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Donnerstag, 30. November 2023

Beethoven, Ludwig van - Sämtliche Streichquartette

Gesammelte Werke


Label/Verlag: Thorofon
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das Streichquartett war eine Gattung, die Beethoven sein ganzes Leben lang begleitete – und so widmete sich auch das Berliner Ensemble immer wieder Beethovens Streichquartetten.

Das Philharmonia Quartett Berlin stellte sich im Laufe der Jahre der großen Aufgabe, sämtliche Streichquartette Ludwig van Beethovens einzuspielen. Das Ergebnis vereinte das Label Thorofon 2015 in einer vom Portrait des Komponisten gezierten Sammelbox mit acht CDs. Zusätzlich sind noch 'Allegro und Fuge' aus op. 81 von Felix Mendelssohn-Bartholdy enthalten. Das weltweit geschätzte Ensemble, bestehend aus Daniel Stabrawa, Christian Stadelmann, Neithard Resa und Dietmar Schwalke (bis 2009: Jan Diesselhorst), wurde für seine Einspielungen mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem erhielt auch die in dieser Sammlung enthaltene Einspielung von op. 130 und 133 ('Große Fuge') den Echo Klassik im Jahr 2000.

Das umfangreiche zweisprachige Booklet (Deutsch und Englisch) enthält neben einer Schilderung der Entstehungsgeschichte der einzelnen Werke auch Verweise auf das Quartettschaffen von Haydn und Mozart sowie teilweise kurze, überblicksartige Analysen oder Beschreibungen mancher Sätze. Somit bietet es dem interessierten Hörer viele Informationen und ist ihm ein guter und kompetenter Begleiter über die gesamte Aufnahme hinweg. Was allerdings komplett fehlt, ist eine Trackliste und somit eine Übersicht über die jeweils auf der CD enthaltenen Sätze in schriftlicher Form, die allerdings auf der CD jeweils aufgedruckt sind. Für weitere Verwirrung sorgt die Nummerierung (bzw. deren Fehlen) der CDs.

Insgesamt werden dynamische Kontraste und Steigerungen vom Ensemble sehr schön herausgearbeitet. Allerdings wirkt die Einspielung in manchen Sätzen sehr oberstimmenlastig: Liegt die Melodie in der ersten Violine, sind die eingeworfenen Begleitmotive der anderen Instrumente sehr leise, wohingegen die Melodie in anderen Instrumenten teilweise deutlich zurückhaltender vorgetragen wird und die Begleitmotive der ersten Violine im Verhältnis dazu zu laut und selbstbewusst wirken, so zum Beispiel im ersten Satz von op. 18, Nr. 4 (c-Moll), im dritten Satz von op. 59, Nr. 1 (F-Dur) oder im dritten Satz von op. 59, Nr. 2 (e-Moll). Während manche Werke fast schon etwas brav wirken (beispielsweise op. 18, Nr. 4 (c-Moll)), ist das Spiel des Philharmonia Quartetts bei anderen Werken sehr ausdrucksstark (wie etwa bei op. 18, Nr. 5 (A-Dur) oder bei op. 59, Nr. 1 (F-Dur).

Wenn man dem Ensemble die Freude am Spiel anhören kann, wie etwa beim Kopfsatz von op. 18, Nr. 6 (B-Dur), ist die Einspielung fesselnd und lässt keine Wünsche offen, doch leider ist das nicht bei allen Sätzen der Fall. Die Scherzi bzw. scherzoartigen Sätze sind meist sehr gelungen und überzeugend umgesetzt, wozu die wunderbar leichte Ausführung der Springbögen beiträgt. Im Variationensatz von op. 18, Nr. 5 (A-Dur) drängen die begleitenden Wechselnotenmotive der beiden Violinen zeitweilig unangenehm in den Vordergrund, während die Melodie von Viola und Violoncello verhältnismäßig zu leise im Hintergrund sind. Im Finale von op. 18, Nr. 6 (B-Dur) setzen die Musiker die von Beethoven komponierten Kontraste expressiv und mit viel Feingefühl um. Die ‚Rasumowsky-Quartette‘ (op. 59, Nr. 1-3) begeistern insgesamt ebenfalls mit ihrer Ausdrucksstärke und Eindringlichkeit. Großes Einfühlungsvermögen beweist das Ensemble bei den bezaubernden Kantilenen im langsamen Satz des zweiten ‚Rasumowsky-Quartetts‘ und des ‚Harfenquartetts‘ Es-Dur op. 74, während die beschwingte Leichtigkeit des Finalsatzes unbeschwert und sorglos umhertänzelt. Sehr gut gelungen sind auch der düster-melancholische zweite Satz sowie der von kraftvoller Energie übersprudelnde Finalsatz von op. 69, Nr. 3 (C-Dur). Auch der schwindelerregende, ungestüme dritte Satz des ‚Harfenquartetts‘ reißt den Hörer sofort mit. Große Virtuosität beweisen die Musiker im sehr schnellen zweiten Satz von op. 130 (B-Dur).

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Sonja Jüschke Kritik von Sonja Jüschke,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Beethoven, Ludwig van: Sämtliche Streichquartette

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Thorofon
8
26.06.2015
Medium:
EAN:

CD
4003913126146


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Thorofon

In der nunmehr über 40jährigen Tradition von THOROFON wurde ein respektabler, vielfach preisgekrönter Katalog aufgebaut. Eine Schatztruhe für besondere musikalische Raritäten, die die Lücken in der Überlieferung der musikalischen Tradition ein bisschen verkleinern, und außerdem jungen, talentierten Interpreten eine Chance geben. Zu unseren Schätzen gehören ebenfalls Gesamteinspielungen von Ludwig van Beethovens Klaviersonaten, sämtliche Werke für Klavier solo von Johannes Brahms, Gesamtausgabe der Kammermusik von Josef Rheinberger, das Gesamtwerk von Louis Ferdinand Prinz von Preussen, das komplette Klavierwerk von Robert Schumann, eine Gesamteinspielung der Max Reger Kompositionen auf 13 CD, die das abwechslungsreiche Repertoire von THOROFON abrunden.

Auszeichnungen wie der ECHO KLASSIK (17 mal!) oder der Preis der Deutschen Schallplattenkritik versinnbildlichen den Anspruch des Labels und unterstreichen die Qualität der Produkte.

THOROFON ist ein Label der BELLA M USICA EDITION JÜRGEN RINSCHLER.


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