
Penderecki, Krzysztof - Konzerte für Violine und Viola
Oberflächliche Wirkung
Label/Verlag: DUX
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine Neueinspielung zweier Konzerte Krzysztof Pendereckis setzt eher auf die Oberfläche denn auf die Details und kann nicht so recht überzeugen.
Es ist schon seltsam, was Maciej Towrek in dieser Produktion des polnischen Labels DUX als Dirigent des Polish Sinfonia Iuventus Orchestra mit Krzysztof Pendereckis 'Concerto per violino ed orchestra No. 1' (1976-77) anstellt: Natürlich, das Werk ist eine große, allumfassende Klage, die mit bedrohlich verschwommenen Klängen in den tiefen Registern anhebt; doch bleibt diese diffuse Stimmung über die ganze Aufnahme hinweg relativ konstant, sodass die Konturen der Instrumentalstimmen immer etwas verwaschen erscheinen und auch lichter instrumentierte Passagen sich kaum davon absetzen. Towrek, so scheint es, setzt eher auf den Effekt der Verschleierung als auf Klarheit und vermeidet bewusst die strahlenderen Momente, was bei einem Stück von über 40 Minuten Dauer dann doch zu einer gewissen Eintönigkeit führt.
Allein der Geiger Konstanty Andrzej Kulka setzt diesem Eindruck etwas entgegen, wenn er sich aus diesem schwerfälligen Klanggemisch heraushebt und das Stück durch sein Spiel belebt. Es macht Freude, ihm dabei zuzuhören, wie er den Solopart in unterschiedliche Richtungen auslotet, die virtuoseren Passagen gegen die fein abgetönten Klagephrasen setzt und schließlich in den komplexen Kadenzabschnitten zur Höchstform aufläuft. Dennoch spielt Kulka hier weitaus weniger stringent als in seiner 2003 bei Naxos erschienen der Aufnahme mit dem Polish National Radio Symphony Orchestra unter Leitung von Antoni Wit, die zudem auch in Bezug auf Orchesterklang und instrumentale Balance dieser aktuellen Einspielung überlegen ist. Denn insgesamt hätte die Solovioline stärker aus dem Gesamtklang herausgehoben werden können, da sie gelegentlich vom Orchester verdeckt oder verschluckt wird.
Die Kombination des ersten Violinkonzerts mit dem 'Concerto per viola ed orchestra' (1983) ist insofern sinnvoll, als auch diese Komposition – wenn auch nur im Rahmen eines halb so langen Formverlaufs – der Klage gewidmet ist. Auch diese Aufnahme, vom Komponisten selbst dirigiert, leidet ein wenig an Oberflächlichkeit und mangelnder Deutlichkeit, da hier beispielsweise die Kontrapunktik hätte stärker herausgearbeitet werden könnte. Dennoch wirkt das Werk – auch aufgrund seiner vielgliedrigen Unterteilung in ineinander übergehende Abschnitte unterschiedlicher Färbung – abwechslungsreicher als das Violinkonzert. Der Bratschist Robert Kabara (der 2010 wiederum als Geiger eine schöne Interpretation des ersten Violinkonzerts bei Channel Classics unter Leitung des Komponisten vorgelegt hat) überzeugt durch seine facettenreiche Wiedergabe, die ganz darum bemüht ist, die dramatische Struktur des Werkes samt seiner bewegten Dialoge mit den Orchestermusikern herauszuarbeiten und dabei durch die Exploration der klangfarblichen Finessen überzeugt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Penderecki, Krzysztof: Konzerte für Violine und Viola |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
DUX 1 03.07.2015 |
Medium:
EAN: |
CD
5902547011851 |
![]() Cover vergössern |
DUX Das polnische Label DUX wurde 1992 von Malgorzata Polanska und Lech Tolwinski, beides Absolventen der Toningenieur-Fakultät der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau, gegründet. Hauptanliegen war die Produktion von Aufnahmen mit klassischer Musik, wobei man von Anfang an höchste Ansprüche an künstlerische und technische Standards stellte.Viele Aufnahmen von Dux erlangten sowohl in Polen als auch im Ausland breites Interesse bei Publikum und Kritik, die sich in zahlreichen Preisen und Auszeichnungen widerspiegelt. Ein Schwerpunkt des Labels ist natürlich das reiche musikalische Erbe Polens, das weitaus mehr umfasst als Chopin oder Penderecki. Im Katalog finden sich daher neben bekannteren Namen wie Wieniawski, Szymanowski oder Lutoslawski auch zahlreiche hierzulande bislang weniger bekannte oder völlig unbekannte Komponisten von der Renaissance bis zur Gegenwart, wie Ignaz Jan Paderewski, der Klaviervirtuose und spätere Premier- und Außenminister der Zweiten Polnischen Republik oder Stanislaw Moniuszko, ein Zeitgenosse Verdis und Schöpfer der polnischen Nationaloper. Aber auch zahlreiche polnische Künstler, Ensembles und Orchester gilt es bei DUX zu entdecken, darunter international renommierte Namen wie beispielsweise die gefeierte Altistin Ewa Podles. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag DUX:
-
Der Weg zu einer angemessenen Wiedergabe von Streichquartetten um 1900: Die frühen Streichquartette Reinhold Glières erweisen sich als überraschend schwierig auszuführen. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Unbekannte Kompositionen aus dem alten Ostpreußen: Musikalische Fundstücke geistlicher Musik aus dem Ermland können nur bedingt begeistern. Weiter...
(Diederich Lüken, )
-
Virtuos, aber klanglich nicht optimal: Bläser-Kammermusik vom Trio bis zum Sextett: Vier Werke aus der Feder von Jean Françaix in technisch sehr guten, klanglich nicht optimalen Interpretationen. Weiter...
(Dr. Michael Loos, )
Weitere CD-Besprechungen von Prof. Dr. Stefan Drees:
-
John Bull und andere: Im sechsten Teil seiner Gesamteinspielung des 'Fitzwilliam Virginal Book' kombiniert der Cembalist Pieter-Jan Belder Stücke von John Bull mit einzelnen Kompositionen unbekannterer Tonsetzer. Weiter...
(Prof. Dr. Stefan Drees, )
-
Arbeit an klanglichen Feinheiten: Die zweite DVD der Reihe 'Lachenmann Perspektiven' widmet sich der Komposition 'Air'. Weiter...
(Prof. Dr. Stefan Drees, )
-
Blick in die Interpretationswerkstatt: Eine neue DVD-Reihe vermittelt unschätzbare Einblicke in die musikalischen und technischen Problemstellungen von Helmut Lachenmanns Musik. Weiter...
(Prof. Dr. Stefan Drees, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Russische Cello-Raritäten: Marina Tarasova stellt hier zwei bemerkenswerte russische Cellosonaten des 20. Jahrhunderts vor. Weiter...
(Dr. Jan Kampmeier, )
-
Nicht verwandt und nicht verschwägert: Klaviermusik vom Mozart-Freund. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Federleicht wie Träume: Aufbruch in die Klangwelten Salvatore Sciarrinos. Weiter...
(Michael Pitz-Grewenig, )
Portrait

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich