
Württembergische Philharmonie Reutlingen spielt - Werke von Grieg & Larsson
Vielfalt in Artikulation, Dynamik und Expressivität
Label/Verlag: Antes Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Nordeuropäische Orchestermusik präsentiert die Württembergische Philharmonie Reutlingen. Dirigiert von Ola Rudler interpretiert sie Werke von Edvard Grieg und Lars-Erik Larsson und zeigt dabei vor allem eines: bemerkenswerten musikalischen Ausdruck.
Wenn ein Orchester und ein Dirigent ein eingespieltes Team sind (und das im wahrsten Sinne des Wortes), so hört man das sofort. Schwierige Tempoübergänge gelingen scheinbar mühelos, lange Melodielinien beginnen zu atmen und das Werk erwacht zum Leben. Ein solch eingespieltes Team hat sich in der Württembergischen Philharmonie Reutlingen und ihrem Chefdirigenten Ola Rudner gefunden, die gemeinsam eine CD mit Werken von Edvard Grieg und Lars-Erik Larsson bei Antes veröffentlicht haben.
Vor allem beim Anhören der 'Peer Gynt'-Suiten Nr. 1 op. 46 und Nr. 2 op. 55 von Grieg wird deutlich, wie stimmig die musikalische Kommunikation zwischen dem Orchester und seinem schwedischen Dirigenten sein muss. Stücke wie 'Anitras Tanz' oder 'In der Halle des Bergkönigs', die man ja durchaus häufig von den unterschiedlichsten Orchestern zu unterschiedlichsten Gegebenheiten hören darf, zeigen umso offensichtlicher, was das Besondere an dieser Interpretation ist: ein ausgewogener, sauber intonierter Klang und eine Ausdrucksstärke, die kleine Temposchwankungen oder Verzögerungen als ganz natürlich – ja geradezu notwendig – erscheinen lässt. Ein so homogenes Ensemble, das auch im gewaltigen Fortissimo noch transparent und im hauchdünnen Pianissimo noch musikalisch bleibt, kann einen als Zuhörer nur begeistern.
Dass Ola Rudner neben seinem Dirigat symphonischer Werke außerdem ein begeisterter Operndirigent ist, kommt Griegs 'Peer Gynt'-Suiten sowie seinem Werk 'Aus Holbergs Zeit' op. 40 und Larssons 'Pastoral-Suite' op. 19 ebenfalls zugute. Durch die Variationen im Tempo erhält die Musik etwas Erzählerisches, das jedem Takt die Möglichkeit gibt, ausgespielt zu werden. Generalpausen werden ausgekostet und ein dreifaches Piano wird an der Schwelle des Unhörbaren zelebriert bis zum Morendo (übersetzt: sterbend, z.B. in 'Åses Tod').
Zu Beginn der Einspielung, in der 'Morgenstimmung', hat man das Gefühl, einer Ouvertüre vor dem geschlossenen roten Samtvorhang sitzend zu lauschen, in Erwartung der kommenden Ereignisse. Da die 'Peer Gynt'-Suiten von Grieg als Schauspielmusik zu Henrik Ibsens Stück ‚Peer Gynt‘ komponiert wurden, steht diese dramatische Interpretation dem Werk gut zu Gesicht.
An manchen Stellen würde man sich etwas mehr Fortschreitung und weniger Zustandsbeschreibung wünschen. Wenn aus einem Andante eher ein Adagio wird und von einem Allegro nur noch ein Andante bleibt, geht in der enormen Ausdrucksstärke der Schwung der Musik bisweilen ein wenig verloren. Ein Stück, das in seinem Titel das Wort ‚Tanz‘ trägt, läuft in einem zu getragenen Tempo Gefahr, seinen eigentlichen musikalischen Anlass zu verfehlen. Ginge ein schnelleres Tempo hier wirklich mit dem Verlust eines großen musikalischen Ausdrucks einher?
Auch in Griegs 'Aus Holbergs Zeit' zeigt die Württembergische Philharmonie Reutlingen ihre Vielfalt in Artikulation, Dynamik und Expressivität. Das Werk, das Grieg bewusst am Charakter und Satzaufbau einer barocken Suite orientiert hat, um des barocken norwegischen Dichters Ludvig Holberg zu gedenken, erfordert einen ganz anderen musikalischen Gestus als die 'Peer Gynt'-Suite – höfisch und leicht statt opernhaft und dramatisch –, was Rudner und das Orchester jedoch mit Bravour meistern.
