
Heinrich Schütz: Auferstehungshistorie - Schütz-Gesamteinspielung, Vo. 9
Auferstehungshistorie
Label/Verlag: Carus
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein wichtiges Werk steht im Zentrum dieser neunten Folge der Gesamteinspielung der Werke Heinrich Schütz' in der frischen Interpretation von Hans-Christoph Rademann und etlichen überwiegend jungen Kräften.
Die bei Carus erscheinende Gesamteinspielung der Werke Heinrich Schütz‘ schreitet weiter mit schnellen Schritten voran: Aktuell liegt die neunte Folge vor, die mit der 1623 veröffentlichten 'Historia der Auferstehung Jesu Christi' im Zentrum des Programms aufwartet. Dazu treten einige Sätze auf deutsche und lateinische Texte, die sämtlich dem österlichen Festkreis zuzurechnen sind.
Die Auferstehungshistorie ist ein subtiles Werk des musikhistorischen Übergangs. Schütz greift die Traditionen älterer Beispiele auf, erweitert sie aber so individuell und genial nach seinen schon gereiften Vorstellungen, dass im Grunde völlig Neues entsteht – vor uns steht ein hochexpressives Werk der früheren Schaffensperiode, das mit leichter Hand jenen Schützschen Historienton etabliert, der auch die Jahrzehnte später entstandene Weihnachtshistorie noch prägen sollte und der ebenso fein wie sicher auf der Grenze strenger zwischen Textbasierung und entschiedener, durchaus dramatischer Weiterung balanciert.
Da wird Expertise angesammelt
Im Zentrum der Erzählung des Ostergeschehens steht der Evangelist: Der schon profilierte Tenor Georg Poplutz singt ihn klar und fein, mit leichtem Ton, vor allem in sehr natürlicher Diktion. Und er brilliert mit dem von Schütz geforderten Balanceakt von textgebundenem Singen und jener subtilen musikdramatischen Weiterung, die Schütz in die Historien-Tradition einbrachte. All das belebt Poplutz absolut stimmig und bezwingend. Den Jesus singt der junge Bariton Felix Rumpf mit sprachmächtiger, lyrischer Geschmeidigkeit und einiger Überzeugungskraft. Gelegentlich wirkt die Partie am oberen Ende des für ihn mühelos Erreichbaren.
Weitere Soli werden von vielen jungen Solisten, angeführt von der erfahrenen Sopranistin Gerlinde Sämann, zu einem idiomatisch stimmigen, weit mehr als rollendeckenden Tableau zusammengefügt.
In der 'Historie' dient der Dresdner Kammerchor als Rahmen und elegante Klangverstärkung, profiliert sich aber in den anderen Sätzen einmal mehr als präzises, schlankes, zudem sehr bewegliches Ensemble, getragen von einem frischen Grundklang.
Begleitet werden die Vokalisten von Hille Perls Sirius Viols. Dazu treten mit dem Lautenisten Lee Santana, dem Organisten Ludger Rémy, den Geigerinnen Margaret Baumgartl und Karina Müller, auch den Posaunisten Sebastian Krause, Detlef Reimers, Christoph Scheerer und Ercole Nisini teils sehr namhafte Instrumentalisten. Sie machen auch unscheinbare Beiträge zu echten Erlebnissen: Die Gambenbegleitung der Evangelistenpartie gerät eloquent, insgesamt werden dem Geschehen subtile Farben hinzugefügt.
Hans-Christoph Rademann lässt in erfreulich fließenden Tempi musizieren, auch dabei deutlich von der Natürlichkeit des gesprochenen Wortes inspiriert. Ähnliches gilt natürlich insbesondere für die Artikulation, die sich als wunderbar von der Sprache aus gedacht erweist und dadurch agil und lebendig wird, ohne an überzeichneter Plastizität zu leiden.
Das Klangbild ist sehr konzentriert und aufgeräumt, zugleich klar und plastisch, dazu angenehm lebendig. Der Raum der Radeberger Stadtkirche ist präsent und zugleich deutlich bewältigt. Im Booklet argumentiert Oliver Geisler reflektiert in erfreulicher Ausführlichkeit und angemessener Tiefe der Argumente.
Diese Folge ist eine sehr niveauvolle Fortsetzung der Reihe, mit den zwar überwiegend noch jungen, aber doch gleichwohl schon erfahrenen Interpreten. Das ist vielleicht einer der erfreulichsten Aspekte: Welche Expertise sammelt sich da in diesem Projekt, das kontinuierlich auf hohem Niveau und ohne jeden Schwachpunkt fortgesetzt wird? Ein wirklicher Schatz für die Interpreten, den sie auch langfristig fruchtbar machen werden. Längst ist absehbar, dass diese Gesamteinspielung Maßstäbe setzen wird, nicht nur in Sachen Vollständigkeit.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Heinrich Schütz: Auferstehungshistorie: Schütz-Gesamteinspielung, Vo. 9 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: |
Carus 1 07.03.2014 060:04 2013 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4009350832565 8325600 |
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"Die Schütz-Gesamteinspielung wird mit der Auferstehungshistorie mit einem weiteren bekannten Werk fortgesetzt. Ergänzt wird das Programm durch weitere Stücke aus dem Osterkreis. Unter der musikalischen Leitung von Hans-Christoph Rademann musizieren der Dresdner Kammerchor sowie namhafte Solisten, vier Posaunisten des Ensembles Instrumenta Musica und das Gambenconsort The Sirius Viols um Hille Perl." |
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Carus Der Name Carus steht weltweit als ein Synonym für höchsten Anspruch und Qualität auf dem Gebiet geistlicher Chormusik. Dies betrifft nicht nur unsere zuverlässigen Noteneditionen vieler zu Unrecht in Vergessenheit geratener Werke. Es ist uns ein besonderes Anliegen, gerade diese Werke - oft als Weltersteinspielungen - auch in exemplarischen Interpretationen durch hochrangige Interpreten und Ensembles auf CD vorzulegen. Der weltweite Erfolg unseres Labels führte zur Erweiterung unseres Katalogs: Neben der Chormusik, die weiterhin den Schwerpunkt des Labels bildet, haben gerade in den letzten Jahren einige Aufnahmen barocker Instrumentalwerke internationale Beachtung gefunden. Unsere Zusammenarbeit mit erstklassigen Interpreten führte zu einer hohen Klangkultur, die mit der Verleihung vieler internationaler Preise honoriert wurde (Diapason d'Or, Preis der Deutschen Schallplattenkritik, Gramophone - Editor's choice). Mehr Info... |
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