
Pleyel, Ignaz - Preußische Quartette 1-3 (Pleyel Quartett Köln)
Freudenquell
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Pleyel Quartett Köln legt in der bei cpo erscheinenden Reihe der Streichquartette von Ignaz Pleyel eine weitere Folge vor, die durchweg fasziniert.
Endlich! Seit ich vor knapp zwei Jahren die zweite Folge der Preußischen Streichquartette von Ignaz Pleyel zu besprechen die Freude hatte, habe ich sehnsüchtig auf die nächste Veröffentlichung der Reihe gewartet. Und ein damaliger Kritikpunkt, den ich auf diesen Seiten vermerkte, ist beherzigt worden: Der Booklettext ist, verfasst durch den Bratschisten des Pleyel Quartett Köln, diesmal noch deutlich präziser und auf den Punkt informativer. Nur eine vergleichsweise Nebensache, doch für den interessierten Leser ein deutlicher Gewinn, bei gleichzeitiger Platzoptimierung im Booklet.
Ignaz Pleyel etabliert sich, langsam, viel zu langsam, da längst nicht alle vorgelegten Produktionen seinem Andenken gerecht werden, als eine ernstzunehmende Größe der Wiener Klassik, als – so mein Eindruck beim wiederholten Hören – echte ‚Klassiker‘ der Wiener Klassik, die vollauf neben den Werken der berühmteren Meister bestehen können. Dass Pleyel ein wichtiger Streichquartettkomponist war, wissen wir spätestens seit Erscheinen der ersten CD der vorliegenden Reihe 2008.
Die drei hier vorgestellten Quartette, jedes von ihnen dreisätzig, beginnen mit einer Reverenz an Pleyels Lehrer Joseph Haydn. Doch zeigt sich schnell Pleyels eigene Meisterschaft und Humor. Die harmonische Struktur gleich des ersten Satzes ist ausgesprochen einfallsreich. Im Finale nutzt Pleyel erstmals auch die Viola zur thematischen Verarbeitung. Das zweite Quartett könnte als Reverenz an Mozart angesehen werden, doch ist Pleyel, dessen zwölf Preußische Quartette im Frühjahr 1787 zeitgleich bei allen bedeutenden Verlagen Europas erschienen, viel zu eigenständig (etwa in der sorgfältigen Durchführungsarbeit), als dass man ihm Reminiszenzenjagden vorgeworfen werden könnte. Wie zu jener Zeit durchaus nicht mehr unüblich, erweist sich der langsame Satz als im Grunde erweiterter Sonatenhauptsatz. Das geistreiche Finalrondo schließt das Quartett ausgesprochen zufriedenstellend. Ganz anders als die beiden ersten Quartette ist das dritte konzipiert; die Gleichberechtigung der Instrumente hat eine neue Stufe erreicht, wir hören Klangtexturen, die man getrost als durchaus typisch Pleyel bezeichnen darf. Wir haben eine selbstständige Kraft, die wohl auch rückwirkend wiederum seine Zeitgenossen, nicht zuletzt Haydn und Beethoven inspiriert haben dürfte.
Das Pleyel Quartett Köln bieten eine Interpretation nahe an der Perfektion. Das Spiel auf Darmsaiten passt zu Pleyels Musik, der historisch informierte Zugriff lässt die Musik in exakt jener Zeit landen, wo sie hingehört. Da wird nicht unnötig emotionalisiert – wir haben hier Musik des späten 18. Jahrhunderts und keine postmoderne Mélange, wir haben Musiker, die genau wissen, was sie tun, Musiker, denen international höchstes Lob gebührt. Rückhaltlos empfohlen.
Nun freue ich mich auf die letzte Folge der Reihe – und wer weiß, vielleicht wird aus Pleyels reichem Œuvre in Zukunft ja noch weiteres folgen, oder das Quartett traut sich an den mittleren bis späten Beethoven, zusätzlich zu bereits bei cpo angekündigten weiteren CDs.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Pleyel, Ignaz: Preußische Quartette 1-3 (Pleyel Quartett Köln) |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
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CD
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Pleyel, Ignaz Joseph |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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