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Montag, 25. September 2023

Turnage, Mark-Anthony - Speranza

Zeitgenössische Erfolgsgeschichte


Label/Verlag: LSO Live
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das London Symphony Orchestra widmet eine Produktion des hauseigenen Labels Orchesterwerken von Mark-Anthony Turnage. Das Ergebnis fällt überzeugend aus.

Es gibt wenige zeitgenössische Komponisten, die von ihrem Schaffen mehr oder minder leben können. Zu jenen Komponisten, die durch die Förderung bekannter Interpreten immer wieder große Erfolge erzielen und so im öffentlichen Bewusstsein präsent bleiben konnte, zählt Mark-Anthony Turnage (* 1960), der zunächst in Simon Rattle einen wichtigen Unterstützer fand und seither von Erfolg zu Erfolg stürmt (skandalumwittert seine Oper 'Anna Nicole' zum Leben der Milliardärserbin Anna Nicole Smith). Neben Rattle haben u.a. Leonard Slatkin, Bernard Haitink, Andrew Davis, Esa-Pekka Salonen, Daniel Harding und Vladimir Jurowski sich für Turnages Orchesterwerke eingesetzt, immer wieder auch renommierte Solisten, darunter auch der Trompeter Håkan Hardenberger, für den schon das Doppelkonzert für Trompeten 'Dispelling the Fears' entstand.

Das Konzert 'From the Wreckage' für drei Trompeteninstrumente (sukzessive Flügelhorn, Trompete und Piccolotrompete) wurde 2005 durch den Solisten der vorliegenden Aufführung aus der Taufe gehoben und will im traditionellen Sinne kein Konzert sein; es geht nicht um einen Austausch zwischen Solo und Orchester, das Orchester ist vielmehr Kommentar, Farbengrund und Kontext für den Solisten. Das in drei Abschnitte unterteilbare einsätzige Werk spielt gekonnt mit Zitaten der Vergangenheit (Britten, Strauss), ohne den eigenen Stil, den man seit gut zwei Jahrzehnten eindeutig erkennen kann, zu verleugnen. Dieser Mitschnitt ist bereits die zweite Tonträgerveröffentlichung der Komposition, nach der 2006 erschienenen DG-Publikation unter Peter Eötvös.

Hauptwerk auf der SACD aber ist 'Speranza', Turnages 2011-2 entstandene bislang ehrgeizigste und ‚sinfonischste‘ Komposition. Turnage, eine Auftragskomposition des London Symphony Orchestra, deren Uraufführung am 7. Februar 2013 wir hier hören (die zwei Tage nach dem Mitschnitt von 'From the Wreckage' erfolgte). Insgesamt kann man sagen, dass 'Speranza' deutlich konservativer strukturiert ist als 'From the Wreckage'). In drei der vier Sätze, die sich allesamt auf politisch-kriegerische Konflikte beziehen, sind palästinische, israelische und jüdische Volkslieder integriert, doch ist Turnages Klangpalette auch diesmal nur in geringsten Momenten eher deskriptiv (etwa bei Nutzung des Zymbalon); die einzelnen Satztitel (das Wort Hoffnung in unterschiedlichen Sprachen) sind teilweise irreführend und sollten besser unberücksichtigt gelassen werden, zumal die musikalische Kraft der einzelnen Sätze beachtlich ist.

Die Interpretation beider Werke ist, wie man das vom London Symphony Orchestra erwarten kann, makellos, von großem Verständnis für das Idiom des Komponisten und Hardenberger im Trompetenkonzert ein absolut gleichwertiger Partner. Harding, Spezialist gerade für das interpretatorisch Schwierige, überwacht die Musiker präzise und inspiriert. Die Aufnahmetechnik verleiht den Aufführungen Brillanz und Tiefe (beim Trompetenkonzert weniger als bei der symphonischen Komposition), das Booklet erfüllt fast alle Erwartungen (nur Orchesterbesetzungen und Uraufführungsdaten wären noch schöne Ergänzungen gewesen).

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Turnage, Mark-Anthony: Speranza

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
LSO Live
1
08.11.2013
Medium:
EAN:

SACD
822231174424


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LSO Live

Einspielungen des Labels LSO Live vermitteln die Energie und Emotion der großartigsten Aufführungen mit höchster technischer Qualität und Finesse.

Liveaufzeichnungen bedeuteten früher gewöhnlich Kompromisse, aber heutzutage kann mit Hilfe der besten Aufnahmetechnik im Konzertsaal die Vitalität festgehalten werden, die im Studio so schwer nachzustellen ist.
Durch das Zusammenschneiden mehrerer Aufführungen können wir eine Vorlage schaffen, die die Spannung einer Konzertaufführung ohne unerwünschte Nebengeräusche bewahrt.

Seit 2000 veröffentlichte das LSO Live über 80 Alben und nahm zahlreiche Preise entgegen. Das London Symphony Orchestra war schon früher das am meisten aufgenommene Orchester der Welt, hatte es doch für zahlreiche Plattenfirmen gearbeitet und viele der berühmtesten Filmmusiken eingespielt. Die Investition in unsere eigenen Aufnahmen ermöglicht dem Orchester jedoch abzusichern, dass jede Veröffentlichung den höchsten Qualitätsansprüchen genügt und das Hören der besten Musik allen Menschen zugänglich ist.

Das LSO Live war eines der ersten klassischen Plattenfirmen, die Downloads anboten, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Wir geben auch unsere Einspielungen im SACD Format (Super Audio Compact Disc) heraus. SACDs lassen sich auf allen CD-Spielern abspielen, ermöglichen aber den Hörern mit speziellen SACD-Spielern den Genuss eines hochaufgelösten, mehrkanaligen Klangs.

London Symphony Orchestra
Das London Symphony Orchestra wurde 1904 von einer Gruppe von Musikern gegründet, die für den Dirigenten Henry Wood spielten. Sie wollten ihr eigenes Orchester leiten und die Wahl haben, mit welchen Dirigenten sie zusammenarbeiteten. Sie beschrieben das LSO als eine musikalische Republik, und das Orchester war über Nacht ein Erfolg.

Heute gibt das LSO ungefähr 70 Konzerte pro Jahr in London und bis zu 90 auf Tournee. Es ist regelmäßig auf Konzertreise durch Europa, Nordamerika und im Fernen Osten. Waleri Gergijew ist seit 2007 Chefdirigent des LSO und Sir Colin Davis sein Präsident.

Das LSO organisiert auch das in der Welt am längsten laufende und umfangreichste Bildungsprogramm eines Orchesters: LSO Discovery. Mit seinem Sitz im Londoner Musikbildungszentrum LSO St Lukes schafft Discovery die Möglichkeit für Menschen aller Altersgruppen und Veranlagungen, mit Musikern des LSO zusammenzuarbeiten, etwas über Musik zu lernen und ihre Fertigkeiten zu entwickeln.


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