
Badings, Henk - Symphonien Nr. 4 & 5
Unter minderer Spannung
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Henk Badinds Sinfonien Nr. 4 und 5 sind beziehungsreiche Musik. Hier aber fehlt es an Spannung, die orchestralen Texturen sind weitab von jedem Glühen.
David Porcelijns Einsatz für niederländische Orchestermusik ist mittlerweile schon legendär. In der zweiten Folge seiner Gesamteinspielung der Sinfonien von Henk Badings (1907–1987) hat er nun die Sinfonien Nr. 4 und 5 vorgelegt, 1943 bzw. 1949 vollendet. Die Vierte Sinfonie enthält einige wenige Spuren eines kompositorischen Denkens, das zu jener Zeit als ‚entartet‘ galt – das Vorbild Hindemith insbesondere im Hauptteil des Kopfsatzes ist unüberhörbar, und auch Anklänge an Bruckner sind überdeutlich.
Porcelijn leitet die Bochumer Symphoniker umsichtig, erweckt Klänge unterschiedlichster interessanter Textur – doch bleibt seine Interpretation insgesamt etwas zu kalkuliert, zu wenig intensiv; hierdurch gerät die Musik zum schönen Vorhang, ohne dass ihre vollständige Tiefe erkundet würde. Nicht überraschend geraten die ruhigeren Momente (besonders das 'Largo e mesto') überzeugender als die schnelleren. Selbst die imitatorischen Abschnitte im Scherzo bleiben spielerisch-nett statt spannungsvoll-spannend. Auch den langsamen Satz hätte Porcelijn weitaus stärker dramatisch-intensiv ausarbeiten können – dieser bleibt hier weitgehend ein lyrisches Intermezzo, von allen Kriegsunbilden gänzlich unberührt. Hiermit erweist der Dirigent dem eigentlich durchaus attraktiven und gehaltvollen Werk einen eher schlechten Dienst; die sehr gute Aufnahmetechnik ist im Grunde ebenso verschenkte Liebesmüh wie der informative Booklettext.
Die Fünfte Sinfonie weist in Porcelijns Interpretation etwas mehr Spannkraft auf, auch wenn auch diese unter anderen Dirigenten in noch stärkerer Intensität hätte erglühen können. Dennoch hinterlässt die Darbietung, die vom staatlichen Kultur- und Wissenschaftsministerium mit einem Preis ausgezeichnet wurde, durch die in der Komposition vorgegebene Herbheit einen deutlich stärkeren Eindruck als die Vierte Sinfonie, etwa mit der feinsinnigen Instrumentation im langsamen Satz. Das Finale bietet ferne Anklänge an Richard Strauss, ist aber vor allem in der vorliegenden Interpretation abermals deutlich zu wenig überschwänglich im Duktus. Schade um den dadurch etwas verpuffenden Effekt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Badings, Henk: Symphonien Nr. 4 & 5 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
cpo 1 15.10.2015 61:31 2012 |
Medium:
EAN: |
CD
761203766925 |
![]() Cover vergössern |
Badings, Henk |
![]() Cover vergössern |
|
![]() Cover vergössern |
cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag cpo:
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
"Mannheimer goût" mit enormem Eigenwert: David Castro-Balbi und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter Kevin Griffiths überzeugen auf ganzer Linie mit Werken von Johann Stamitz. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Frühbarocke Orgelmusik – at its best: Das Label cpo komplettiert Johann Pachelbels sämtliche Orgelwerke Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:
-
Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Kein überzeugendes Plädoyer: Dem Constanze Quartett mangelt es an rhetorischer Überzeugungskraft, um drei Streichquartette Emilie Mayers zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pionierleistungen: Bedeutsame Dokumente der Havergal-Brian-Diskografie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Lohnende Neuauflage: Hochwertige Liszt-Aufnahmen von Michael Korstick, gesammelt in einer neuen Edition. Weiter...
(Oliver Bernhardt, )
-
Komplexe Kunst: Verlässlich bringt das Orlando Consort wie hier mit Machaut ferne Musik ans Ohr der Gegenwart und lässt sie ebenso regelmäßig auf erstaunliche Weise bei aller Komplexität frisch, relevant und dringlich klingen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
"Mannheimer goût" mit enormem Eigenwert: David Castro-Balbi und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter Kevin Griffiths überzeugen auf ganzer Linie mit Werken von Johann Stamitz. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich