
Schubert, Franz - Klaviertrios
Franz Schubert blickt in den Rückspiegel
Label/Verlag: Tudor
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Moskauer Rachmaninow-Trio legt die klassischen Wurzeln der Klaviertrios von Franz Schubert frei. Das gibt der Musik eine atmende Leichtigkeit und filigrane Dichte.
Das Rachmaninow-Trio aus Moskau kommt mit Schubert auf den Markt, nachdem die Musiker bereits zahlreiche gängige Trios ihrer russischen Landsleute aufgenommen haben, wie die Werke von Tschaikowsky, Glinka und natürlich vom Namensgeber Rachmaninow. Wer die Russen vorher nie in einem der wenigen Konzerte, die sie in Westeuropa geben, gehört hat, erwartet nun eine Aufnahme, in der es so richtig romantisch zur Sache geht. Eine Überraschung ist es aber, das Gegenteil zu hören. Der Pianist Viktor Yampolsky spielt, als wäre er beim Gottvater der Triopianisten, Menahem Pressler, in die Schule gegangen. So feine, durchsichtige Akkorde und Läufe serviert er, dass die beiden Streicher nicht die geringste Mühe haben, klanglich auf Augenhöhe zu agieren. Daraus wird eine Schubert-Interpretation, die weder wehmütig noch dramatisch daherkommt, sondern eher die Sonne scheinen lässt. Hier wird das Maß des Klassikers Schubert gewahrt, denn obwohl die Trios in dessen letzten Lebensjahren (1827 und 1828) entstanden sind, erlauben sie sich sehr wenige romantische Freiheiten – wenn man einmal von Schubert-typischen Tonartrückungen und den ‚himmlischen Längen‘ absieht. Dem klassischen Maß der Form wird von den russischen Musikern auch mit dem Tempo der Sätze entsprochen: Die Geschwindigkeit in den Ecksätzen und Scherzi wird nicht übertrieben, die langsamen Sätze werden, wie es vorgeschrieben ist, 'Andante' und nicht 'Adagio' gespielt.
Kleine Ungenauigkeiten im Zusammenspiel und einige Mitsummer (des Pianisten?) sowie kleine Wackler im Zusammenspiel kann man konstatieren, sie sind aber nicht von Bedeutung. Vielleicht weisen sie darauf hin, dass das Trio zwar seit 1995 besteht, die drei Musiker aber hauptsächlich als Solisten auftreten, in anderen Kammermusikformationen tätig sind, in Moskauer Orchestern an führender Position spielen oder auch am Moskauer Konservatorium unterrichten. Ihre Art, Schubert zu spielen, ist sicher auch dadurch geprägt, dass alle drei nicht allein durch die Moskauer ‚russische‘ Schule gegangen sind. Der Pianist Viktor Yampolsky bringt viel Erfahrung mit im Mozartspiel, als Klavierbegleiter und als Interpret zeitgenössischer Musik. Neue Musik ist auch ein Schwerpunkt für die Cellistin Natalia Sawinowa, und der Geiger Michael Tsinman hat immerhin den Mozartwettbewerb in Salzburg gewonnen.
Die Schubert-Aufnahmen entstanden 2013 und wurden nun vom Schweizer Label Tudor herausgebracht. Besonders verdienstvoll ist zu erwähnen, dass die Trios auf einer Doppel-CD herauskommen – mit zusätzlichen Ergänzungen: Da ist zum einen der wenig bekannte Triosatz in B-Dur, den Schubert bereits 1812 geschrieben hatte, als er Kompositionsschüler von Antonio Salieri war. Die zweite Ergänzung ist das sogenannte 'Notturno'. Es wird angenommen, dass Schubert es ursprünglich als langsamen Satz für das Es-Dur-Trio gedacht, dann aber verworfen hatte. Der Titel 'Notturno' stammt vom Verleger Diabelli, der den Satz 1846 veröffentlichte.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schubert, Franz: Klaviertrios |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Tudor 2 28.08.2015 |
Medium:
EAN: |
CD
812973016014 |
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