> > > Bach, Johann Sebastian: Capriccio sopra il genio del Bach giovanissimo
Montag, 4. Dezember 2023

Bach, Johann Sebastian - Capriccio sopra il genio del Bach giovanissimo

Bach als Inspirationsquelle


Label/Verlag: TYXart
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die Organistin und Cembalistin Cécile Mansuy widmet sich frühen Werken Johann Sebastian Bachs mit großem Erfolg.

Nein, so kennen wir die Musik von Johann Sebastian Bach nicht. Jung, lebendig, waghalsig inspirierend und verspielt kommt sie daher. Auf der CD der Ausnahme-Organistin und Cembalistin Cécile Mansuy erklingen ausschließlich Werke des jungen Bach. ‚Capriccio sopra il genio del Bach giovanissimo‘ heißt die silberne Scheibe. Sehr frei übersetzt etwa: fantasievolle Musikstücke, die das Genie des jungen Bach widerspiegeln.

Und wurden nicht erst kürzlich (2007) Blätter von der Hand des 15 Jahre alten Bach, die Abschriften von Dietrich Buxtehudes Choralfantasien 'Nun freut euch lieben Christen gmein' und Johann Adam Reinckens 'An Wasserflüssen Babylons', gefunden, die in virtuoser Schreibweise die Genialität des jungen Bach bestätigen?

Bach war sehr früh vom Klang der Orgel begeistert. Er wusste fast alles über deren Bau, klangliche Dimensionen und Vervollkommnung. Er reiste viel umher, um zu lernen, Orgeln zu begutachten und Orgelbauer zu beraten. Er war berühmt über die Stadtgrenzen hinaus. Auch dafür, dass er sich in seiner ersten Anstellung als Organist musikalisch extreme Eigenwilligkeiten, Kapricen erlaubte. Ihm wurde vorgeworfen, dass er ‚im Chorale viel wunderliche variationes gemachet, viele frembde Thone mit eingemischet, daß die Gemeinde drüber confundieret worden‘. Ein aufbegehrendes Genie mit ungeheurem Freiheitsdrang also. Auch das Cembalo beherrscht er virtuos. Heute ist sich die Bach-Forschung sicher, dass Bach als Jugendlicher ebenso eine Wunderkindbegabung aufwies wie Wolfgang Amadeus Mozart. Cécile Mansury, die ihr Können bei J. W. Jansen, M. Bouvard und A. Marcon verfeinert hat, gelingt es vorzüglich in die Jugendzeit des Genies Johann Sebastian Bachs einzutauchen. Denn er hat ja erstaunlich wenig aufs Notenpapier gebracht, da er immer frei improvisierte, aus dem Stand heraus. Jeglicher Einfall floss direkt in Finger und Füße, direkt in die Tasten und Pedale sozusagen.

Das ist spürbar beim Hören der großen Toccata d-Moll BWV 913, die die Organistin nicht wie üblich auf dem Cembalo, sondern auf der Orgel präsentiert. Ein gewaltiges Stück innerer Konzentration und Wucht in optimaler Auslotung von Klangfarbe und Registerwahl. In der Fantasie G-Dur I-III BWV 571 ist der Einfluss früher Vorbilder Bachs spürbar. Immerhin wurde er von seinem Onkel Johann Christoph Bach, einem Pachelbel-Schüler unterrichtet. Melodie und Fugenbehandlung seines Frühwerkes weisen in diese Richtung. Der wohlklingenden dreisätzigen Fantasie G-Dur I-III BWV 571, Bachs frühste bekannteste Komposition, verleiht Cécile Mansuy im zweiten Satz meditativen Charakter. Fast gehaucht, fein holztönig klingt es da. Das führt direkt in vergangene Epochen.

Musiziert wird auf der Trost-Orgel der Reformierten Kirche Zürich-Oberstrass, an der Cécile Mansuy Kirchenmusikerin ist. Beeindruckend ist auch die einzige ‚Programmmusik‘, die Johann Sebastian Bach 1704 schrieb, als sein jüngerer Bruder Johann Jacob als Musikus in schwedische Dienste ging. Dieses 'Capriccio sopra la lontananza de il fratro dilettissimo' (Capriccio über die Abreise des sehr geliebten Bruders) sowie die zehn Choralpartiten über 'Ach was soll ich Sünder machen' werden von Cécile Mansuy auf dem Cembalo mit inniger klar artikulierter Spontanität gespielt. Da tönt eine Trauermelodie, ein Posthornruf genauso inspiriert in der Tongebung wie die an Bachs spätere Kantaten-Arien erinnernde Adagio-Choralpartita.

