
Mozart, Wolfgang Amadeus - Klavierkonzerte Nr. 21 & 27
Erfrischender Mozart aus Frankfurt
Label/Verlag: CAvi-music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Lars Vogt nähert sich Mozarts Konzerten Nr. 21 und 27 mit feinem Anschlag, doch Paavo Järvi und das HR-Sinfonieorchester sind nüchterne Partner.
Manchmal führt der Weg zu Mozart über Beethoven. Zumindest war das bei mir so im Fall von Lars Vogts Mozart-CD, mit den Klavierkonzerten Nr. 21 in C-Dur und Nr. 27 in B-Dur. Denn: Ich hatte Vogt unlängst in der Doku ‚Die Akte Beethoven‘ von Regisseur Ralf Pleger im Fernsehen gesehen, wo er eloquent und überaus attraktiv über Beethovens Klavier-Œuvre sprach. Das machte mich neugierig, Vogt nicht nur erzählend, sondern tatsächlich spielend zu hören.
Die Mozart-CD mit dem Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks fiel mir dabei als erstes in die Hände. Und belegt, in meinen Ohren, dass Vogt mindestens so attraktiv spielt wie er aussieht. Gleichwohl man das nicht wirklich glauben würde, wenn man nur das Cover dieser CD anschaut.
Nun muss ich gestehen, dass Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 zu meinen absoluten Favoriten zählt, besonders dessen melancholisches 'Andante'. Und so erfrischend das klare, federnde und durchaus perlende Spiel von Vogt wirkt – ebenso wie das Holzbläserspiel des Orchesters –, so sehr fehlt mir gerade in diesem 'Andante' das lyrische Schwelgen eines Arthur Schnabel, der da Maßstäbe gesetzt hat, die diese neue Einspielung nicht erreicht. Das liegt allerdings weniger an Vogt, sondern am geradlinigen Interpretationsansatz des Dirigenten Paavo Järvi und den fast nebensächlich klingenden Streichern. Das Aufblühen der Melodie, die sich steigernden Pizzicato-Akzente der Geigen, der sublime Fluss sind Järvis Sache nicht. Er bietet stattdessen eine auffallend zurückgenommene Lesart, nüchtern fast (trotz des großartigen Spiels der Solo-Oboe), als hätte er Angst in Kitsch-Nähe zu geraten und Mozart zu versüßlichen. Selbstverständlich ist das ein legitimer Interpretationsansatz aus dem Geist der historisch informierten Aufführungspraxis. Nur gefällt mir persönlich der von Schnabel mit Walter Süßkind am Pult des Philharmonia Orchesters besser.
Das soll nicht heißen, dass dieses moderne 'Andante' ohne Reiz wäre. Vogts Anschlag ist berückend. Und er lädt den Satz, wie überhaupt sein Mozart-Spiel, mit deutlich mehr Emotion auf als jüngst Jan Lisiecki bei Deutsche Grammophon, der das Konzert Nr. 21 dort mit Nr. 20 kombiniert und jugendlich keck über die Noten huscht, ohne dabei tiefere Gefühle bei mir als Hörer auszulösen.
Insgesamt beeindruckt bei beiden Konzerten auf der Vogt-CD das Holzbläserspiel der Frankfurter, wie es von den Tontechnikern in der Alten Oper eingefangen wurde. Auch Vogts delikater Anschlag kommt bestens zur Geltung. Um es nochmal zu wiederholen: Sein Spiel hat etwas rundum Erfrischendes. Fast wie eine Frühlingsbrise. Und es ist immer absolut souverän. Wenn er sich trauen würde, die ‚gefühlige‘ Seite an Mozart enthemmter auszustellen, die Melodiebögen so sanglich auszuspinnen wie Schnabel (bzw. die Geigen des Philharmonia Orchesters), dann stünde Vogt ganz oben auf meiner neuen Favoritenliste. Immerhin: Die Klangqualität dieser Einspielung ist nicht zu vergleichen mit der historischen Aufnahme von Schnabel/Süßkind und wie zu erwarten hundertfach besser. Insofern endet das Match unentschieden, falls man nicht auf die historischen Giganten (und Geigen) schwört.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mozart, Wolfgang Amadeus: Klavierkonzerte Nr. 21 & 27 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
CAvi-music 1 13.09.2013 |
Medium:
EAN: |
CD
4260085532964 |
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