
Richter, Franz Xaver - Concertos and Chamber music
Lichtdurchfluteter Charme
Label/Verlag: MDG
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Ensemble Alta Ripa kann mit dieser Richter-Wiederauflage mit einem angenehm entspannten, warmen Musizieren für sich einnehmen.
1995 erschien erstmals die hier mit neuem Coverbild wiederaufgelegte CD von insgesamt fünf Werken des Komponisten Franz Xaver Richter, einem etwas weniger geläufigen, im Bereich historisch informierter Einspielungen aber auf Tonträger überraschend gut vertretenen Meister der sogenannten Mannheimer Schule. Richter, 1709 geboren und im achtzigsten Lebensjahr verstorben, gehörte von 1747 bis 1769 der Mannheimer Hofkapelle an, zu seinen Schülern gehörten u.a. Carl Stamitz und Joseph Martin Kraus. U.a. durch diese Lehrerschaft fällt ihm eine Scharnierfunktion in Richtung der Vorklassik zu, die seine Musik über jede Formelhaftigkeit hinausgehen lässt.
Durch die solistische Besetzung der Streicher überwindet das Ensemble Musica Alta Ripa die Vorurteile fester Gattungen. Richters zwei Solokonzerte und eine 'Sinfonia a 4' werden genauso intim musiziert wie die beiden hier eingespielten Sonatenwerke. Die Spielweise des historisch informiert musizierenden Ensembles mag heute nicht mehr ganz den geläufigen Vorstellungen entsprechen – uns wird hier ein ausgesprochen warmer Ton geboten, ein entspanntes Ausmusizieren, ohne übertriebene Drahtigkeit. Dies verleiht der Musik lichtdurchfluteten Charme, aber auch einen schon fast altmodisch anmutenden Tonfall.
Das dreisätzige Flötenkonzert G-Dur, die umfangreichste Komposition der CD, wird durch ein ausladendes Ritornell eröffnet. Karl Kaiser ist dem fünfköpfigen Streicherkörper nebst Cembalo ein nicht übertrieben hervortretender Partner, d.h. die Streicher gewinnen genügend eigenen Charakter, um nicht farblos neben dem Solisten zu wirken. Von diesem ganz eigenen Klangprofil profitiert hier ganz besonders der langsame Satz – herrlich phrasiert und weit ausladend ausmusiziert. Besondere Eigenart zeichnet das Oboenkonzert F-Dur aus, das harmonisch weit in die Zukunft weist. Katharina Arfken ist eine Virtuosin von hohen Graden, die im langsamen Satz mit den beiden Violistinnen in engen konzertierenden Austausch tritt. Die dreisätzige 'Sinfonia a 4' G-Dur bietet, nicht zuletzt durch Musica Alta Ripa, trotz der Beschränkung auf Streicher und Basso continuo, vielfarbige Klangfarben, teilweise überraschend dichte Texturen und schöne Lebhaftigkeit, insbesondere im frechen volkstümlichen Schlusssatz.
In der Sonate a-Moll für zwei Violinen, Cello und B.c. op. 4 Nr. 6 herrscht im Vergleich zu den ‚Orchesterwerken’ ein kammermusikalischerer Duktus, der gleichwohl den konzertanten Aspekt der Komposition nicht ins Hintertreffen geraten lässt. Das abschließende Fugato gerät zu weit mehr als einem akademischen Kammermusiksätzchen, nämlich zu einem nachgerade fast symphonisch empfundenen Finale. Ganz anders das CD beschließende Trio für Flöte, Cello und Cembalo g-Moll, das in seiner kammermusikalischen Intimität fast ein Fremdkörper in der Produktion ist – das Fehlen der hohen Streicher führt zu einer deutlichen Ausdünnung nicht nur der Textur, sondern auch der Klangvielfalt. So enttäuscht das Ende der CD – in exzellentem Stereoklang und mit einem soliden mehrsprachigen Booklet – durch eine Art Abfall in musikalischer Dichte, die durch die kammermusikalische Intensität der Interpretation nicht ganz aufgefangen werden kann; vielleicht wäre eine abweichende Programmreihenfolge erfolgreicher gewesen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Richter, Franz Xaver: Concertos and Chamber music |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
MDG 1 01.02.1995 |
Medium:
EAN: |
CD
760623050829 |
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MDG Die klangrealistische Tonaufnahme »Den beim Sprechen oder Musizieren entstehenden Schall festzuhalten, um ihn zu konservieren und beliebig reproduzieren zu können, ist eine Idee, die seit langem die Menschen beschäftigte. Waren zunächst eher magische Aspekte im Spiel, die die Phantasie beflügelten wie etwa bei Giovanni deila Porta, der 1598 den Schall in Bleiröhren auffangen wollte, so führte mit fortschreitender Entwicklung naturwissenschaftlichen Denkens ein verhältnismäßig gerader Weg zur Lösung...« (Riemann Musiklexikon)Seit Beginn der elektrischen Schallaufzeichnung ist der Tonmeister als »Klangregisseur« bei der Aufnahme natürlich dem Komponisten und dem Interpreten, aber auch dem Hörer verpflichtet. Die Mittel zur Tonaufzeichnung sind hinlänglich bekannt. Die Kriterien für ihren Einsatz bestimmt das Ohr. Deshalb für den Hörer hier eine Beschreibung unserer Hörvorstellung. Lifehaftigkeit In der Gewißheit, daß der Konzertsaal im Wohnzimmer (leider) nicht realisierbar ist, konzentriert sich unser Bemühen darauf, die Illusion einer Wirklichkeit zu vermitteln. Die Musik soll im Hörraum so wiedererstehen, daß spontan der Eindruck der Unmittelbarkeit entsteht, das lebendige Klanggeschehen mit der ganzen Atmosphäre der »Lifehaftigkeit« erlebt wird. Da wir praktisch ausschließlich menschliche Stimmen und »klassische« Instrumente - auch sie haben ihren Ursprung im Nachahmen der Stimme - aufnehmen, konzentriert sich unsere Klangvorstellung auf natürliche Klangbalance und tonale Ausgeglichenheit im Ganzen, und instrumentenhafte Klangtreue im Einzelnen. Darüber hinaus natürliche, ungebremste Dynamik und genaueste Auflösung auch der feinsten Spannungsbögen. Weitestgehend bestimmend für die Illusion der Lifehaftigkeit ist auch die Ortbarkeit der Klangquellen im Raum: freistehend, dreidimensional, realistisch.Musik entsteht im Raum Um diesen »Klangrealismus« einzufangen, ist bei den Aufnahmen von MDG eine natürliche Akustik unbedingte Voraussetzung. Mehr noch, für jede Produktion wird speziell in Hinblick auf die Besetzung und den Kompositionsstil der passende Aufnahmeraum ausgesucht. Anschließend wird »vor Ort« die optimale Plazierung der Musiker und Instrumente im Raum erarbeitet. Dieser ideale »Spielplatz« ermöglicht nun nicht nur die akustisch beste Aufnahme, sondern inspiriert durch seine Rückwirkung die Musiker zu einer lebendigen, anregenden Musizierlust und spannender Interpretation. Können Sie sich die Antwort des Musikers vorstellen auf die Frage, ob er lieber in einem trockenen Studio oder in einem Konzertsaal spielt?Die Aufnahme Ist der ideale Raum vorhanden, entscheidet sich der gute Ton an den Mikrofonen - verschiedene Typen mit speziellen klanglichen Eigenheiten stehen zur Auswahl und wollen mit dem Klang der Instrumente im Raum in Harmonie gebracht werden. Ebenso wichtig für eine natürliche Abbildung ist die Anordnung der Mikrofone, damit etwa die richtigen Nuancen in der solistischen Darstellung oder die Kompensation von Verdeckungseffekten realisierbar werden. Das puristische Ideal »nur zwei Mikrofone« kann selten den komplexen Anforderungen einer Aufnahme mit mehreren Instrumenten gerecht werden. Aber egal wie viele Mikrofone verwendet werden: Stellt sich ein natürlicher Klangeindruck ein, ist die Frage nach dem Zustandekommen des »Lifehaftigen« zweitrangig. Entscheidend ist, es klingt so, als wären nur zwei Mikrofone im Spiel.Ohne irgendwelche »Verschlimmbesserer« wie Filter, Limiter, Equalizer, künstlichen Hall etc. zu benutzen, sammeln wir die Mikro-Wellen übertragerlos in einem puristischen Mischpult und geben das mit elektrostatischem Kopfhörer kontrollierte Stereosignal linear und unbegrenzt an den AD-Wandler und zum digitalen Speicher weiter. Dadurch bleiben auch die feinsten Einschwingvorgänge erhalten. Auf der digitalen Ebene wird dann ohne klangmanipulierende Eingriffe mit dem eigenen Editor in unserem Hause das Band zur Herstellung der Compact Disc für den Hörer erstellt, für Ihr hoffentlich großes Hörvergnügen. Mehr Info... |
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