Kombiniert mit frühen Orgelchorälen lenkt diese außergewöhnlich abwechslungsreice Einspielung einen Blick auf das freudvolle, innig beseelte Werk des jungendlichen Genius Johann Sebastian Bach. Eine wunderbare musikalische Zeitreise, die neugierig auf mehr J. S. Bach und Cécile Mansuy macht.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Bach, Johann Sebastian: Capriccio sopra il genio del Bach giovanissimo

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
TYXart
1
07.02.2014
67:56
Medium:
EAN:
BestellNr.:

CD
4250702800385
TXA14038


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"CD "Capriccio sopra il genio del Bach giovanissimo"

Cécile Mansuy, Orgel und Cembalo


Wenn der Name "Bach" fällt, denkt man beispielsweise an die Brandenburgischen Konzerte, an das Weihnachts-Oratorium oder an die Passionen. Alle diese berühmten Zyklen sind Werke aus der Reifezeit des Komponisten. Wie aber waren seine Anfänge, seine ersten Schritte auf dem Weg zur Meisterschaft? Das Programm dieser CD lässt einige dieser frühen Stücke aufleuchten. Sie machen deutlich, dass sich in Johann Sebastian Bach schon in jungen Jahren ein enormes schöpferisches Potential Bahn gebrochen hat. Diese Werke geben somit Gelegenheit, Vergleiche mit bekannten, späteren Werken anzustellen und sich Gedanken über die Wege zu einem der Grossen unserer Kunst zu machen.
Die Entscheidung, das Programm dieser CD mit Orgelmusik zu beginnen, und im zweiten Teil die Musikerin Cécile Mansuy weiter am Cembalo zu begleiten, ermöglicht es dem Zuhörer, sich auf wunderbare Weise in die Musik (Fantasie G-Dur, Sonata D-Dur, Toccata d-Moll, Capriccio sopra la lontananza del fratello dilettissimo, Fuga e-Moll, Partite diverse sopra il Corale "Ach, was soll ich Sünder machen" u.a.) einzuleben - zuerst erschließt sie sich in der großen Akustik der Kirche, anschließend in der Nähe und Intimität des Cembalos. Eine spannende Art, auf musikalisch alternative Entdeckungsreise mit Johann Sebastian Bachs Musik zu gehen! "


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TYXart

TYXart - the musicART label

TYXart ist es ein besonderes Anliegen, die emotionalen, geistigen und intellektuellen Anforderungen von Musikliebhabern mit hochwertigen künstlerischen Einspielungen zu erfreuen - und dass Tiefsinn, Humor, Stille, Kraft, Nachdenklichkeit, aber auch Lebensfreude, Jubel oder Trauer, also alles, was die musikalischen Befindlichkeiten des Menschen erhebt und befriedigt, in unseren Veröffentlichungen enthalten ist.

Es geht uns dabei nicht in erster Linie nur um "Berühmtheit" oder "Perfektionismus", sondern ums Humane, Originelle, Individuelle und um die begeisternden und begeisterten Interpretationen ungewöhnlicher Musiker, auch der ganz jungen. Jede CD ein Unikat! Das soll unser Motto sein. Dass sich unserem Konzept bereits mehrere außergewöhnliche und berühmte Künstler spontan anschließen, beruht auf deren Überzeugung von der Richtigkeit unseres Anspruchs.

Herausragende Musiker und Ensembles der Veröffentlichungen: Giora Feidman (Klarinette), Elena Denisova (Violine), Yojo (Klavier), Liana Issakadze (Violine), Alexander Suleiman (Violoncello), Corinne Chapelle (Violine), Carmen Piazzini (Klavier), Franz Grundheber (Bariton), Matthias Veit (Klavier), Nathalia Prishepenko (Violine), Alexandra Sostmann (Klavier), Franz Hummel (Komponist), Masako Sakai (Klavier), Ensemble del Arte (Kammerorchester), Vardan Mamikonian (Klavier), Jakob David Rattinger (Viola da Gamba), Werner Schneyder (Musik-Kabarett), TRIO ZERO, Sojka Quartett, Deutsches Saxophon Ensemble, Moscow Symphony Orchestra ...

Wir stellen zusammen mit unseren Künstlern in Serien wie z.B. "Modern Classics", "Rising Stars" oder "Crazy Edition" Aufsehen erregende Musikaufnahmen unserer Zeit ungewöhnlichen Interpretationen aus mehreren Epochen gegenüber, um ein breites Publikum auf die Lebendigkeit, Schönheit und Kühnheit neuer Kompositionen im Fokus radikaler oder besonders individueller Interpretationen traditioneller Werke aufmerksam zu machen. Lassen Sie sich auch jenseits von Mainstream-Bewegungen begeistern von den sensationellen Einspielungen der Künstler bei TYXart!


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