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Montag, 2. Oktober 2023

Japanese Guitar Concertos - Werke von Takemitsu, Hosokawa & Hayashi

Kulturtransfer


Label/Verlag: MDG
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Masao Tanibe und die Erzgebirgische Philharmonie Aure unter der Leitung von Naoshi Takahashi bleiben im großen Ganzen ein wenig zu konventionell und erwartbar, um diese Zusammenstellung wirklich reizvoll zu machen.

Das berühmteste japanische Zupfinstrument ist natürlich die koto, eine Wölbbrettzither. Dass heutige japanische Komponisten dieses traditionelle Instrument, das auch heute noch auf den japanischen Inseln durchaus weit verbreitet ist, zugunsten der Gitarre ‚verschmähen‘, ist aus der globalen Perspektive verständlich, doch gibt es auch in Japan bereits seit mindestens den frühen 1980er-Jahren eine starke Pflege der klassischen Gitarre. Die vorliegende SACD, dessen Aufnahmeort im Booklet merkwürdigerweise verschwiegen wird, bietet drei Gitarrenkonzertwerke aus den Jahren 1983, 2007 und 1993 (rev. 2004); das früheste, Toru Takemitsus 'The Edge of Dream', verdankt, zumal in der vorliegenden Interpretation, viel dem französischen Impressionismus und Postimpressionismus. In eher freier Form, nutzt Takemitsu alle Möglichkeiten des modernen Orchesters und bietet dem Solisten gleichzeitig einen attraktiven Solopart. Die Interpretation des schon mehrfach (u.a. unter Simon Rattle und Esa-Pekksa Salonen) eingespielten, leicht eingängigen Werks ist farbenreich, betont aber vielleicht etwas zu stark den westlichen Aspekt der Musik. An die Referenzeinspielungen mit Julian Bream und John Williams kommt die Neuveröffentlichung jedenfalls nicht heran.

Hikaru Hayashi (1931-2012) war nicht nur Komponist, Pianist und Dirigent, sondern auch Autor von mehr als zwanzig Büchern. Sein dreisätziges Konzert 'Kitano Hobune' (betitelt nach dem Sternbild Großer Wagen, ‚Shisono Hoshi‘) für Gitarre und Streicher erlebte seine Uraufführung in Malmö und musste zweieinhalb Jahre bis zur japanischen Erstaufführung 1996 warten. Es handelt sich um ein umfangreiches, formal eher konventionell angelegtes Werk; europäische harmonische Traditionen (Haupttonart ist E-Dur) verbindet Hayashi mit traditionellem Material von den Nord- und Südenden Japans. Während die Außensätze stärker meditativ geprägt sind, ist der zweite durch interessante rhythmische und harmonische Aspekte voll neuer klanglicher Reize.

Toshio Hosokawa (geb. 1955) schuf sein einsätziges Werk 'Awakening' aus der Reihe 'Voyage' für den finnischen Gitarristen 2007 in Berlin und bietet trotz überschaubarer Besetzung (Gitarre, Streicher, Schlagwerk) ein besonders reichhaltiges Arsenal an Klangerlebnissen, auch weil Vierteltönigkeit bzw. mikrotonale Elemente essenziell für das Gesamterlebnis sind. Es fehlen auch eher konventionelle Solopassagen für den Gitarristen nicht, doch sind diese nicht nur in der absoluten Minderzahl, sondern ergänzen durch ihren wiederum eigenen Charakter das Spektrum der Klangerlebnisse weiter.

Masao Tanibe wie auch die Erzgebirgische Philharmonie Aue unter Naoshi Takahashi agieren bei allem Engagement um entscheidende Nuancen zu konventionell, zu wenig wagemutig; vor allem die Streicher sind in manchen Passagen deutlich zu defensiv; es mangelt ihnen an ‚Biss‘, so dass es nicht immer zu einem rundum gelungenen Dialog zwischen Solist und Orchester kommt. Auch im (fünfsprachigen! auch japanischen) Booklet gibt es eine kleine Irritation: Was soll das (inhaltsmäßig nur wenig informative) Lob Jiro Hamadas für die Entstehung der Produktion, wenn die Position Hamadas keinerlei Erwähnung findet? Außerdem bezieht sich Tetsuo O‘hara in seinen Ausführungen zu Takemitsus Komposition ausführlich auf Kompositionen von Paul Delvaux – was bildlich im Booklet keinerlei Niederschlag findet.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Japanese Guitar Concertos: Werke von Takemitsu, Hosokawa & Hayashi

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
MDG
1
11.05.2015
Medium:
EAN:

SACD
760623190167


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MDG

Die klangrealistische Tonaufnahme

»Den beim Sprechen oder Musizieren entstehenden Schall festzuhalten, um ihn zu konservieren und beliebig reproduzieren zu können, ist eine Idee, die seit langem die Menschen beschäftigte. Waren zunächst eher magische Aspekte im Spiel, die die Phantasie beflügelten wie etwa bei Giovanni deila Porta, der 1598 den Schall in Bleiröhren auffangen wollte, so führte mit fortschreitender Entwicklung naturwissenschaftlichen Denkens ein verhältnismäßig gerader Weg zur Lösung...« (Riemann Musiklexikon)

Seit Beginn der elektrischen Schallaufzeichnung ist der Tonmeister als »Klangregisseur« bei der Aufnahme natürlich dem Komponisten und dem Interpreten, aber auch dem Hörer verpflichtet. Die Mittel zur Tonaufzeichnung sind hinlänglich bekannt. Die Kriterien für ihren Einsatz bestimmt das Ohr. Deshalb für den Hörer hier eine Beschreibung unserer Hörvorstellung.

Lifehaftigkeit

In der Gewißheit, daß der Konzertsaal im Wohnzimmer (leider) nicht realisierbar ist, konzentriert sich unser Bemühen darauf, die Illusion einer Wirklichkeit zu vermitteln. Die Musik soll im Hörraum so wiedererstehen, daß spontan der Eindruck der Unmittelbarkeit entsteht, das lebendige Klanggeschehen mit der ganzen Atmosphäre der »Lifehaftigkeit« erlebt wird. Da wir praktisch ausschließlich menschliche Stimmen und »klassische« Instrumente - auch sie haben ihren Ursprung im Nachahmen der Stimme - aufnehmen, konzentriert sich unsere Klangvorstellung auf natürliche Klangbalance und tonale Ausgeglichenheit im Ganzen, und instrumentenhafte Klangtreue im Einzelnen. Darüber hinaus natürliche, ungebremste Dynamik und genaueste Auflösung auch der feinsten Spannungsbögen. Weitestgehend bestimmend für die Illusion der Lifehaftigkeit ist auch die Ortbarkeit der Klangquellen im Raum: freistehend, dreidimensional, realistisch.

Musik entsteht im Raum

Um diesen »Klangrealismus« einzufangen, ist bei den Aufnahmen von MDG eine natürliche Akustik unbedingte Voraussetzung. Mehr noch, für jede Produktion wird speziell in Hinblick auf die Besetzung und den Kompositionsstil der passende Aufnahmeraum ausgesucht. Anschließend wird »vor Ort« die optimale Plazierung der Musiker und Instrumente im Raum erarbeitet. Dieser ideale »Spielplatz« ermöglicht nun nicht nur die akustisch beste Aufnahme, sondern inspiriert durch seine Rückwirkung die Musiker zu einer lebendigen, anregenden Musizierlust und spannender Interpretation. Können Sie sich die Antwort des Musikers vorstellen auf die Frage, ob er lieber in einem trockenen Studio oder in einem Konzertsaal spielt?

Die Aufnahme

Ist der ideale Raum vorhanden, entscheidet sich der gute Ton an den Mikrofonen - verschiedene Typen mit speziellen klanglichen Eigenheiten stehen zur Auswahl und wollen mit dem Klang der Instrumente im Raum in Harmonie gebracht werden. Ebenso wichtig für eine natürliche Abbildung ist die Anordnung der Mikrofone, damit etwa die richtigen Nuancen in der solistischen Darstellung oder die Kompensation von Verdeckungseffekten realisierbar werden. Das puristische Ideal »nur zwei Mikrofone« kann selten den komplexen Anforderungen einer Aufnahme mit mehreren Instrumenten gerecht werden. Aber egal wie viele Mikrofone verwendet werden: Stellt sich ein natürlicher Klangeindruck ein, ist die Frage nach dem Zustandekommen des »Lifehaftigen« zweitrangig. Entscheidend ist, es klingt so, als wären nur zwei Mikrofone im Spiel.

Ohne irgendwelche »Verschlimmbesserer« wie Filter, Limiter, Equalizer, künstlichen Hall etc. zu benutzen, sammeln wir die Mikro-Wellen übertragerlos in einem puristischen Mischpult und geben das mit elektrostatischem Kopfhörer kontrollierte Stereosignal linear und unbegrenzt an den AD-Wandler und zum digitalen Speicher weiter. Dadurch bleiben auch die feinsten Einschwingvorgänge erhalten. Auf der digitalen Ebene wird dann ohne klangmanipulierende Eingriffe mit dem eigenen Editor in unserem Hause das Band zur Herstellung der Compact Disc für den Hörer erstellt, für Ihr hoffentlich großes Hörvergnügen.


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