
Mozart, Wolfgang Amadeus - Die letzten drei Sinfonien
Glänzende Abschiedsfeier
Label/Verlag: Berlin Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach und Hartmut Haenchen verabschieden sich nach 34 Jahren Zusammenarbeit mit Glanz und Gloria.
Nein, nicht etwa Namensgeber Carl Philipp Emanuel Bach ist diskographischer Schlusspunkt der jahrzehntelangen Zusammenarbeit zwischen Hartmut Haenchen und dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach. Zum prunkvollen Abschluss entschied man sich für Mozarts letzte drei Sinfonien. Das mag nicht allzu sehr verwundern, denn obgleich in diesem Jahr der 300. Geburtstag des Namenspatrons gefeiert wird, sind die letzten Sinfonien Mozarts zum einen absolut geeigneter Gegenstand einer ausgelassenen und abwechslungsreichen Abschiedsfeier, zum anderen auch beim Publikum beliebt. Die vorliegende CD bietet nicht nur eine eindrucksvolle Interpretation dreier ebenso geläufiger wie großartiger Werke, sondern auch ein gewichtiges Abschiedsdokument einer jahrzehntelangen künstlerisch erfolgreichen Zusammenarbeit.
Das Kammerorchester war in seinem Bestreben, das künstlerische Wirken nicht durch finanzielle Rahmenbedingungen diktieren zu lassen, bis dato standfest; nun sieht man sich aufgrund der finanziellen Einschürungen dennoch gezwungen, den Klangkörper aufzulösen. Ein äußerst bedauerlicher Verlust, sind es doch gerade die in intensiver Probenarbeit entstehenden Programme von Hartmut Haenchen, die sich im heutigen Musikbetrieb nur noch selten finden lassen. Der 71-Jährige Dirigent war mit seiner Detailverliebtheit und akribischen Quellenforschung dabei stets Grundstein für eine Partnerschaft, deren hochstehende Resultate man heute auf zahlreichen Platten erleben kann.
Die Mitschnitte von Mozarts Sinfonien-Trias vom 1. Mai 2014 sind nun in einer von Berlin Classics herausgegebenen Jubiläums-Edition erhältlich und nicht nur für Anhänger des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach in jedem Fall ein Muss. Die Atmosphäre dieser Live-Einspielungen vermag zu fesseln. Das Orchester spielt auf modernen Instrumenten, ist aber einem historisch informierten Ansatz verpflichtet, der sich bei Haenchen glücklicherweise nicht nur in schnellen Tempi und absoluter Entsagung jeglichen Vibratos zeigt. Achtlos rasant durch die 'Andante'-Sätze, wie etwa Sir Roger Norrington, eilt Haenchen zum Beispiel nicht und kann gerade hier mehr Tiefe und Ausdruck hineinlegen. Neben den zügigen, flüssigen Tempi ist es vor allem ein stupendes Gespür für die unterschiedlichen Ausdruckslagen, welches die Interpretation hörenswert macht. Die ‚große’ g-Moll-Sinfonie KV 550 lässt beispielsweise trotz der gebotenen Präzision, Ausgeglichenheit und Transparenz wenig an düsterer Dramatik vermissen.
Der Zugang Haenchens lässt bei aller Texttreue zudem erfreulicherweise dynamische Schattierungen zu – nicht so extrem wie bei René Jacobs, aber doch einen persönlichen Effekt anstrebend. Man nehme nur das Arienzitat ‚Un bacio di mano’ aus dem Kopfsatz der ‚Jupiter’-Sinfonie KV 551, welches phrasenweise diminuierend ins Piano zurückgenommen wird. Das wirkt sich speziell auf die Durchführung ungemein spannend aus. Ebenso zeigt Haenchen ein gutes Gespür für die klangliche Balance des Orchesters. Nicht nur den Mittelstimmen – zweiten Violinen und Bratschen – wird als begleitender Schicht die nötige Gewichtung beigemessen, auch solistische Entfaltungen kommen zu ihrem Recht, etwa im Finale der Es-Dur-Sinfonie KV 543, wenn nach der Themeneinführung durch die Solo-Violine die Klarinetten im anschließenden Tutti offensiv hervortretend die Weiterführung aufnehmen.
Die Mitschnitte mögen in ihrer diskographischen Bedeutung am Ende zwar nicht an legendäre Aufnahmen, etwa von Bruno Walter oder Wilhelm Furtwänglers überwältigende, düstere Einspielungen aus den Kriegsjahren, heranreichen, doch sind sie in unserem entromantisierenden Zeitalter sicherlich eine Bereicherung auf dem Plattenmarkt. Ein gebührendes Endzeugnis einer langen, fruchtbaren und erfolgreichen Zusammenarbeit sind sie ohnehin. Das Kammerorchester C. P. E. Bach und Hartmut Haenchen verabschieden sich mit Glanz und Gloria.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mozart, Wolfgang Amadeus: Die letzten drei Sinfonien |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Berlin Classics 1 08.08.2014 |
Medium:
EAN: |
CD
885470005874 |
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Berlin Classics Berlin Classics (BC) ist das Klassik-Label der Edel Germany GmbH. Es ist das Forum für zahlreiche bedeutende historische Aufnahmen, wichtige Beiträge der musikalischen Zentren Leipzig, Dresden und Berlin sowie maßgebliche Neuproduktionen mit etablierten und aufstrebenden jungen Klassik-Künstlern. Dazu zählen etablierte Stars, wie z.B. die Klarinettistin Sharon Kam, die Pianisten Ragna Schirmer, Sebastian Knauer, Matthias Kirschnereit, Anna Gourari und Lars Vogt, die Sopranistin Christiane Karg oder auch die Ensembles Concerto Köln, Pera Ensemble, sowie der Dresdner Kreuzchor und das Vocal Concert Dresden. Mehrfach wurden Produktionen mit einem Echo-Preis ausgezeichnet. Im Katalog von Berlin Classics befinden sich Aufnahmen mit Kurt Masur, Herbert Blomstedt, Kurt Sanderling, Franz Konwitschny, Hermann Abendroth, Günther Ramin, Peter Schreier, Ludwig Güttler, Dietrich Fischer-Dieskau, die Staatskapellen Dresden und Berlin, das Gewandhausorchester Leipzig, die Dresdner Philharmonie, die Rundfunkchöre Leipzig und Berlin, der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor Leipzig. Sukzesssive wird dieses historische Repertoire für den interessierten Hörer auf CD wieder zugänglich gemacht, wobei die künstlerisch hochrangigen Analogaufnamen mit größter Sorgfalt unter Anwendung der Sonic Solutions NoNoise-Technik bearbeitet werden, um sie an digitalen Klangstandard anzugleichen. Mehr Info... |
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