> > > Musikinstrumentenführer, 2. Teil (1800 - 1950): Lejeune, Jerome
Sonntag, 24. September 2023

Musikinstrumentenführer, 2. Teil (1800 - 1950) - Lejeune, Jerome

Aida-Trompete bis Zugposaune


Label/Verlag: Ricercar
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Es gibt nichts, was es nicht gibt: Der zweite Teil von Jerome Lejeunes

Jerome Lejeunes ‚Leitfaden durch die historischen Instrumente‘ lieferte 2009 genau das, was der Titel versprach: Einen anschaulich geschriebenen, mit vielen Bildern versehenen Führer durch die Welt der Instrumente vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, mit einer großen Menge an Musikbeispielen. Der neu erschienene Nachfolgeband ‚Musikinstrumentenführer, II. Teil 1800–1950‘ schließt nahtlos daran an, indem er sich der instrumentalen Ausdifferenzierung vor allem im 19. Jahrhundert widmet.

Wieder besteht der luxuriös gestaltete Schuber aus zwei Teilen: einem nach Instrumentengattungen gegliederten Band, der die Entwicklung von den Tasteninstrumenten um 1800 bis zu den Ondes Martenot beschreibt, und einem Band mit Musikbeispielen in Form von acht CDs. Thematisiert wird unter anderem die Entwicklung von den Instrumenten des ‚Berliozschen Orchesters‘ bis zu denen des ‚Orchesters von Ravel‘. Lejeunes selbst formuliertes Ziel wird dabei übertroffen: die Entwicklung hin zu den modernen Instrumenten zu beschreiben, wie sie in Sinfonieorchestern des 20. und des 21. Jahrhunderts in aller Regel verwendet werden (wobei der Begriff der Moderne selbst zu Beginn des Bandes in guter Tradition problematisiert wird). Unterwegs bleibt ungeheuerlich viel auf der Strecke, denn es gibt nichts, was es nicht gibt, oder vielmehr gab. So könnte eine Erkenntnis des reichhaltigen Musikinstrumentenführers lauten. Vieles, wovon man hier liest, was man sieht und hört, gibt es heute nicht mehr.

Heckelphon, Oktobass, Holztrompete

Zentral sind für Lejeune historische Texte zu Instrumenten und Instrumentation, aus denen er häufig zitiert: Berlioz, Gevaert, Rimsky-Korsakow, Koechlin. Inhaltliche Schwerpunkte setzt der gut lesbar ins Deutsche übersetzte Text auch bei Instrumentenbauern und Werkstätten. Lejeunes schreibt für ein interessiertes Laienpublikum, Fachbegriffe werden stets erklärt. Da auf rund 130 Seiten über 100 Instrumente abgehandelt werden, und es zu jedem Instrument mindestens ein Bild gibt, bleibt bei hohem Informationsgehalt wenig Platz für Ausschweifungen. So findet sich zwar auch der wichtigste Orgelbauer der Moderne, Aristide Cavaillé-Coll, doch räumt Lejeune ein, dass es hierfür mehr Raum geben müsste.

Arpeggione, Klavierharfe, Lutheal, Klavier als Hundehütte

Als klingendes Nachschlagewerk, grandioser Schmöker, Kuriositätenkabinett und anderes besitzt Lejeunes ‚Musikinstrumentenführer‘ gleichwohl eine Ausnahmestellung. Diesen Schuber aus Buch und CD-Band wird man immer wieder zur Hand nehmen. Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass der Geigenbauer Joseph Nicolas ein Zwillingsinstrument aus Violine und Bratsche erfand? Oben ist es Geige, unten Bratsche. Oder dass Wagner für seinen 'Tristan' eigens eine Holztrompete entwickeln ließ? In den thematisch äußerst kurzweilig eingeteilten Klangbeispielen schließlich findet sich eine riesige Menge an Musik, gespielt von durchweg mehr als kompetenten, teils altbewährten Interpreten, Ensembles und Orchestern: Anima Eterna, Ricercar Academy, Jos van Immerseel, Paul Badura-Skoda, Pierre Bartholomee, Gerard Capet, Sigiswald Kuijken, Wieland Kuijken und viele andere.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:






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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Musikinstrumentenführer, 2. Teil (1800 - 1950): Lejeune, Jerome

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Ricercar
8
08.11.2013
Medium:
EAN:

DVD
5400439001053


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Ricercar

Von Haus aus Musikwissenschaftler und Gambist (und hier immerhin Schüler von Wieland Kuijken), gründete der Belgier Jérôme Lejeune 1980 sein Label RICERCAR, das schnell zu einem der wichtigsten im Bereich der Alten Musik wurde. Das war nicht nur durch die musikwissenschaftliche Arbeit Lejeunes nahe liegend, sondern auch dem Umstand geschuldet, dass Belgien von je her zu den führenden Nationen im Bereich der historischen Aufführungspraxis gehörte. Die Künstler, die für RICERCAR aufnehmen bzw. aufgenommen haben, lesen sich ohne Übertreibung wie das Who-is-Who der Alten Musik-Szene: Hier machte zum Beispiel Philippe Herreweghe genauso seine allerersten Aufnahmen wie das Ricercar Consort, Jos van Immerseel oder Mark Minkowski (sowohl als Fagottist als auch als Dirigent). Zu den Künstlern und Ensembles, die derzeit dem Label verbunden sind, gehören so prominente Namen wie der Organist Bernard Foccroulle, die Sopranistin Sophie Karthäuser sowie die Ensemble La Fenice und Continens Paradisi. Nach wie vor bietet Lejeune dabei jungen Künstlern und Ensembles eine künstlerische Plattform und er beweist dabei stets ein besonders glückliches Händchen. Viele der nicht weniger als 250 Aufnahmen, die hier veröffentlicht wurden, waren klingende Lektionen in Musikgeschichte, die in mehrteiligen Reihen solche Themen wie Bach und seine Vorgänger, die franko-flämische Polyphonie oder Instrumentenkunde behandelten und so etwas wie zu einem Markenzeichen des Labels wurden. Das erstaunliche dabei war auch, dass nahezu alle Produktionen des Labels von Lejeune sowohl wissenschaftlich als künstlerisch und technisch betreut wurden.


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