> > > Castelnuovo-Tedesco, Mario: Violinkonzert Nr. 2
Montag, 2. Oktober 2023

Castelnuovo-Tedesco, Mario - Violinkonzert Nr. 2

Süffig


Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Tianwa Yang ist mit ihrem warmen, vollen Ton die ideale Interpretin für diese interessante, kaum bekannte und unbedingt hörenswerte Musik von Mario Castelnuovo-Tedesco.

An italienischer Orchestermusik kennen wir heute aus den vergangenen hundert Jahren ausgesprochen wenig – nicht unbedingt, weil es nichts gab, sondern weil die Oper die Rezeptionsästhetik in hohem Maße dominierte. Leider kennt auch der hier vorliegende Booklettext die maßgebliche Studie Stefan Königs nicht, die mit vielen Fehlurteilen und Mythen aufräumt und die einen neuen, unverstellten Blick auf die italienische Orchestermusik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermöglicht.

Mario Castelnuovo-Tedesco (1895–1968) gehört zumindest seiner Gitarrenmusik wegen zu den bekannteren Komponisten. In Italien seit 1938 als Jude aus den Konzert- und Rundfunkprogrammen verbannt, ließ er sich 1940 in Kalifornien nieder, wo er sich als Filmkomponist profilierte. Sein 1926 uraufgeführtes 'Concerto Italiano' op. 31 für Violine und Orchester aus dem Jahre 1924 ist musikalisch teilweise ausgesprochen gefällig, teilweise mit neobarocken Anklängen, mit einem herrlichen virtuosen Solopart, hinter dem die teilweise durchaus aparte Orchesterausarbeitung (u.a. mit solistischer Behandlung der Blechbläser und obligater Orgel) kaum zurücksteht.

Castelnuovo-Tedescos Stil ist ein durchaus eigener, an den man sich erst gewöhnen muss, doch macht dies die hier vorliegende Weltersteinspielung leicht. Die Chinesin Tianwa Yang ist nicht zu Unrecht einer der Shooting-Stars im Geiger-Olymp, mit warmem, vollem Ton, der an Itzhak Perlman, Kyung-Wha Chung und andere denken lässt. Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg erweist sich als der komplexen Orchesterstrukturen leicht fähiger, den melodischen und harmonischen Reichtum der Musik herzhaft auskostender Anwalt der ungewohnten Musik. Der Niederländer Pieter-Jelle de Boer hätte aber das Orchester vielleicht weniger den Klangreiz als den spannungsvollen Unterton der Musik erkunden lassen sollen.

Das Violinkonzert 'I Profeti' op. 66 entstand 1931 für Jascha Heifetz, den Castelnuovo-Tedesco schon 1926 kennengelernt hatte und der zu einem regelmäßigen Exponenten seiner Musik wurde. Die Uraufführung des Werks (dessen Titel sich auf die alttestamentlichen Propheten Jesaja, Jeremia und Elias bezieht und das fünf traditionelle jüdische Melodien integriert) erfolgte 1933 in New York mit Heifetz unter der Leitung von Arturo Toscanini, einem anderen wichtigen Förderer des Komponisten. Wie schon im 'Concerto Italiano' weiß Castelnuovo-Tedesco auch hier äußerst effektvoll für Solisten und Orchester zu schreiben (auch wenn der Orchestersatz hier insgesamt deutlich konventioneller ist wie beim 'Concerto Italiano'), und die Solistin wie auch das Orchester bieten eine brillante, im direkten Vergleich zu Heifetz aus Los Angeles unter Alfred Wallenstein aber deutlich weniger idiomatische Darbietung. Unterstützt durch vorzügliche SWR-Aufnahmetechnik, gelingt weit mehr als eine Pflichtübung, nämlich eine die große Geste nicht scheuende, musikalisch raffinierte, opulente Wiedergabe des attraktiven Werks.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Castelnuovo-Tedesco, Mario: Violinkonzert Nr. 2

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Naxos
1
02.03.2015
Medium:
EAN:

CD
747313313570


Cover vergössern

Naxos

Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...
Titel bei JPC kaufen


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Naxos:

blättern

Alle Kritiken von Naxos...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Jürgen Schaarwächter:

  • Zur Kritik... Klangprächtig: Ein äußerst ansprechendes Plädoyer für die Musik Friedrich Gernsheims. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Mehr Männer: Drei Countertenöre, ein Sopranist und ein Tenor gegen zwei Soprane. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Es dreht sich nur um einen: Der Klaviertriokomponist Camille Saint-Saëns als Schöpfer und Nachschöpfer. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Jürgen Schaarwächter...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

  • Zur Kritik... Kollaboratives Komponieren: Das Label Kairos präsentiert facettenreiche Ensemblemusik des schwedischen Komponisten Jesper Nordin. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
  • Zur Kritik... Klangprächtig: Ein äußerst ansprechendes Plädoyer für die Musik Friedrich Gernsheims. Weiter...
    (Dr. Jürgen Schaarwächter, )
  • Zur Kritik... Hoher Abstraktionsgrad: Marco Fusi beeindruckt mit Violin-'Werken' Giacinto Scelsis. Weiter...
    (Dr. Kai Marius Schabram, )
blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

Class aktuell (2/2023) herunterladen (5500 KByte) NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Wolfgang Amadeus Mozart: Sonata in D major KV 381 - Andante

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich