
Telemann, Georg Philipp - Die großen Konzerte für gemischte Instrumente Vol. 2
Wenig Unentdecktes
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese Folge der Telemann-Reihe von cpo überzeugt weniger durch die Repertoirebereicherung als vielmehr durch die stilsichere und klangschöne Interpretation des Ensembles.
Die vorliegende Veröffentlichung beschließt die zweiteilige Einspielungsreihe der Telemann‘schen Konzerte für verschiedene Instrumente mit dem renommierten Ensemble La Stagione Frankfurt unter der Leitung von Michael Schneider. Vol. 2 unterscheidet sich insofern von Vol. 1(veröffentlicht 2013), als bei den hier eingespielten fünf Konzerten die konkreten Nachweise fehlen, für welche Anlässe Telemann sie geschaffen hat.
Einige der Werke dürften dem Hörer bekannt vorkommen; so vor allem das Konzert für Blockflöte, Viola da Gamba, Violino grosso, Viola und B.c. in a-Moll. Insbesondere die Verwendung lombardischer Rhythmen sorgt für die Eingängigkeit des Werkes, dessen musikalische Gefälligkeit und Eingängigkeit den Platz auf dieser CD sichert. Eine weitaus größere Repertoirebereicherung ist das Konzert für zwei Soloviolinen, Fagott, Streicher und B.c., das Wolfgang Hirschmann im Beihefttext der CD als ‚echte Trouvaille, ein Meisterwerk‘ bezeichnet. Besondere Beachtung verdient die komplexe Konzertfuge im zweiten Satz des Konzerts. Die Interpretation des ausgedehnten Satzes drängt insgesamt im Tempo sehr vorwärts; dies geht zu Lasten der Deutlichkeit der kompositorischen Struktur – gelegentlich wären deutlichere Themeneinsätze bei aller Komplexität der Fuge wünschenswert. Im starken Kontrast dazu steht der dritte Satz 'Adagio', der mit eindrucksvoller Ruhe von den beiden Soloviolinen musiziert wird. Das einheitliche Spiel der Musiker prägt auch den Schlusssatz dieses Konzerts.
Von großer, festlicher Wirkung ist das Konzert für drei Trompeten, Pauken, Streicher, Oboen und B.c. in D-Dur, das möglicherweise wie einige verwandte Werke (das Concerto zur Frankfurter Serenata oder zur 'Pastorelle en musique') als Einleitung einer verlorengegangenen Vokalmusik zu einem besonderen Anlass diente. Mit Elan und hoher stilistischer Sicherheit musiziert La Stagione Frankfurt. Bei so viel musikalischem Biss sind auch mal größere Schluss-Ritardandi erlaubt, auf die das Ensemble ansonsten bei weitaus dezenteren Schlussphrasierungen verzichtet.
Eine besondere Rezeptionsgeschichte hat das B-Dur-Konzert für zwei Blockflöten, zwei Oboen, Streicher und B.c. durchlaufen. 1938 wurde das Werk in einem Band der Reihe ‚Das Erbe deutscher Musik‘ ediert, mit der Absicht, das Konzert ähnlich anderen Konzerten aus der Bachzeit der nationalsozialistischen Feiergestaltung zuzuführen. Die weitere Bedeutung dieses Konzerts im ideologischen Kontext des sogenannten Dritten Reichs sind nicht überliefert; so mag die schlichte, elegante kompositorische Anlage des Konzerts doch auch kaum in einen pathetischen Kontext passen. Für nachhaltigen Eindruck sorgen bei vorliegender Interpretation die schöne Phrasierung und die subtile dynamische Differenzierung im 'Presto'-Satz.
Zu einem musikalischen Höhepunkt dieser bereichernden Zusammenstellung zählt das abschließende dreisätzige D-Dur-Konzert für Solo-Violine, Trompete, Violoncello, Streicher und B.c. (sowohl auf der CD-Rückseite wie auch im Booklet fehlt allerdings das Violoncello in der Bezeichnung). Die selbstverständliche Sicherheit des Ensembles im Zusammenspiel und die gleichermaßen solistischen Fähigkeiten der Musiker sind Grundlage der eindrucksvollen Wirkung des ersten Satzes, in dem Hannes Rux an der Trompete für den besonderen klanglichen Reiz sorgt. Nicht weniger mitreißend ist auch die Gestaltung des 'Adagio', dessen Wirkung zusammen mit dem festlichen 'Allegro' zu einem lange nachhallenden Hörerlebnis führt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Telemann, Georg Philipp: Die großen Konzerte für gemischte Instrumente Vol. 2 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 23.02.2015 |
Medium:
EAN: |
CD
87214512 |
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Telemann, Georg Philipp |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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