
Jadassohn, Salomon - Symphonien Nr. 1-4
Leipziger Allerlei
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
CPO ist mit der Einspielung der Sinfonien von Salomon Jadassohn ein gewaltiger Streich gelungen.
Salomon Jadassohn (1831–1902) gehört zu den legendären Leipziger Kompositionslehrern der Mitte des 19. Jahrhunderts. Später als akademisch geschmäht, ist seine Musik de facto von großem melodischen Reiz und harmonisch keineswegs uninteressant. Jadassohns vier Sinfonien entstanden 1860, 1863, 1876 und 1888. Die ersten beiden Sinfonien (C-Dur op. 24 und A-Dur op. 28) sind einerseits in der Schumann-Nachfolge zu sehen (das Vorbild ist unüberhörbar), andererseits aber auch als zeitgenössisch zu Joseph Joachim Raff. Es ist interessant zu hören, wie sich Jadassohn sukzessive von Schumanns und Mendelssohns Einfluss befreit und, etwa im Scherzo, durchaus deutlich weiterentwickelt. Die Musik zeigt alle Merkmale inspirierter Handwerkskunst. Auch wenn weder formal noch in harmonischer Hinsicht neue Wege gegangen werden, haben wir Musik auf der Höhe der damaligen Zeit. Spätestens mit seiner Dritten (D-Dur op. 50) erlangt Jadassohn seine musikalische Reife; der melodische Einfallsreichtum nimmt etwas ab, dafür wird die harmonische Komponente wichtiger. Die große rhetorische Geste der Komposition im langsamen Satz zeigt Jadassohn als einen Komponisten, der sich seines Status sehr wohl bewusst war. Die Vierte Sinfonie c-Moll op. 101 schließlich eröffnet bereits ein (winziges) Fenster ins 20. Jahrhundert (besonders die britische Sinfonik Parrys oder Glasunows scheint hier schon vorweggenommen).
Howard Griffiths und das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) sind mehr als nur eloquente Anwälte Jadassohns. Ihre Spielfreude ist regelrecht ansteckend, die langsamen Sätze voller Wärme und Empfindung (ohne unangemessenen Überdruck). Das Orchester spielt erfreulicherweise in traditioneller Aufstellung, d.h. erste und zweite Violinen links und rechts vom Dirigenten (auch das ist historisch informierte Aufführungspraxis). Als leidenschaftlicher Bonus wird das Programm ergänzt durch zwei Cavatinen für Violine bzw. Cello und Orchester opp. 69 bzw. 120 (1882 bzw. 1894, Solisten Klaudyna Schulze-Broniewska bzw. Thomas Georgi) – beide mit mehr Leidenschaft als Noblesse im Solopart, besonders die Cellocavatine mit leider bedauerlich wenig Stilgefühl von Seiten des Solocellisten, der Jadassohn für Elgar missversteht.
Die Aufnahmetechnik unterstützt die inspirierten Interpretationen auf das Glücklichste, der Booklettext ist bestens lesbar und äußerst informativ – insgesamt eine rundum gelungene Sache.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Jadassohn, Salomon: Symphonien Nr. 1-4 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
cpo 2 07.04.2015 127:34 2010 |
Medium:
EAN: |
CD
761203760725 |
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Jadassohn, Salomon |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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