment 'La chûte de la maison Usher' – eine dramatisch hochkomplexe Tour-de-force, die nie ins Äußerliche abdriften darf und musikalisch ausgesprochen rund sein muss.
Leider erweist sich das hier gebotene Orchesterspiel als immer wieder unpräzise und intonatorisch ungenau. Die französische Raffinesse, die etwa die Timpani-Produktion aus Metz unter Jacques Mercier auszeichnet, fehlt weitgehend. Dies liegt weniger an JoAnn Falletta als vielmehr dem Buffalo Symphony Orchestra, dem weniger bekanntes französisches Idiom hörbar schwerfällt. Das Timing des Orchesters ist auf den Punkt, die klangliche Opulenz wird mit Freuden umgesetzt, doch bleibt der Klang im Detail deutlich zu wenig genau ausgearbeitet, stimmen zu viele Töne nicht.
Die transparente Aufnahmetechnik macht diese Mängel umso klarer hörbar. Ob die Bläser oder die Streicher – hier wie dort wäre mehr Feingefühl von Gewinn gewesen. Gleichzeitig wird der Klang durch das Orchester immer wieder ‚amerikanisiert‘, die Musik klingt mehr nach Menotti als Schmitt. Es ist schwierig, genau festzumachen, worin diese Amerikanisierung begründet ist. Ist es das Suchen nach dem ‚Ton‘ der Musik, der sich etwa in der 'Schlacht bei Actium' als geradezu unidiomatisch darstellt (hier gerät der Sound teilweise wie eine Parodie auf Bernard Herrmanns 'North by Northwest'), sind es die vielen kleinen und großen Patzer oder Koordinationsschwierigkeiten, sind es die teilweise doch etwas verkitschten Streichersoli? Oder doch vielleicht die insgesamt etwas geglättet musizierten Steigerungen, die die (nicht veräußerlichte) dramatische Zuspitzung vermissen lassen? Vieles klingt denn doch sehr nach Filmmusik – die Musiker treffen einfach nicht den exakten Tonfall für die Musik. In 'Le Palais hanté' zerfasert überdies auch die Struktur des Werkes – von kleinen oder größeren instrumentalen Problemen abgesehen. Anderswo ist man deutlich besser bedient.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schmitt, Florent: Antoine et Cleopatre |
|||
Label: Anzahl Medien: |
Naxos 1 |
Medium:
EAN: |
CD
747313352173 |
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