> > > Beethoven, Ludwig van: Sämtliche Klavierwerke Vol. 13
Montag, 2. Oktober 2023

Beethoven, Ludwig van - Sämtliche Klavierwerke Vol. 13

Frische Horizonte


Label/Verlag: BIS Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Ronald Brautigam hat in den vergangenen Jahren Beethoven-Sonaten zum Klangereignis werden lassen. Nun lässt er die kleiner dimensionierten Stücke leuchten.

Ronald Brautigam kann so leicht kein anderer Pianist etwas in Sachen Beethoven vormachen. Seit rund dreißig Jahren befasst er sich mit Beethovens Klavierwerken auf Tonträger, fast immer auf dem Hammerflügel, so dass er ein hochsensibles Gespür entwickelt hat, welche Klangfarben der Musik angemessen sind. Auf diese Weise erkundet er Beethovens Klavierœuvre weitaus vielfältiger als es auf dem modernen Konzertflügel möglich wäre. Mit Folge 13 seiner Gesamteinspielung von Beethovens Soloklaviermusik ist er bei den kleinen musikalischen Werken angelangt, den Rondos und Ecossaisen, dem 'Andante favori', dem Klavierstück 'Für Elise' und ähnlichen Miniaturen, und kehrt damit zu dem Programm seiner Etcetera-Debütplatte aus dem Jahre 1984 zurück, die er auf seiner Website schamvoll verschweigt.

Brautigams Beethoven ist farbig und kraftvoll, warm und voller lyrischem Charme, virtuos und spielerisch, aber auch schlicht und direkt. Schon vielfach ist darauf hingewiesen worden, dass Brautigams Beethoven zahllose neuere (und ältere) Einspielungen im direkten Vergleich bei weitem übertrifft. Und dies eben dadurch, dass er mit der interpretatorischen Auseinandersetzung beim Notentext endet. Wie Andreas Staier, Jos van Immerseel oder Malcolm Bilson & Friends eröffnet Brautigam neue Horizonte, frischt das Beethoven-Bild, wie es seit Brendel und Schiff mehr oder weniger zementiert worden war, auf wie ein guter Restaurator von stumpf gewordenen alten Bildern den verfärbten Firnis abnimmt und die originalen Farben zum Vorschein bringt. Die sechs unmittelbar hintereinander geschalteten Rondos auf dieser SACD geraten zum Kaleidoskop Beethoven‘schen Schaffens – jedwede Möglichkeit von Einförmigkeit wird mit frischem Pinselstrich weggewischt und eröffnet den Blick auf einen wahren Meister, bei dem selbst die kleinste Gelegenheitskomposition zur Preziose gerät. Selbst den Ecossaisen, die sonst so leicht stupide geraten, erhalten bei Beethoven einen in der Tat ganz eigenen, teilweise fast schottischen Touch, die mechanischen Momente der musikalischen Struktur werden durch die Hammerflügel, den Nachbau eines Walter-Instruments von ca. 1805, farbig erfüllt.

Die zweite Programmhälfte nutzt ein anderes Instrument (den Nachbau eines Graf-Instruments von ca. 1819) und auch einen anderen, raumgreifenderen Aufnahmeklang – dies beeinträchtigt den Übergang von der ersten zur zweiten Hälfte, so dass in dieser Hinsicht eine Hörpause empfehlenswert ist. Das 'Andante favori', die Polonaise C-Dur op. 89, die Fantasie op. 77, der ‚letzte musikalische Gedanke‘ und das Klavierstück 'Für Elise' (letzteres in einer von Barry Cooper nach Skizzen erstellten Fassung) schwelgen in dem teilweise deutlich weicheren, bei Bedarf auch kraftvolleren, aber auch schwieriger einzufangenden Klang des Instruments, evozieren starke poetische Momente, ohne interpretatorisch die Linie aus dem Blick zu verlieren. Der SACD-Klang ermöglicht größtmögliche Transparenz und Klarheit. Ein tadelloses mehrsprachiges Booklet komplettiert das attraktive Gesamtpaket.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Beethoven, Ludwig van: Sämtliche Klavierwerke Vol. 13

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
BIS Records
1
02.04.2014
Medium:
EAN:

SACD
7318599918921


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BIS Records

Most record labels begin with a need to fill a niche. When Robert von Bahr founded BIS in 1973, he seems to have found any number of musical niches to fill. The first year's releases included music from the renaissance, Telemann on period instruments, Birgit Nilsson singing Sibelius and works by 29 living composers - Ligeti and Britten as well as Rautavaara and Sallinen - next to Purcell, Mussorgsky and Richard Strauss. A musical chameleon was born, a label that meant different things to different - and usually passionate - devotees.


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