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Dienstag, 5. Dezember 2023

Phace - Grace Note

Der Körper spricht


Label/Verlag: Kairos
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Manchmal gelingt es.

Kairos dokumentiert eine Performance des Jahres 2012 aus dem Wiener Museumsquartier: eine ‚Welturaufführung‘ (wie jede Performance). Der Titel – ‚Grace Note‘ (Vorschlagsnote) – bleibt kryptisch. Chris Haring verantwortet die Bühne, Arturo Fuentes liefert Idee und Komposition. Ensemble Liquid Loft stellt Tänzer, Phace Musiker bereit: Saxophon, Schlagzeug, Cello und Kontrabass. Günter Brus, die Koryphäe des Wiener Aktionismus, stellt Worte zur Verfügung. Institute for Computer Music and Sound Technology Zürich betreut den Ton, Thomas Jelinek die Beleuchtung. Die Reihe der Kreativen setzt sich fort ad infinitum. In solchen Konstellationen spielt der Zufall (vulgo ‚Emergenzen‘, ‚Synergien‘) die schöpferischste Rolle.

Als Stichwortgeber dient Italo Calvino, der italienische Essayist und Erzähler. Dessen ‚Vorschläge für das neue Jahrtausend‘ entwerfen ein halbes Dutzend Haltungen und Handlungsweisen, die menschliches Dasein im 21. Jahrhundert prägen sollen: Leichtigkeit, Schnelligkeit, Genauigkeit, Anschaulichkeit, Vielschichtigkeit.

Wie alles zusammenhängt, versucht der Beihefttext (vergeblich) zu erläutern: ‚In dem spartenübergreifenden Projekt […], bilden Performance und Installation – Akustik und Elektronik, eine dynamischen Struktur durch die Interaktion von Klang und Bewegung. Der Komponist Arturo Fuentes sieht in Tanz und Theater den menschlichen Körper als Klangkarte, in der sich verschiedene Rhythmen und Tempi kreuzen; frei nach Günter Brus definiert er den visuellen und szenischen Kontext seiner Werke als Taube Musik, Akzentfreies Schwingen, Dunkelkammermusik oder Augenmusik.‘

Das ist wenig erhellend – im Gegensatz zum szenischen Geschehen. Der Formverlauf ist einfach, vielfach kadenzierend. Er folgt den ältesten Prinzipien, allein die Mittel sind modern. Sie schöpfen aus dem ganzen Repertoire des Körpers, die Stimme inklusive. Ob Kunstgesang oder Fluxus, Pantomime, Modern Dance oder Konkrete Musik – alles fließt zusammen. Szenische Aktion, Bühne, Licht, Klang finden zwanglos zur Einheit. Ein kräftiger Spannungsbogen überwölbt 45 Minuten.

Dies ist keine blasse Eklektik, Gesamtkunstwerks-Kokolores. Die Form mag Zitat sein, der Ausdruck ist frisch. Etwas Eigenes sollte entstehen. Das ist gelungen. Wer offenen Sinnes ist, wird beschenkt.

Kairos besorgt die Verpackung: schickes, schlichtes Schwarz-Weiß. Das Beiheft ist üppig. An Photos, Skizzen, Texten fehlt es nicht. Nicht alles ist Phrase.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:
Regie:





Daniel Krause Kritik von Daniel Krause,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Phace: Grace Note

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Kairos
1
17.04.2015
Medium:
EAN:

DVD
9120010281990


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