
Grieg, Edvard - Klavierquintett
Musikalische Spurensuche
Label/Verlag: Metier Records
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Michael Finnissy wurde auf der Suche nach Inspiration bei einem kammermusikalischen Fragment Edvard Griegs fündig.
Der britische Komponist und Pianist Michael Finnissy (geb. 1946) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Edvard Griegs Fragment gebliebenes Klavierquintett in B-Dur EG. 118 im Stil des Komponisten zu vervollständigen. Parallel dazu arbeitete er an einem zweiten, ‚eigenen’ Quintettsatz, der ebenfalls Griegs Fragment als Grundlage hat. Hier konnte er alle Ideen unterbringen, die für einen Satz im Stile Griegs nicht in Frage kamen, und das Fragment so aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachten. Edvard Grieg (1843–1907) hielt laut Booklet 1892 etwa 250 Takte eines Klavierquintetts in seinem Skizzenbuch fest. Nach Michael Finnissy ähnelt die monothematische Exposition strukturell den Sonatensätzen von Johannes Brahms oder César Franck. Die 2013 veröffentlichte Einspielung von Roderick Chadwick (Klavier) und dem Kreutzer Quartet bei Metier Records ist die erste und bisher einzige Aufnahme.
Das komplett englischsprachige Booklet bietet einen interessanten Einblick in die musikalische Arbeit von und mit Michael Finnissy, teils aus der Sicht des Komponisten selbst, teils aus der Sicht von Peter Sheppard Skaerved, Gründer und Leiter des Kreutzer Quartets. Die Musiker und der Komponist hatten bereits bei der Uraufführung der Endfassung im Rahmen des Bergen International Festivals 2013 zusammengearbeitet.
Aufgrund des geringen Umfangs des Fragments entschied sich Michael Finnissy gegen ein mehrsätziges Werk, er wählte die Form einer einsätzigen Kammersinfonie. Das Ergebnis kann sich definitiv hören lassen; es ist ihm meiner Meinung nach gut gelungen, Griegs Stil nachzuempfinden. Besonders die lyrischen, melancholisch klingenden Passagen könnten auch aus der Feder des Norwegers stammen.
Michael Finnissys 'Grieg-Quintettsatz' unterscheidet sich allein schon durch die Dissonanzbehandlung deutlich vom Satz im Stile Griegs. Neben dem Fragment wurde der Komponist nach eigener Aussage von norwegischer Volksmusik und, deutlich hörbar, von Wagner inspiriert. Während der Beginn des Werkes noch harmonisch wie melodisch stark romantisch eingefärbt ist, entfernt sich die Musik von diesem Ausgangspunkt im Laufe des Satzes immer weiter.
Ein großes Manko ist die nicht sonderlich gute Klangqualität, die alle Instrumente stumpf und matt klingen lässt. Einige Passagen verschwimmen leider völlig, beide Werke lassen dadurch deutlich an Ausdruckskraft und Brillanz zu wünschen übrig. Vor allem die schnellen Wechselnotenmotive in den Streichern, aber auch legato gespielte begleitende Liegetöne werden so zu einem unschönen, wenig differenzierten Klangbrei.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Grieg, Edvard: Klavierquintett |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Metier Records 1 13.01.2014 |
Medium:
EAN: |
CD
809730854125 |
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Metier Records 1992 gegruendet, hat METIER schnell einen Namen fuer eine augezeichnete moderne Repertoire- und Produktionsqualitaet erworben. Metier ist mittlerweile einer der wichtigsten Namen der heutigen klassischen Musik ? durch die Zusammenarbeit mit Tonkünstlern aus Grossbritannien, aber auch international mit grossen Komponisten der Welt wie Roberto Gerhard, Charles Ives, George Crumb, Walter Zimmermann, Georg Rochberg, unter anderen. Metier stellt eine breite Auswahl von musikalischen Stilen und Ideen der ganzen heutigen Komposition vor und schliesst eine grosse Zahl von wichtigen Weltpremieren, insbesondere der Komponisten, welche von den multinationalen Firmen vernachlaessigt werden, mit ein. Metier legt keinen grossen Wert auf schwaermerisches Werbematerial, Prominenten-Empfehlungen und falsche Versprechungen, die die moderne Reklame charakterisieren, sondern einfach auf kuenstlerische Qualitaet. Metier ist daher ein unentbehrlicher Name fuer serioese Sammler. Die Firma stellt in ihrer ?Re-appraisal? (Neubewertung) Serie auch Musik der Vergangenheit dar ? zum Beispiel Bach und Beethoven, aber mit neuen Herangehensweisen von hochrangigen Künstlern, deren Erfahrung und Innovationsgeist neue, faszinierende Interpretationen hervorbringen. METIER hat 12 ?CD of the Year? und ?Critic?s Choice? Preise gewonnen und wurde 2007 ein Teil der Divine Art Gruppe. Eine neue Serie von wichtigen modernen Werken ist im Werden, abermals von sehr positiver Kritik begleitet. Mehr Info... |
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