
Beethove, Ludwig van - Missa solemnis
Der Chor als Star
Label/Verlag: BR-Klassik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Interpreten stellen sich bei dieser Aufnahme von Beethovens 'Missa solemnis' vollkommen in den Dienst der Musik. Das Ergebnis ist tief bewegend.
Beethovens 'Missa solemnis' stellt immense Anforderungen und ist gerade deshalb immer wieder eine Art Prüfstein für alle Beteiligten. Beethoven selbst schreibt in seinem Konversationsheft: ‚Es ist ein Werk der Ewigkeit.‘ Dem kann man zustimmen, denn ungeheuer modern instrumentiert und auch harmonisch richtungsweisend in seiner Komplexität, sprengt das Werk jeden Rahmen der Vergleichbarkeit, steht wie ein strahlender Stern am Firmament der geistlichen Musik.
Die Liveaufnahme vom Herbst 2014 aus dem Münchner Herkules Saal ist eine der besten Einspielungen der letzten Jahre. Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks musizieren hier unter der Leitung von Bernard Haitink. Alle Instrumentalisten und Vokalisten sind bei der Aufführung der 'Missa solemnis' ungemein gefordert; die jähen dynamischen Kontraste sowie die extrem schnellen Tempi verlangen höchste Virtuosität von allen Mitwirkenden. Des Weiteren bedarf die 'Missa solemnis' eines durchgängigen Spannungsbogens, der auch bei den Satzwechseln nicht abbrechen darf. Dynamischer Gestaltungswille muss von der ersten bis zur letzten Note von allen Künstlern angestrebt werden, nur dann kann sich das Werk glanzvoll entfalten und Gefühle vermitteln, die das Publikum im Innersten berühren können.
Man darf wohl behaupten, dass der Chor in dieser Komposition der Hauptakteur zu sein hat. Dieser führenden Rolle wird der ungemein homogen singende Chor des Bayerischen Rundfunks wiederum vollauf gerecht. Die Ausgestaltung des Texts steht immer im Vordergrund, selbst die fordernden Tempi im 'Gloria' (Schlusspassage) verleiten nicht zu einer Gestaltung, die ins Schrille abgleitet. Der Chorleiter Peter Dijkstra hat wundervolle Arbeit geleistet. Eine tief beeindruckende Verinnerlichung prägt die gesamte Aufnahme; auch das Orchester ist in diese Tiefen auslotende Deutung hervorragend eingebunden.
Schade nur, dass dem Solo-Violinisten Anton Barachovsky dann doch etwas klangliche Substanz fehlt, um die Dynamik der Gesamtaufnahme aufrechtzuhalten; sein Spiel klingt im wunderbaren 'Benedictus' eine Nuance zu zaghaft, der Klang ist schwingungsarm. Im Schlusssatz, dem 'Agnus Dei', wird dann leider auch vom Orchester der strahlende Erlösungsgedanke mit den eminent wichtigen musikalischen ‚Lichteffekten‘ nicht überzeugend zur Geltung gebracht.
Die Solisten sind durchweg alle mehr als zufriedenstellend, auch hier wird nicht forciert. Sopran Genia Kühmeier und Mezzosopran Elisabeth Kulman sowie die Herren Mark Padmore (Tenor) und Hanno Müller-Brachmann (Bassbariton) geben diesem komplexen Werk einen grandiosen Solistenrahmen, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu singen. Ungemein einfühlsamer Gesang prägt die gesamte Einspielung. Wer bei diesem Konzert nicht dabei war, hat etwas verpasst. Zum Glück gibt es diesen Mitschnitt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Beethove, Ludwig van: Missa solemnis |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
BR-Klassik 1 27.04.2015 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4035719001303 900130 |
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"Ursprünglich sollte sie eine Festmesse zur Inthronisation des Erzherzogs Rudolph einem Klavierschüler Beethovens zum Erzbischof von Olmütz sein. Doch sie wurde nicht fertig und entwickelte sich bis zu ihrer Vollendung 1823 zu einem Kunstwerk weit jenseits der liturgischen Vorgaben. Mit der Vorrede »Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen« steckte Beethoven in seiner Missa solemnis ein gänzlich neues Feld ab: eine sehr persönliche und doch zu allgemeiner Wahrheit strebende musikalische Ausdeutung des alt ehrwürdigen Mess-Ordinariums. Alte Satztechniken, Tonarten und traditionelle rhetorische Formeln, aber auch das besinnungsvolle Präludium mit dem großen Violinsolo sowie die mit Militärsignalen eingeleitete Bitte um Frieden im Agnus Dei verbinden sich in groß angelegter Form zu einem einzigartigen Tableau Beethovenschen Könnens und Denkens ein Werk, das seit seiner Uraufführung 1824 in Sankt Petersburg in den Konzertsälen der Welt zu Hause ist. BR-KLASSIK präsentiert mit der aktuellen Produktion der Missa solemnis ebenso wie bei der zuvor erschienenen CD mit Haydns Schöpfung eine Premiere: die Ersteinspielung von Beethovens Missa solemnis unter der Stabführung von Bernard Haitink, dem Grandseigneur unter den derzeitigen Weltkasse-Dirigenten. Seine Wahl der Klangkörper dazu war nicht zufällig, verbindet ihn doch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eine über 55-jährige Zusammenarbeit. Hinzu treten der Chor des Bayerischen Rundfunks