
Pettersson, Allan - Symphonie Nr. 13
Zweite Perspektive
Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Christian Lindbergs Einspielung der Sinfonie Nr. 13 von Allan Pettersson steht auf gleicher Augenhöhe mit dem diskographischen Ereignis, für das 1993 Alun Francis gesorgt hatte.
Allan Pettersson macht es seinen Hörern nicht leicht. Dass er dennoch – zumindest auf Tonträger – eine profilierte Komponistenpersönlichkeit ist, war einerseits dem Label cpo zu danken, das die erste Gesamteinspielung vorlegte, nunmehr gefolgt von der BIS-Neueinspielung. Die durchkomponierte Sinfonie Nr. 13 aus dem Jahr 1976 ist ein kompositorisch komplexer Koloss, doch die Tatsache, dass das Werk erst 2014 seine schwedische Konzertpremiere hatte, erklärt sich hieraus nicht. Im Grunde ist die Komposition, trotz ihrer Komplxität tonal durchaus keine stetige Anstrengung für den Hörer. Es gibt zahlreiche Werke im heutigen Konzertleben, die weitaus weniger zugänglich sind.
Vergleicht man die Neueinspielung der für das Orchester zwar anspruchsvollen, aber auch dankbaren Sinfonie mit jener, die 1995 unter Alun Francis vorgelegt wurde, fällt zum einen die hohe Qualität beider Produktionen auf. Vielleicht ist die Neueinspielung unter Christian Lindberg einen Hauch weniger kompromisslos in der Ausarbeitung der Kontraste als die 1993 von der BBC Scotland produzierte CD-Premiere. Gleichzeitig fällt natürlich der außerordentliche Raumklang der Neueinspielung auf, der Steigerungen (etwa in Track 3) mit noch größerer Prägnanz und Klangfülle abbilden kann.
Gleichzeitig aber scheint die neue Einspielung Pettersson, seine legendäre in Musik gesetzte Angst und Verzweiflung etwas zu ‚konventionalisieren‘, musikalisch aus dem Besonderen zu etwas Allgemeinem zu verwandeln. Einerseits scheinen Petterssons Klänge weitaus natürlicher zu fließen, doch weit mehr als bei Alun Francis klingt der Schwede hier wie Ives, Hovhaness und andere. Das soll nicht heißen, dass die Komposition nicht weniger spannend oder komplex klänge – vielleicht sogar im Gegenteil: Unter Christian Lindberg schwingt gleich ein ganzer Teil Musikgeschichte mit, wird die Komposition stärker musikhistorisch verortet. Dies ist bei Repertoireaußenseitern immer wieder eine spannende Angelegenheit. Die brillante Ausführung erweist der Komposition den bestmöglichen Dienst, macht sie doch die Musik etwas leichter zugänglich als unter Francis.
Beide Interpretationen haben nebeneinander gleichen Wert, beleuchten die imposante Komposition aus unterschiedlichen Perspektiven, und wenn das schwedische Orchester rein musikalisch in sich runder klingen mag, so ist dies erst einmal ganz wertfrei zu betrachten. Die Raffinesse, die Francis teilweise aus eben den vorgegebenen Klängen hervorholt, übertrifft gelegentlich sogar Lindbergs Lesart, so dass schlussendlich von einem Gleichstand die Rede sein kann. Der Rest ist Geschmackssache – ich persönlich bevorzuge Francis‘ herbere Darbietung, trotz der herausragenden Klangfarben und Aufnahmetechnik bei Lindberg.
Nicht ganz überzeugen kann der Booklettext, der das Uraufführungsdatum der Sinfonie ebenso verschweigt wie die Tatsache, dass die schwedische Erstaufführung des Werks an Petterssons 103. Geburtstag stattfand.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Pettersson, Allan: Symphonie Nr. 13 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
BIS Records 1 30.09.2015 |
Medium:
EAN: |
SACD
7318599921907 |
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BIS Records Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees. Mehr Info... |
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