Eine ganz andere Herausforderung stellt die Interpretation von Larssons 'Pastoral-Suite' dar. Hier schließen die modernen, temperamentvollen Anklänge des frühen 20. Jahrhunderts die Einspielung ab und beenden den Ausflug in die nordischen Gefilde mit einem keck und spritzig interpretierten Scherzo.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Württembergische Philharmonie Reutlingen spielt: Werke von Grieg & Larsson |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Antes Classics 1 13.01.2014 |
Medium:
EAN: |
CD
4014513030689 |
![]() Cover vergössern |
Antes Classics Zu Beginn der 90er Jahre wurde die ANTES EDITION gegründet, in der hochwertige E-Musik auf Tonträger und im Notendruck erscheint unter dem Motto: Hohe Qualität, unvergleichliches Repertoire und Förderung junger Talente. So wird Komponisten und ausübenden Musikern ein kreatives und aktives Forum der klassischen Musik geboten. Veröffentlicht wurden bisher mehr als 250 CD-Produktionen mit ausgefallenen Kammermusikwerken und herausragenden Interpretationen des bekannten Repertoires. Einen besonderen Schwerpunkt stellt eine Reihe zeitgenössischer Werke aus Estland dar. Gerade die Tatsache, dass Estlands Avantgarde nicht an der Richtschnur westlicher Tendenzen in der Neuen Musik zu messen ist, macht sie so interessant. Eine Vielzahl hervorragender Kritiken und Informationen wurden publiziert. ANTES EDITION ist ein Label der BELLA MUSICA EDITION JÜRGEN RINSCHLER Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Antes Classics:
-
Gelungene und weniger gelungene Bearbeitungen: Catherine Gordeladze präsentiert eine abwechslungsreiche, wenn auch im Niveau schwankende Zusammenstellung virtuoser Klavier-Arrangements. Weiter...
(Dr. Michael Loos, )
-
Ein Ave Maria kommt selten allein: Die Sopranistin Andrea Chudak lädt ein zu einem Streifzug durch die musikalische Vielfalt des Ave Marias. Weiter...
(Karin Coper, )
-
Virtuosenfutter: Diese Platte fasst viele heiße virtuose Eisen an - ohne sich daran zu verbrennen. Weiter...
(Thomas Gehrig, )
Weitere CD-Besprechungen von Miriam Thaler:
-
Auf kammermusikalischer Schatzsuche: Beim Label Hyperion Records präsentiert das Nash Ensemble zwei Streichquintette und ein Streichoktett von Max Bruch und glänzt dabei vor allem im nahtlos ineinanderlaufenden Ensemblespiel und in seiner spätromantisch ausgeformten Expressivität. Weiter...
(Miriam Thaler, )
-
Entdeckungsreise durch 60 Jahre Jazzgeschichte: Von George Gershwin über Leonard Bernstein bis hin zu Joseph Horovitz interpretieren François Benda (Klarinette) und sein Vater Sebastian Benda (Klavier) auf der neu im Label Genuin erschienenen CD 'A Kind of Jazz' eindrucksvolle Jazzkompositionen. Weiter...
(Miriam Thaler, )
-
Nordlichter voller Klang und Schönheit: Nordeuropäische Sinfonik in ihrer ganzen Klangschönheit ist auf dieser CD des Tonkünstler-Orchesters zu genießen. Das Orchester spielt die Zweite Symphonie sowie die Tondichtung 'Finlandia' von Jean Sibelius. Die Leitung hat Yutaka Sado. Weiter...
(Miriam Thaler, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Feine Nuancen: Wolfgang Rihms Kammermusik mit Violoncello. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pianistische Größe und Grenzen: Behzod Abduraimov überzeugt mit kanonischem Repertoire von Debussy, Chopin und Mussorgsky. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Facettenreicher Debussy: Das Label Alpha Classics legt eine gelungene Aufnahme mit bekannten und weniger prominenten Orchesterwerken des französischen Klangmeisters vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich