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Montag, 2. Oktober 2023

Chaminade, Cecile Louise Stephanie - Sonaten und Etüden

Klangreich


Label/Verlag: MDG
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Der Star dieser facettenreichen Aufnahme ist das Instrument: ein Steinway aus dem Jahr 1901. Aber auch die Musik von Cecile Chaminade hat in der Deutung von Johann Blanchard einiges zu bieten.

Ein Steinway-Flügel von 1901 in bester Aufnahmequalität – ein Instrument, das mich im vorliegenden Fall vom ersten Takt an auf das Höchste begeistert: brillant, aber doch warm im Klang, der Musik um 1900 bestens geeignet, ausgeglichen in den Registern, mit herrlichem Piano, im Fortissimo nicht überbordend. Solche Instrumente hört man heute selten, viel zu selten. Und im Booklet erfährt man auch nichts über das Instrument, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt. Wäre das doch so! Sogenannte Starpianisten würden viel leichter zur Musik finden, müssten vieles auch umdenken, würden sich nicht vor, sondern hinter die Musik stellen.

Mit der Musik Cécile Chaminades hatte ich mich bislang nicht ausreichend befasst. Ein paar Lieder vermittelten eher den Eindruck einer (vielleicht beachtlichen) Salonkomponistin, doch die hier in vorbildlichem Surround- und Stereosound vorgelegte Silberscheibe erweist schnell, dass dies zu kurz gegriffen wäre. Die 1895 erschienene große c-Moll-Sonate op. 21 hebt nicht nur Chaminades kontrapunktische und formtechnische Qualitäten auf das Vorteilhafteste hervor, gleichzeitig haben wir hier echte ‚Pianisten-Musik’, die hörbar gut in den Händen liegt. Das zentrale 'Andante', der bei weitem längste Satz des Werks, verleugnet eine gewisse Nähe zum Salon, zu Godard oder anderen, nicht, besitzt aber auch genügend Tiefe, um in der Schumann-Nachfolge gehört zu werden. In der Themengestaltung überzeugt diese Verbindung auch im virtuosen Finale, das den Hauptteil der CD eröffnet, insgesamt elf Études, die das Etüdenhafte Chopins und seiner Zeitgenossen weiter in Richtung des musikalischen Charakterstücks vorantreiben und um musikalisch reichhaltige Beiträge bereichern (ein entsprechendes, bislang unveröffentlichtes Charakterstück mit dem Titel 'Souvenir d’enfance', das die Nähe zu Fauré und anderen hervorhebt, komplettiert die CD).

Der noch nicht dreißigjährige Johann Blanchard begegnet den Kompositionen mit gebotenem Respekt und Liebe und weiß das ihm zur Verfügung stehende Instrument optimal zu nutzen. Das Ergebnis ist eine rundum erfreuliche Produktion, die in Bezug auf Interpretation und Aufnahmetechnik keinerlei Wünsche offen lässt. Nur wäre umso löblicher gewesen, wenn im Booklet keine Druckfehler stehen geblieben wären.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Chaminade, Cecile Louise Stephanie: Sonaten und Etüden

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
MDG
1
26.01.2015
Medium:
EAN:

SACD
760623187167


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MDG

Die klangrealistische Tonaufnahme

»Den beim Sprechen oder Musizieren entstehenden Schall festzuhalten, um ihn zu konservieren und beliebig reproduzieren zu können, ist eine Idee, die seit langem die Menschen beschäftigte. Waren zunächst eher magische Aspekte im Spiel, die die Phantasie beflügelten wie etwa bei Giovanni deila Porta, der 1598 den Schall in Bleiröhren auffangen wollte, so führte mit fortschreitender Entwicklung naturwissenschaftlichen Denkens ein verhältnismäßig gerader Weg zur Lösung...« (Riemann Musiklexikon)

Seit Beginn der elektrischen Schallaufzeichnung ist der Tonmeister als »Klangregisseur« bei der Aufnahme natürlich dem Komponisten und dem Interpreten, aber auch dem Hörer verpflichtet. Die Mittel zur Tonaufzeichnung sind hinlänglich bekannt. Die Kriterien für ihren Einsatz bestimmt das Ohr. Deshalb für den Hörer hier eine Beschreibung unserer Hörvorstellung.

