> > > Badings, Henk: Symphonien Nr. 4 & 5
Samstag, 23. September 2023

Badings, Henk - Symphonien Nr. 4 & 5

Unter minderer Spannung


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Henk Badinds Sinfonien Nr. 4 und 5 sind beziehungsreiche Musik. Hier aber fehlt es an Spannung, die orchestralen Texturen sind weitab von jedem Glühen.

David Porcelijns Einsatz für niederländische Orchestermusik ist mittlerweile schon legendär. In der zweiten Folge seiner Gesamteinspielung der Sinfonien von Henk Badings (1907–1987) hat er nun die Sinfonien Nr. 4 und 5 vorgelegt, 1943 bzw. 1949 vollendet. Die Vierte Sinfonie enthält einige wenige Spuren eines kompositorischen Denkens, das zu jener Zeit als ‚entartet‘ galt – das Vorbild Hindemith insbesondere im Hauptteil des Kopfsatzes ist unüberhörbar, und auch Anklänge an Bruckner sind überdeutlich.

Porcelijn leitet die Bochumer Symphoniker umsichtig, erweckt Klänge unterschiedlichster interessanter Textur – doch bleibt seine Interpretation insgesamt etwas zu kalkuliert, zu wenig intensiv; hierdurch gerät die Musik zum schönen Vorhang, ohne dass ihre vollständige Tiefe erkundet würde. Nicht überraschend geraten die ruhigeren Momente (besonders das 'Largo e mesto') überzeugender als die schnelleren. Selbst die imitatorischen Abschnitte im Scherzo bleiben spielerisch-nett statt spannungsvoll-spannend. Auch den langsamen Satz hätte Porcelijn weitaus stärker dramatisch-intensiv ausarbeiten können – dieser bleibt hier weitgehend ein lyrisches Intermezzo, von allen Kriegsunbilden gänzlich unberührt. Hiermit erweist der Dirigent dem eigentlich durchaus attraktiven und gehaltvollen Werk einen eher schlechten Dienst; die sehr gute Aufnahmetechnik ist im Grunde ebenso verschenkte Liebesmüh wie der informative Booklettext.

Die Fünfte Sinfonie weist in Porcelijns Interpretation etwas mehr Spannkraft auf, auch wenn auch diese unter anderen Dirigenten in noch stärkerer Intensität hätte erglühen können. Dennoch hinterlässt die Darbietung, die vom staatlichen Kultur- und Wissenschaftsministerium mit einem Preis ausgezeichnet wurde, durch die in der Komposition vorgegebene Herbheit einen deutlich stärkeren Eindruck als die Vierte Sinfonie, etwa mit der feinsinnigen Instrumentation im langsamen Satz. Das Finale bietet ferne Anklänge an Richard Strauss, ist aber vor allem in der vorliegenden Interpretation abermals deutlich zu wenig überschwänglich im Duktus. Schade um den dadurch etwas verpuffenden Effekt.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Badings, Henk: Symphonien Nr. 4 & 5

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
Aufnahmejahr:
cpo
1
15.10.2015
61:31
2012
Medium:
EAN:

CD
761203766925


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Badings, Henk
 - Symphonie Nr. 4 - Lento - Allegro
 - Symphonie Nr. 4 - Scherzo. Presto
 - Symphonie Nr. 4 - Largo e mesto
 - Symphonie Nr. 4 - Allegro
 - Symphonie Nr. 5 - Lento - Allegro
 - Symphonie Nr. 5 - Scherzo. Presto
 - Symphonie Nr. 5 - Largo
 - Symphonie Nr. 5 - Presto


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Dirigent(en):Porcelijn, David
Orchester/Ensemble:Bochumer Symphoniker


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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