> > > Lasso, Orlando di: Magnificat
Donnerstag, 30. November 2023

Lasso, Orlando di - Magnificat

Transferkunst


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Mit dieser Platte unterstreichen die Singphoniker ihren Ruf als eines der vielseitigsten deutschen Vokalensembles - mit einem Repertoire, das von gregorianischer Einstimmigkeit bis zu Poparrangements der Gegenwart reicht.

Im Jahr 2012 veröffentlichten die Singphoniker eine wirklich bemerkenswerte Platte mit Hymnen aus der Feder von Orlando di Lasso. Jetzt untermauern sie diese Schwerpunktsetzung auf dem Feld nobler Musik der Spätrenaissance mit einer Sammlung von sechs Magnificat-Vertonungen di Lassos. Es sind besondere Kompositionen unter den 101 als echt identifizierten Magnificat-Versionen des Münchner Meisters: Sie sind sämtlich auf präexistente Musiken entstanden, oft auch weltlicher Herkunft und werfen ein schönes Schlaglicht auf die in jener Zeit gängige Parodiepraxis, deren Ruf allmählich wiederhergestellt wird – als große Vernetzungskunst, als intensiver Weg kulturellen Transfers. Und es ist meisterlich, wie di Lasso die Vorlagen von Cipriano de Rore, Giachet de Berchem, Josquin Desprez, Claudin de Sermisy, Anselmo de Reulx und Philippe Verdelot für seine geistliche Kunst fruchtbar macht, zum Beispiel die Dichte des sechsstimmigen Satzes, die Klangfülle von Josquins 'Praeter rerum seriem' spiegelt oder die Leichtigkeit der Madrigale von de Rore oder de Sermisy sublimiert. Dieses Prinzip, Qualitätvolles weiterzutragen, lebendig zu halten und als Reverenz an große Zeitgenossen oder Vorläufer zu präsentieren, ist schon eine beeindruckend uneitle Praxis. Freilich darf man nicht vergessen, dass di Lassos Beschäftigung mit diesen Kompositionen zugleich die musikalischen Vorbilder ehrte und deren Kunst neuerlich in den Mittelpunkt rückte.

Edler Ensembleklang

Die Singphoniker beeindrucken immer wieder mit ihrer Vielseitigkeit: In den vergangenen Monaten sind eine Platte mit den ironisch-bitteren Liedern von Georg Kreisler, dann ein Programm mit zeitgenössischer Musik unter anderem von Enjott Schneider und nun dieses Lasso-Album erschienen. Ein stilistisch weiter Raum wird da souverän durchschritten und nichts wirkt gewollt oder erzwungen, alle Sphären sind klar und bezwingend gearbeitet. Der harmonische, charaktervolle Ensembleklang entfaltet sich trefflich. Durch den neuen, sehr guten Countertenor Johannes Euler wirkt er freilich verändert, gerade im Vergleich mit der früheren Lasso-Platte: Das aktuelle Ergebnis scheint etwas weniger brillant in der Höhe, gewissermaßen ‚counter-typischer‘ als es bei Markus Geitner mit seinem gleißend hellen Stimmstrahl der Fall war. Doch fügen sich sämtliche der charakteristischen Farben zu einem nuancenreichen Gesamtbild. Die Intonation ist makellos, unangestrengt, im durchaus dichten kontrapunktischen Satz eine eminente Qualität. Große Linien – man höre beispielhaft Josquin – werden lebendig gestaltet, sehr kundig und dezent gegliedert. Und es wird erstaunlich viel der oft gestisch starken Textmotivation aus den Vorlagen in die Lasso-Sätze transportiert.

Das Klangbild wirkt sehr natürlich, ist von edler Größe, ausgewogen in der Präsenz der Stimmen, mit viel natürlichem Charme. Im Booklet informieren mehrere Texte sehr informativ zum musikalischen Hintergrund ebenso wie zum spirituellen und theologischen Gehalt des Magnificat.

Mit dieser Platte unterstreichen die Singphoniker ihren Ruf als eines der vielseitigsten deutschen Vokalensembles – mit einem Repertoire, das von gregorianischer Einstimmigkeit bis zu Poparrangements der Gegenwart reicht, mit einem bemerkenswerten Schwerpunkt in der Spätrenaissance. Letzteres zeigt dieses sehr fein gesungene, abermalige Lasso-Programm.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Lasso, Orlando di: Magnificat

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
cpo
1
15.10.2015
Medium:
EAN:

CD
761203795727


Cover vergössern

Berchem, Giachet de
 - O s'io potessi donna à 4 -
Despres, Josquin
 - Praeter rerum seriem à 6 -
Lasso, Orlando di
 - Magnificat Sexti Toni, Da le belle contrade à 5 -
 - Magnificat Secundi Toni, O s'io potessi donna à 5 -
 - Magnificat Secundi Toni, Praeter rerum seriem à 6 -
 - Magnificat Secundi Toni, Il est jour à 4 -
 - S'io credessi per morte essere scarco à 4 -
 - Magnificat Secundi Toni, Ultimi miei sospiri à 6 -
Reulx, Anselmo de
 - S'io credessi per morte essere scarco à 4 -
Rore, Cipriano de
 - Da belle contrade à 5 -
Sermisy, Claudin de
 - Il est jour à 4 -
Verdelot, Philippe de
 - Ultimi miei sospiri à 6 -


Cover vergössern

cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...
Titel bei JPC kaufen


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:

  • Zur Kritik... Blutarm: Ein großes Bühnenwerk Carl Heinrich Grauns leider nur in 'musikalischer Gesamteinspielung'. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Schwedische Wunderlampe: Kurt Atterbergs Oper 'Aladin' verzaubert im spätromantischen Stil. Weiter...
    (Karin Coper, )
  • Zur Kritik... Musikalische Andacht: Buxtehudes Membra Jesu Nostri: Opella Nova und Gregor Meyer bieten eine delikate Deutung dieses qualitätvollen Klassikers des barocken Repertoires. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von cpo...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Matthias Lange:

  • Zur Kritik... Später Kontrapunkt: Die Werner-Reihe schreitet voran – mit hoher Qualität in Komposition wie Interpretation. Es gelingt Lajos Rovatkay und seinen Ensembles mühelos, für diese wenig bekannte Musik zu interessieren, ja, zu begeistern. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Meister im kleinen Format: Masaaki Suzuki setzt seine systematischen Bach-Erkundungen im Reich des Chorals fort, mit einem ersten Teil des Orgel-Büchleins. Es ist eine mustergültige Präsentation auf einem der Musik ebenbürtigen Instrument. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Epitaph: Erinnerung an Kaija Saariaho: Avancierte Chormusik, die subtil und ohne grelle Effekte das Reich ambitionierter Techniken auslotet. Der Helsinki Chamber Choir wird den Werken mit der Wirkung des Selbstverständlichen, Natürlichen gerecht. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Matthias Lange...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Elisabethanische Virginalmusik: Pieter-Jan Belder legt eine grandiose Gesamteinspielung des 'My Ladye Nevells Booke' beim Label Brilliant Classics vor. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Shakespeare!: 'Sounds and Sweet Airs' heißt eine neue Platte, deren Inhalt durch den Untertitel 'A Shakespeare Songbook' konkretisiert wird. Weiter...
    (Dr. Jan Kampmeier, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (4/2023) herunterladen (4868 KByte)

Anzeige

Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich