
The Hunt is up - Shakespear's Songbook
Musikalische Zeitreise in die Welt Shakespeares
Label/Verlag: Raumklang
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese stimmungsvolle Einspielung der Playfords bietet den Zuhörern Unterhaltung auf höchstem Niveau. Die humorvollen Texte, die lebendigen Rhythmen und die ungewöhnlichen Arrangements laden nicht nur zum Hören, sondern auch zum Mitmachen ein.
Schon in ihren ersten drei CD-Veröffentlichungen haben sich die Musiker des Ensembles The Playfords – bestehend aus Björn Werner (Gesang), Annegret Fischer (Blockflöten), Erik Warkenthin (Renaissancelaute, Barockgitarre), Benjamin Dressler (Viola da gamba, G-Violone) und Nora Thiele (Perkussion) – höchst erfolgreich darum bemüht, alten, teils schon ein wenig angestaubten Melodien durch außergewöhnliche Arrangements, Improvisationen und mitreißenden Vortrag auf historischen Instrumenten wieder neues Leben einzuhauchen. Nachdem sie sich in ihren ersten Einspielungen auf englische und italienische Tanzmusik, Liebeslieder und europäische Weihnachtslieder konzentriert hatten, präsentieren die Playfords mit ihrer neuen Einspielung ‚The Hunt is Up‘ ein ganz besonderes musikalisches Highlight. Nach der 2011 veröffentlichten Auswahl italienischer Tanz- und Liebeslieder aus der Renaissance laden sie den Zuhörer ein weiteres Mal auf eine musikalische Zeitreise in diese Epoche ein, diesmal in die schillernde Welt der Theaterstücke William Shakespeares.
Altbekannt in neuem Gewand
Grundlage der musikalischen Präsentation ist das 2004 von Ross W. Duffin veröffentlichte ‚Shakespeare‘s songbook‘, in dem sämtliche Melodien, Lieder und Tänze aus den Dramen Shakespeares rekonstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Neben den Melodien und Texten erhält der Leser auch aufschlussreiche Hinweise zum Vortrag und zu einer stilgetreuen Aussprache der Texte. Auf der Basis dieser musikalisch-historischen Fundgrube haben die Playfords in ihrem Album ‚The Hunt is Up‘, erschienen beim Label Raumklang, eine Auswahl zusammengestellt, in der sie nicht nur ihr künstlerisches Können und ihr improvisatorisches Geschick unter Beweis stellen, sondern ebenso ihren Sinn für Humor.
Poesie voller Witz und Ironie
Dank ihrer stets lebendigen und frischen Vortragsweise fühlt sich der Zuhörer immer wieder aufs Neue mitgerissen von dem Charme der Texte, die teils ernste und klagende Inhalte haben, häufig aber auch ausgesprochen amüsant sind. Dies liegt einerseits an der im Booklet hervorragend beschriebenen Neigung Shakespeares zu Wortspielereien und ironischen Doppeldeutigkeiten, die durch die authentische Aussprache der Musiker erhalten bleiben. Andererseits sorgt auch die gekonnte Art und Weise, mit der die Playfords auch jene Texte verständlich machen, deren Worte sich auf den ersten Höreindruck nicht allen erschließen. Ein schönes Beispiel ist die Ballade vom tapferen Ritter Sir Eaglemore aus dem Drama ‚Two Gentlemen of Verona‘, dessen Tapferkeit hier nicht nur textlich, sondern auch musikalisch karikiert wird. Auch ohne konkretes Hintergrundwissen und Textverständnis wird deutlich, dass es sich hier um ein Spottlied handelt, in dem der Ritter schließlich in der Hauptsache als Trunkenbold entlarvt wird – gesanglich wunderbar nachgestellt durch die immer wiederkehrende Textzeile ‚fa la lanky down dilly‘, die in der entsprechenden Strophe regelrecht gelallt wird und aus mehreren dem Alkohol zusprechenden Kehlen zu kommen scheint.
Mitreißende Arrangements
Was die vorliegende Einspielung der Playfords in besonderer Weise auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie die verschiedensten Zuhörer mit ihren unterschiedlichen Interessen anspricht. Der Musikwissenschaftler entdeckt hier eine Fundgrube von Liedern, Texten und Aufführungsmaterial aus einer weit zurückliegenden Epoche, aber der musikalische Laie wird nicht weniger Vergnügen an der CD haben. Schon beim ersten Hören sind es die ungekünstelten, lebendigen Arrangements und die teilweise außergewöhnliche Wahl der Instrumente, die ihm hier von Anfang an entgegen klingen. Schon die ersten temperamentvollen Klänge von Blockflöte und Gitarre versetzen ihn in die damalige Welt des Theaters und sorgen dafür, dass er die Bühne und die Darsteller geradezu vor seinem inneren Auge sehen kann. Auch die lautmalerische Komponente kommt nicht zu kurz, wenn beispielsweise der Klang einer Maultrommel das charakteristische Springen des Hasens in 'An Old Hare Hoar' musikalisch untermalt. Hervorzuheben ist neben der hohen künstlerischen Qualität der Präsentation stets auch der Aspekt des Lässigen, Entspannten, der neben dem dramatischen Element sicherlich ebenso charakteristisch für die Werke Shakespeares ist und auch vor rauen, derben Klängen nicht zurückschreckt. Ein durchgängig homogener Klang und eine stimmliche Ausgewogenheit, bei der die Sänger auf jede Form übermäßigen Vibratos bewusst verzichten, sorgen dafür, dass die Interpretation in jeder Hinsicht idiomatisch klingt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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The Hunt is up: Shakespear's Songbook |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Raumklang 1 16.01.2015 |
Medium:
EAN: |
CD
4018767034042 |
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Raumklang Das Label RAUMKLANG wurde 1993 von Sebastian Pank in Leipzig gegründet. Nach wie vor steht der Name Raumklang für ein authentisches Klangerlebnis. Die Aufnahmen entstehen überwiegend mit nur einem Stereo-Kugelflächen-Mikrophon (One-Point-Recording).
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