
Bader, Lydia Maria - Music of the North
Zu distanziert
Label/Verlag: gutingi
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Nicht die ausgewählten Stücke sind auf diesem Album sprichwörtlich nordisch unterkühlt, sondern das Spiel von Lydia Maria Bader.
Nach ihrem 2012 erschienenen Debüt-Album hat die junge Pianistin Lydia Maria Bader beim Label Gutingi ihre zweite CD mit dem Titel ‚Music of the North’ vorgelegt. Bekannte und weniger namhafte Vertreter nordischer Klangwelten sind unter den Komponisten zu finden, die stilistische Bandbreite reicht von Werken der Romantik bis in die Gegenwart.
Blutleere Phrasen
Den Anfang machen Carl Nielsens fünf Klavierstücke op. 3, in denen sich schon in der 'Humoreske' oder der 'Arabeske' ein Mangel an dynamischem Facettenreichtum bemerkbar macht. Jean Sibelius’ dreiteiligem Werk 'Kyllikki' op. 41 entlockt Bader da schon mehr musikalisches Innenleben; hier kommt ihr Spiel, besonders im ersten Stück, auch mal emotional aus sich heraus. Im abschließenden 'Commodo' mit seinem stark an Wagners Loge-Motiv erinnernden Eingangsthema vermisst man aber wiederum mehr agogische Spritzigkeit. Zweifellos interessant ist für sich genommen die Präsentation der Klaviersonate von Erkki-Sven Tüür (* 1959), die mit ihren harmonischen Reibungspunkten und ihrer metrisch dicht gedrängten, komprimierten Motivik allerdings weitaus mehr musikalischen Zündstoff birgt als hier von Bader vorgeführt. Fast schon schwerfällig wirkt mit Griegs e-Moll-Sonate das wohl bekannteste unter den ausgewählten Werken. Immer wieder klingen Phrasen hier inkohärent, beinahe schon blutleer; mit vergleichsweise etwa Mikhail Pletnevs fesselnder und atmosphärisch dichter Aufnahme hat Baders Interpretation leider absolut nichts zu tun. Wenn überhaupt, wird sie noch dem 'Andante molto' einigermaßen gerecht.
Sprödes Klangbild
Als solche spannend ist an sich auch die Entdeckung weiterer Raritäten wie Arvo Pärts 'Variationen zur Gesundung von Arinunschka' und sein Miniaturstück 'Für Alina'. Deren eher zurückhaltend kontemplativer Tonfall liegt Bader offenkundig mehr. Rihards Dubras (*1964) abschließende Etüde mit ihren rasanten Repetitionen bewältigt sie technisch gerade noch sauber, aber an der Grenze zur hörbaren Angestrengtheit. Klanglich bleibt auch dieses von seinem Potential her eigentlich voluminösere Stück zu dimensionsarm.
Zusätzlich ungünstig beeinflusst wird Baders insgesamt ohnehin recht sachlich-nüchternes Spiel durch ein stellenweise fast schon staubtrockenes Klangbild, das sicherlich nicht am als Instrument verwendeten Bösendorfer, sondern vielmehr an aufnahmetechnischen Parametern liegen dürfte und besonders bei Grieg so wirkt, als sei die CD im eigenen Wohnzimmer produziert worden. Über die negativen Eindrücke kann da dann auch nicht mehr das ansprechend aufbereitete Booklet hinwegtrösten.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bader, Lydia Maria: Music of the North |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
gutingi 1 27.02.2015 |
Medium:
EAN: |
CD
4012652025306 |
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