> > > Szymanowski, Karol: Sinfonien Nr. 3 & 4
Samstag, 23. September 2023

Szymanowski, Karol - Sinfonien Nr. 3 & 4

Polnische Moderne


Label/Verlag: LSO Live
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Gergiev dirigiert die Dritte und Vierte Sinfonie von Karol Szymanowski. Die sinnliche Interpretation wird durch das blasse Klangbild eingeschränkt.

Mit dem London Symphony Orchestra und dem Orchester des Mariinsky Theaters St. Petersburg hat Valery Gergiev in letzter Zeit mehrfach Orchesterwerke russischer und anderer osteuropäischer Provenienz aufgenommen. Hierzu zählt eine Gesamtaufnahme der vier Sinfonien des polnischen Komponisten Karol Szymanowski (1882-1937) mit dem LSO und dazugehörigen Solisten sowie dem London Symphony Chorus. Vorliegende SACD bildet den zweiten Teil der Gesamteinspielung mit den Sinfonien Nr. 3 und 4. Hinzu kommt das zwar kurze, aber dafür reizvoll verdichtete 'Stabat Mater'.

Zwischen Chopin und Debussy

In der Gegenwart ist der Name Szymanowski kein unbekannter mehr. Die Wiederentdeckung seiner Werke dauert bereits seit Jahrzehnten an. Gleichwohl ist seine Musik im internationalen Konzertleben nach wie vor unterrepräsentiert. Auf Tonträger sieht es etwas besser aus. So gibt es zum Beispiel eine wunderbare Aufnahme der Dritten Sinfonie 'Lied der Nacht' mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Jansons, die klangqualitativ Gergiev und das LSO in den Schatten stellt. Unter anderem ihre raffinierte Instrumentation und die sinnliche Harmonik verleihen der Dritten und der Vierten Sinfonie großen Reiz. Während die Vierte als ‚Symphonia Concertante‘ quasi ein Klavierkonzert mit Bartókschem Anstrich ist – Denis Matsuev gibt den Solopart mit souverän großem Ton –, trägt die Dritte chorsinfonische Züge und weist zudem ein Tenorsolo auf. Letzteres klingt hier mit Toby Spence eng in der Höhe; dafür sind die typischen Steigerungspassagen in Chor und Orchester von bezwingender Intensität. Der Text des islamischen Suffi-Mystikers Rumi wird vom LSO Chorus in polnischer Übertragung adäquat und erwartungsgemäß hochprofessionell wiedergegeben. Überhaupt findet die Rede vom Details einebnenden Dauerespressivo Gergievs auf dieser Aufnahme keine Entsprechung. Der gleichsam organische Fluss der Musik, ihr zwar gedämpfter, doch stark sinnlich ausgeprägter Modernismus werden von Gergiev mit viel Übersicht und differenziert gestaltet, so dass auch die Instrumentalsoli gut zum Vorschein gelangen. Exemplarisch verdeutlicht dies das 'Stabat Mater', in dem das In- und Gegeneinander von Orchester, Vokalsoli und Chor angenehm ausgewogen erscheint. Zumal mit Sally Matthews, Ekaterina Gubanova Kostas Smoriginas erstklassige Kräfte bereitstehen.

Klangbild

Bei allen diesen Vorzügen leidet die SACD an einem zu gedämpften und zu wenig brillanten Klangbild. Auf einem Standard-SACD-Player und mit Standardboxen entsteht der Eindruck, als würde nur die Hälfte der im Londoner Barbican aufgezeichneten Musik im Wohnzimmer ankommen. Auf die klangfarbliche und ganz allgemeine Präsenz und Qualität wirkt sich das negativ aus. Szymanowskis schillernde Instrumentation, die gerade in der Dritten die verblüffendsten Effekte aufweist, gelangt so nur eingeschränkt zur Geltung und wirkt seltsam blass. Hält man die Jansons-Aufnahme der Dritten dagegen, wird sofort offenkundig, dass hier viel mehr möglich gewesen wäre. So bleibt am Ende eine nicht ganz überzeugende Aufnahme einer live im Konzertsaal wohl überzeugenden Interpretation.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Szymanowski, Karol: Sinfonien Nr. 3 & 4

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
LSO Live
1
01.09.2013
Medium:
EAN:

SACD
822231173922


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LSO Live

Einspielungen des Labels LSO Live vermitteln die Energie und Emotion der großartigsten Aufführungen mit höchster technischer Qualität und Finesse.

Liveaufzeichnungen bedeuteten früher gewöhnlich Kompromisse, aber heutzutage kann mit Hilfe der besten Aufnahmetechnik im Konzertsaal die Vitalität festgehalten werden, die im Studio so schwer nachzustellen ist.
Durch das Zusammenschneiden mehrerer Aufführungen können wir eine Vorlage schaffen, die die Spannung einer Konzertaufführung ohne unerwünschte Nebengeräusche bewahrt.

Seit 2000 veröffentlichte das LSO Live über 80 Alben und nahm zahlreiche Preise entgegen. Das London Symphony Orchestra war schon früher das am meisten aufgenommene Orchester der Welt, hatte es doch für zahlreiche Plattenfirmen gearbeitet und viele der berühmtesten Filmmusiken eingespielt. Die Investition in unsere eigenen Aufnahmen ermöglicht dem Orchester jedoch abzusichern, dass jede Veröffentlichung den höchsten Qualitätsansprüchen genügt und das Hören der besten Musik allen Menschen zugänglich ist.

Das LSO Live war eines der ersten klassischen Plattenfirmen, die Downloads anboten, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Wir geben auch unsere Einspielungen im SACD Format (Super Audio Compact Disc) heraus. SACDs lassen sich auf allen CD-Spielern abspielen, ermöglichen aber den Hörern mit speziellen SACD-Spielern den Genuss eines hochaufgelösten, mehrkanaligen Klangs.

London Symphony Orchestra
Das London Symphony Orchestra wurde 1904 von einer Gruppe von Musikern gegründet, die für den Dirigenten Henry Wood spielten. Sie wollten ihr eigenes Orchester leiten und die Wahl haben, mit welchen Dirigenten sie zusammenarbeiteten. Sie beschrieben das LSO als eine musikalische Republik, und das Orchester war über Nacht ein Erfolg.

Heute gibt das LSO ungefähr 70 Konzerte pro Jahr in London und bis zu 90 auf Tournee. Es ist regelmäßig auf Konzertreise durch Europa, Nordamerika und im Fernen Osten. Waleri Gergijew ist seit 2007 Chefdirigent des LSO und Sir Colin Davis sein Präsident.

Das LSO organisiert auch das in der Welt am längsten laufende und umfangreichste Bildungsprogramm eines Orchesters: LSO Discovery. Mit seinem Sitz im Londoner Musikbildungszentrum LSO St Lukes schafft Discovery die Möglichkeit für Menschen aller Altersgruppen und Veranlagungen, mit Musikern des LSO zusammenzuarbeiten, etwas über Musik zu lernen und ihre Fertigkeiten zu entwickeln.


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