Lifehaftigkeit

In der Gewißheit, daß der Konzertsaal im Wohnzimmer (leider) nicht realisierbar ist, konzentriert sich unser Bemühen darauf, die Illusion einer Wirklichkeit zu vermitteln. Die Musik soll im Hörraum so wiedererstehen, daß spontan der Eindruck der Unmittelbarkeit entsteht, das lebendige Klanggeschehen mit der ganzen Atmosphäre der »Lifehaftigkeit« erlebt wird. Da wir praktisch ausschließlich menschliche Stimmen und »klassische« Instrumente - auch sie haben ihren Ursprung im Nachahmen der Stimme - aufnehmen, konzentriert sich unsere Klangvorstellung auf natürliche Klangbalance und tonale Ausgeglichenheit im Ganzen, und instrumentenhafte Klangtreue im Einzelnen. Darüber hinaus natürliche, ungebremste Dynamik und genaueste Auflösung auch der feinsten Spannungsbögen. Weitestgehend bestimmend für die Illusion der Lifehaftigkeit ist auch die Ortbarkeit der Klangquellen im Raum: freistehend, dreidimensional, realistisch.

Musik entsteht im Raum

Um diesen »Klangrealismus« einzufangen, ist bei den Aufnahmen von MDG eine natürliche Akustik unbedingte Voraussetzung. Mehr noch, für jede Produktion wird speziell in Hinblick auf die Besetzung und den Kompositionsstil der passende Aufnahmeraum ausgesucht. Anschließend wird »vor Ort« die optimale Plazierung der Musiker und Instrumente im Raum erarbeitet. Dieser ideale »Spielplatz« ermöglicht nun nicht nur die akustisch beste Aufnahme, sondern inspiriert durch seine Rückwirkung die Musiker zu einer lebendigen, anregenden Musizierlust und spannender Interpretation. Können Sie sich die Antwort des Musikers vorstellen auf die Frage, ob er lieber in einem trockenen Studio oder in einem Konzertsaal spielt?

Die Aufnahme

Ist der ideale Raum vorhanden, entscheidet sich der gute Ton an den Mikrofonen - verschiedene Typen mit speziellen klanglichen Eigenheiten stehen zur Auswahl und wollen mit dem Klang der Instrumente im Raum in Harmonie gebracht werden. Ebenso wichtig für eine natürliche Abbildung ist die Anordnung der Mikrofone, damit etwa die richtigen Nuancen in der solistischen Darstellung oder die Kompensation von Verdeckungseffekten realisierbar werden. Das puristische Ideal »nur zwei Mikrofone« kann selten den komplexen Anforderungen einer Aufnahme mit mehreren Instrumenten gerecht werden. Aber egal wie viele Mikrofone verwendet werden: Stellt sich ein natürlicher Klangeindruck ein, ist die Frage nach dem Zustandekommen des »Lifehaftigen« zweitrangig. Entscheidend ist, es klingt so, als wären nur zwei Mikrofone im Spiel.

Ohne irgendwelche »Verschlimmbesserer« wie Filter, Limiter, Equalizer, künstlichen Hall etc. zu benutzen, sammeln wir die Mikro-Wellen übertragerlos in einem puristischen Mischpult und geben das mit elektrostatischem Kopfhörer kontrollierte Stereosignal linear und unbegrenzt an den AD-Wandler und zum digitalen Speicher weiter. Dadurch bleiben auch die feinsten Einschwingvorgänge erhalten. Auf der digitalen Ebene wird dann ohne klangmanipulierende Eingriffe mit dem eigenen Editor in unserem Hause das Band zur Herstellung der Compact Disc für den Hörer erstellt, für Ihr hoffentlich großes Hörvergnügen.


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