und ein fein abgestimmtes Solistenensemble, bestehend aus Genia Kühmeier, Elisabeth Kulman, Mark Padmore und Hanno Müller-Brachmann. Bernard Haitink realisiert in dieser Einspielung jugendlich leichtes, vorwärtsdrängendes Musizieren und lotet die Tiefe der Beethovenschen Partitur mit großer Altersweisheit musikalisch in alle Richtungen aus. ___________________________________________ It was originally intended as a Solemn Mass for the investiture of the Archduke Rudolph, one of Beethoven's piano pupils, as the Archbishop of Olomouc. Beethoven did not complete the piece in time, however, and when he did finally finish it in 1823, it had developed into a work of art that far exceeded the liturgical requirements. With its dedication "Arising in the heart, may it return to the heart!" Beethoven's "Missa solemnis" enters entirely new territory as a musical interpretation deeply personal, yet aspiring to general truth of the old and venerable Mass Ordinary. The old compositional techniques, modes, and traditional rhetorical formulae, the deeply contemplative prelude with the great violin solo, and also the plea for peace introduced by military sounds in the Agnus Dei, all combine on a large scale to form a unique tableau of Beethoven's skills and ideas. Ever since its premiere in 1824 in St. Petersburg, this work has been at home in all the concert halls of the world. With the current production of the "Missa solemnis", BR-KLASSIK presents a premiere just as it did with the previously released CD of Haydn's "Creation". This is the first recording of Beethoven's "Missa solemnis" under the baton of Bernard Haitink, that grand seigneur among today's world-class conductors. His choice of orchestra for it was no accident; he has after all been connected with the Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks for more than 55 years now. They are joined by the Chorus of the Bayerischer Rundfunk and a finely coordinated ensemble of soloists, consisting of Genia Kühmeier, Elisabeth Kulman, Mark Padmore and Hanno Müller-Brachmann. In this recording Bernard Haitink achieves a light and youthful urgency, plumbing all the musical depths of Beethoven's score with great wisdom of age. " |
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BR-Klassik BR-KLASSIK, das Label des Bayerischen Rundfunks (BR), veröffentlicht herausragende Live-Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), des Chors des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie der Konzertreihe musica viva. Dabei ist es ein wesentliches Ziel des Senders, über seine Radio- und TV-Programme hinaus auch digital sowie via CD und DVD allen Musikfreunden weltweit Zugang zu besonderen Aufnahmen zu bieten und auf diese Weise auch jenes Publikum zu erreichen, welches keine Möglichkeit hat, die Konzerte der internationalen Tourneen selbst vor Ort live zu erleben. Neben den jeweiligen Chefdirigenten wie beispielsweise Mariss Jansons oder Sir Simon Rattle finden sich großartige Künstlerpersönlichkeiten wie Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Bernard Haitink und viele andere mehr. Die Reihe BR-KLASSIK WISSEN liefert unterhaltsame und kurzweilige Hörbiografien von Jörg Handstein mit vielen Hintergrundinformationen und Musikbeispielen auf jeweils 4 CDs, erzählt von Udo Wachtveitl sowie spannende Werkeinführungen in bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte. Durch die Reihe BR-KLASSIK ARCHIVE werden historische Aufnahmen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wieder verfügbar. Beispielsweise die legendäre Aufführung des Verdi-Requiems unter der Leitung Ricardo Mutis mit Jessye Norman, Agnes Baltsa, José Carreras und Jewgenij Nesterenko und dem Chor des BR im Jahr 1981 oder etwa denkwürdige Konzertabende mit der Pianistin Martha Argerich: 1973 unter Leitung von Eugen Jochum mit Mozarts Klavierkonzert KV 456 sowie zehn Jahre später mit Beethovens Klavierkonzert Nr.1 unter Seiji Ozawa. Mittlerweile umfasst der gesamte Katalog über 200 Aufnahmen und hat bereits mehr als 50 renommierte und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d’or, den BBC Music Magazine Award und den ICMA. BR-KLASSIK wird weltweit durch NAXOS vertrieben. Selbstverständlich gehören hierzu auch digitale Portale wie Spotify, Apple, amazon u.v.a.. Die Naxos Music Library präsentiert zudem für Universitäten und öffentliche Bibliotheken via Internet einen ständig wachsenden Katalog mit tausenden von Titeln weltweit führender Labels. Studenten, Lehrpersonal und andere Benutzer können sich jederzeit einloggen und in der Bibliothek, im Hörsaal, im Studentenwohnheim, im Büro oder zu Hause das komplette Repertoire abrufen - auch die Aufnahmen von BR-KLASSIK. Mehr Info... |
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"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
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