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Montag, 25. September 2023

Moeran, Ernest John - Volkslieder

Mehr Lied als Volksliedbearbeitung


Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die Naxos-Übernahme von Aufnahmen der British Music Society ist im Falle der Volksliedbearbeitungen von Ernest John Moeran besonders verdienstvoll und erfreulich.

Die Konversion von CD-Veröffentlichungen der British Music Society zu Naxos geht weiter mit einer bei ihrer Erstveröffentlichung 2010 herzlich willkommenen Produktion der Volksliedbearbeitungen von Ernest John Moeran (1894–1950). Moeran, dessen Sinfonie g-Moll immer noch viel zu sehr im Schatten von Vaughan Williams und Bax steht, gehörte wie Vaughan Williams zu den eifrigen britischen Volksmusiksammlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und seine Sinfonie erhält durch Verwendung von Volksgut eine zusätzliche Dimension. Die vorliegende CD bietet insgesamt 26 Stücke zumeist für Solostimme und Klavier, in drei Fällen unterstützt durch Männerstimmen. Moerans Tätigkeitsfeld lag in Suffolk und Norfolk (an der englischen südlichen Nordseeküste also) und in der irischen Grafschaft Kerry, wohin es ihn seit seiner Regeneration nach Kriegsverwundung 1917 immer wieder zog und wo er auch starb. Die Volksbearbeitungen sind keineswegs einfache Transkriptionen des Gehörten, sondern kunstvolle Ausarbeitungen, mit teilweise durchaus anspruchsvollem Klavierpart und auch nicht zu leichter Stimmbehandlung.

Die gesamte Einspielung erfreut durch große Frische, mit der jugendlichen Stimme des Baritons Marcus Farnsworth; der Weybridge Male Voice Choir singt mehr naturhaft denn kultiviert – durchaus nicht unpassend für die vorgetragenen Stücke. Der 'Gaol Song' macht klar, wo genau Moeran zu verorten ist – als wichtiges Verbindungsglied zwischen Vaughan Williams und Britten. Farnsworth, ein würdiger Nachfolger Stephen Varcoes und Graham Trews, konnte sich bereits in unterschiedlichsten Bereichen profilieren, prominent darunter vor allem dem britischen Lied (siehe meine unten verlinkte Rezension). Seine Stimme ist von klarer Linie und vorbildlicher Diktion. Die unterschiedlichen Register sprechen gleichermaßen gut ein, das Piano ist ebenso präsent wie das Forte. Selbst die extreme Tiefe ('The North Sea Ground') bereitet Farnsworth keine Schwierigkeiten, und dass sein Timbre in der Höhe eher weiß wird, wird nur jene Geschmacksfanatiker stören, die sich eine kernigere Stimme für die Lieder wünschen.

Der Tenor Adrian Thompson erweist sich hier fast als Nestor der Produktion. Seine musikalische Erfahrung (die sich auch in dem einen oder anderen nicht ganz kontrollierten Vibrato niederschlägt (einen Hauch Peter Pears findet man mittlerweile in Thompsons Stimme) findet in 'Father and Daughter' und 'The Isle of Cloy' einen beglückenden Höhepunkt. Die musikalische Dichte der sieben Folksongs aus der Grafschaft Kerry sind die abschließende emotionale Krönung der CD. Das sind kaum Volksliedbearbeitungen, das sind anspruchsvolle Lieder mit starkem musikalischen Gehalt, mit tiefer Emotion und exemplarischer Diktion vorgetragen.

John Talbot, der sich schon lange für Moerans Schaffen einsetzt, sich aber auch sonst sehr für die britische Musik verdient gemacht hat (ganz wichtig seine CD mit Cellosonaten von John Foulds, Ernest Walker und York Bowen), bietet auf dem Steinway-Flügel ein großes Spektrum an Stimmungen, immer inspiriert und warm, nie grell und äußerlich.

Insgesamt darf man von einer äußerst verdienstvollen Veröffentlichung sprechen, die die großen CD-Labels zunächst schlicht verpasst haben; die Übernahme durch Naxos ist längst überfällig, nur eins ist bedauerlich: dass das opulente Booklet der Erstveröffentlichung nicht beibehalten werden konnte und einer an der falschen Stelle Geld sparenden Schmalspurigkeit weichen musste.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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    Moeran, Ernest John: Volkslieder

Label:
Anzahl Medien:
Naxos
1
Medium:
EAN:

CD
747313135974


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Naxos

Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop.


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