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Montag, 25. September 2023

Abos, Girolamo - Chorwerke

Neuneapolitaner


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die Kölner Akademie macht mit geistlichen Chorwerken von Girolamo Abos bekannt. Die Umsetzung ist stilsicher, wenn auch die solistische Chorbesetzung nicht zu überzeugen vermag.

Dass es jenseits der allbekannten Musikzentren viele heute vergessene ‚Kulturnischen‘ weltweit gab, wird von der Musikgeschichtsschreibung gerne vergessen, um ein schönes simples (bzw. simplifizierendes) Bild der Musikgeschichte malen zu können. Wo gehört dann aber Girolamo Abos hin (1715–1760)? Ist er einfach ein weiterer heute vergessener Schöpfer von Kirchenmusik neapolitanischer Prägung? Jedenfalls war Abos ein Komponist hochwertiger Kirchen- (und wohl auch weltlicher) Musik (an weltlichen Werken liegt von ihm noch nichts auf Tonträger vor). Ein Anhänger des neapolitanischen galanten Stils, erweist sich Abos als Komponist kraftvoller, melodienreicher und harmonisch attraktiver Musik, die es mit Haydns frühen Messen durchaus messen kann.

Die vorliegende CD präsentiert drei unterschiedlich besetzte Kirchenmusikwerke, ein 'Benedictus Dominus Deus Israel' für Soli, Chor und Orchester, ein 'Magnificat' für Chor und Orchester, beide wohl aus Abos‘ letztem Lebensjahrzehnt, sowie eine auf 1756 datierbare 'Missa a due cori'. Die Vielgestaltigkeit der musikalischen Sätze setzt Michael Alexander Willens mit seiner Kölner Akademie stil- und geschmackssicher um. Diskussionswürdig ist die Entscheidung, den Chor jeweils solistisch zu besetzen. Sicher wäre dies nicht die Aufführungsregel in Neapel gewesen, und auch die Aussprache der lateinischen Sprache entspricht sicher nicht den Gepflogenheiten damaliger Zeit.

Die einzelnen musikalischen Leistungen sind überaus erfreulich – die frisch und elegant aufspielende Kölner Akademie, die zehn Sängerinnen und Sänger, die ihre Partien technisch und musikalisch bewältigen – allen voran die Sopranistin Maïlys de Villoutreys und der Bariton Mauro Borgioni. Doch will sich nicht recht ein befriedigendes Ganzes einstellen. Insbesondere die Unterscheidung Solisten-Chor wird durch die solistische Chorbesetzung konterkariert. Im Booklet hätte Willens diese Entscheidung rechtfertigen können – so bleibt der Eindruck einer Notlösung, weil ihm kein Chor zur Verfügung stand (gibt es in Köln keinen Chor, mit dem er hätte zusammenarbeiten können?). Auch sonst ist das Booklet nicht ganz befriedigend. Von kleineren Druckfehlern abgesehen, muss gefragt werden, warum die CD ‚A Maltese Christmas‘ genannt wird, wo Abos doch seine ganze musikalische Karriere in Neapel verbrachte. Auch von Weihnacht keine Spur (es sei denn, man bezieht das 'Magnificat' im engeren Sinne darauf). Aber was schadet‘s? Die herrliche Musik lohnt eine Erkundung, da können wir interpretatorische Spitzfindigkeiten schnell beiseite legen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Abos, Girolamo: Chorwerke

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
cpo
1
15.09.2015
Medium:
EAN:

CD
761203797820


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Abos, Girolamo
 - Benedictus Dominus Deus Israel - Benedictus Dominus Deus
 - Benedictus Dominus Deus Israel - Salutem ex inimicis
 - Benedictus Dominus Deus Israel - Ut sine timore
 - Benedictus Dominus Deus Israel - In sanctitate
 - Benedictus Dominus Deus Israel - Et tu puer
 - Benedictus Dominus Deus Israel - Per viscera misericordiae
 - Benedictus Dominus Deus Israel - Gloria Patri
 - Benedictus Dominus Deus Israel - Sicut erat-Amen
 - Magnificat - Magnificat
 - Magnificat - Et exultavit spiritus
 - Magnificat - Et misericordia
 - Magnificat - Fecit potentiam


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Dirigent(en):Willens, Michael Alexander
Orchester/Ensemble:Kölner Akademie


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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