
Phace - Grace Note
Der Körper spricht
Label/Verlag: Kairos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Manchmal gelingt es.
Kairos dokumentiert eine Performance des Jahres 2012 aus dem Wiener Museumsquartier: eine ‚Welturaufführung‘ (wie jede Performance). Der Titel – ‚Grace Note‘ (Vorschlagsnote) – bleibt kryptisch. Chris Haring verantwortet die Bühne, Arturo Fuentes liefert Idee und Komposition. Ensemble Liquid Loft stellt Tänzer, Phace Musiker bereit: Saxophon, Schlagzeug, Cello und Kontrabass. Günter Brus, die Koryphäe des Wiener Aktionismus, stellt Worte zur Verfügung. Institute for Computer Music and Sound Technology Zürich betreut den Ton, Thomas Jelinek die Beleuchtung. Die Reihe der Kreativen setzt sich fort ad infinitum. In solchen Konstellationen spielt der Zufall (vulgo ‚Emergenzen‘, ‚Synergien‘) die schöpferischste Rolle.
Als Stichwortgeber dient Italo Calvino, der italienische Essayist und Erzähler. Dessen ‚Vorschläge für das neue Jahrtausend‘ entwerfen ein halbes Dutzend Haltungen und Handlungsweisen, die menschliches Dasein im 21. Jahrhundert prägen sollen: Leichtigkeit, Schnelligkeit, Genauigkeit, Anschaulichkeit, Vielschichtigkeit.
Wie alles zusammenhängt, versucht der Beihefttext (vergeblich) zu erläutern: ‚In dem spartenübergreifenden Projekt […], bilden Performance und Installation – Akustik und Elektronik, eine dynamischen Struktur durch die Interaktion von Klang und Bewegung. Der Komponist Arturo Fuentes sieht in Tanz und Theater den menschlichen Körper als Klangkarte, in der sich verschiedene Rhythmen und Tempi kreuzen; frei nach Günter Brus definiert er den visuellen und szenischen Kontext seiner Werke als Taube Musik, Akzentfreies Schwingen, Dunkelkammermusik oder Augenmusik.‘
Das ist wenig erhellend – im Gegensatz zum szenischen Geschehen. Der Formverlauf ist einfach, vielfach kadenzierend. Er folgt den ältesten Prinzipien, allein die Mittel sind modern. Sie schöpfen aus dem ganzen Repertoire des Körpers, die Stimme inklusive. Ob Kunstgesang oder Fluxus, Pantomime, Modern Dance oder Konkrete Musik – alles fließt zusammen. Szenische Aktion, Bühne, Licht, Klang finden zwanglos zur Einheit. Ein kräftiger Spannungsbogen überwölbt 45 Minuten.
Dies ist keine blasse Eklektik, Gesamtkunstwerks-Kokolores. Die Form mag Zitat sein, der Ausdruck ist frisch. Etwas Eigenes sollte entstehen. Das ist gelungen. Wer offenen Sinnes ist, wird beschenkt.
Kairos besorgt die Verpackung: schickes, schlichtes Schwarz-Weiß. Das Beiheft ist üppig. An Photos, Skizzen, Texten fehlt es nicht. Nicht alles ist Phrase.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Regie: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Phace: Grace Note |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Kairos 1 17.04.2015 |
Medium:
EAN: |
DVD
9120010281990 |
![]() Cover vergössern |
Kairos Der unwiderstehliche Klang der Neuen Musik. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Kairos:
-
Grandiose zeitgenössische Flötenmusik: Das Label Kairos legt eine überaus eindrucksvolle Einspielung mit Werken von Toshio Hosokawa vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Klangliche Wahrnehmungstäuschungen: Das Label Kairos bietet Schlüsselwerke des polnischen Komponisten Marcin Stańczyk. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Tönende Psychogramme: Das Label Kairos legt eine spannungsreiche CD mit Kammermusik von Márton Illés vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Weitere CD-Besprechungen von Daniel Krause:
-
Dvořák dystopisch: Turing-Test mit vier Streichern: Das Albion Quartet widmet sich Dvorak. Weiter...
(Daniel Krause, )
-
Rhythmisches Einerlei: Francesco Corti und Il pomo d'oro widmen sich Bachs Cembalo-Konzerten. Weiter...
(Daniel Krause, )
-
Stiller Meister: Evgeni Koroliovs Weg geht nach innen. Weiter...
(Daniel Krause, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Russische Seele?: Elena Kuschnerova legt eine programmatisch fragwürdige, aber interpretatorisch überzeugende Aufnahme mit Klavierwerken von Alexander Lokshin und Sergej Prokofiev vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Gediegen: Philippe Herreweghes gelegentliche Erkundungen im Reich der Bach-Kantate gefallen. Sie sind auf eine – im Sinne der Erkenntnisse historisch informierter Praxis – klassische Weise gediegen. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich