
Stanford, Sir Charles Villiers - Klaviertrio Nr. 2
Jenseits der Ecke
Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese Einspielung ist eine deutliche Bereicherung. Stanfords Klaviertrios werden erfreulich differenziert geboten.
Die mehr als verdienstvolle Naxos-Reihe der Klaviertrios von Charles Villiers Stanford (1852–1924) wird komplettiert durch zwei Schwergewichte, das erste Klavierquartett und das zweite Klaviertrio. Stanford war, abgesehen von seiner eminenten Bedeutung als einer der wichtigsten britischen Kompositionslehrer seiner Zeit, ein nicht zu unterschätzender Komponist, der, zwar stilistisch der ‚deutschen Schule‘ nicht fern (zu seinen Lehrern zählten u.a. Carl Reinecke und Friedrich Kiel), doch einen durchaus eigenen Beitrag zur britischen Musikgeschichte seiner Zeit leistete. Dass Stanford Brahms schätzte, ist im zweiten Klaviertrio g-Moll op. 73 von 1898/9 unüberhörbar, doch ebenso steht außer Frage, dass seine Komposition nicht einfach ein eklektisches Werkchen ist. Das viersätzige Werk ist bestens gebaut, bietet ein herausragendes der drei Instrumente, inspirierte Melodiegestaltung, attraktive, niemals langweilige harmonische Entwicklung, und dramatische Steigerungen. In seinem ausgezeichneten (leider nur auf Englisch gebotenen) Bookletessay hebt Jeremy Dibble im langsamen Satz ‚Beethoven‘sches Pathos‘ hervor, auch wenn die Melodiegestaltung eine Reverenz an Schumann zu sein scheint. Ein kraftvolles, charmantes Scherzo und ein umfangreicher, emotional starker Schlusssatz komplettieren die Komposition, die es in hohem Maße verdient, auch außerhalb Englands im Konzert zugehört zu werden.
Kaum weniger bedeutsam ist das schon 1879 vollendete Klavierquartett F-Dur op. 15, das Stanford dem Komponisten und Dirigenten Ernst Frank widmete; die Uraufführung erfolgte in London durch ein Ensemble deutscher Musiker unter der Führerschaft des legendären Xaver Scharwenka. Das Werk, deutlich konservativer und auch leichtgewichtiger als das spätere Klaviertrio, bietet gleichfalls kraftvolle wie weichere Momente, ist herrlich ausgearbeitet mit einem überaus harmonischen Miteinander der einzelnen Instrumente; wenn man dies sagen kann, ist das Gesamtergebnis noch in sich runder als beim Klaviertrio, einfach weil sich die Instrumente noch erfreulicher mischen und auch als Streichtrio dem Klaviersatz gegenüberstellen.
Wie nicht anders zu erwarten, bietet das Gould Piano Trio (Lucy Gould, Alice Neary, Benjamin Frith), im Quartett unterstützt durch David Adams, ausgezeichnete Interpretationen, die die lyrischen wie die dramatischen Momente der Komposition gleichermaßen lebendig herausarbeiten. Die Studioarbeit in dem legendären Aufnahmestudio von Champs Hill ist offenkundig äußerst inspirierend gewesen, herausragend der warme Klavierton Benjamin Friths; doch auch der Bratschist und die Cellistin bieten herrlichen, präsenten warmen Ton. Wenn etwas kritisiert werden könnte, dann am ehesten der an wenigen Stellen etwas zu vibratoreiche Ton der Geigerin (doch sind dies nur Nuancen, die die Einspielung nicht zu einem ‚Fünfsterner‘ machen). Das Ensemble wurde in herrlicher räumlicher Aufnahmetechnik eingefangen (Aufnahmetechnik Michael Ponder, Schnitt Jennifer Howells). Früher wären solche Produktionen bei EMI, Chandos oder Lyrita erschienen – heute kommen sie eher unauffällig bei Naxos auf den Markt und erhalten so nicht ganz das Gewicht, das ihnen zusteht. Immerhin – sie werden veröffentlicht, und alle jene Labels, die die Chance zur Publikation verpasst haben, gehören schamhaft in die Ecke.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Stanford, Sir Charles Villiers: Klaviertrio Nr. 2 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Naxos 1 02.02.2015 |
Medium:
EAN: |
CD
747313338870 |
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Naxos Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop. Mehr Info... |
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