
Mozart, Wolfgang Amadeus - Sinfonien Nr. 39-41
Noblesse
Label/Verlag: Phi
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Späte Mozart-Sinfonien mit Philippe Herreweghe und dem Orchestre des Champs-Elysées: elegant im Klang, fein in der Deutung.
Mozarts letze drei Sinfonien sind der Gegenstand der neuesten Einspielung, die Philippe Herreweghe bei seinem noch jungen Label Phi aktuell vorgelegt hat. Der Belgier kann mit seinem Orchestre des Champs-Elysées inzwischen auf eine illustre Reihe mit Einspielungen des klassischen wie des romantischen Repertoires verweisen; in den letzten Jahren standen neben Beethoven und immer wieder Brahms auch Dvořak und Mahler im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Nun also die späte Sinfonik Wolfgang Amadeus Mozarts. Herreweghe nutzt die Expertise seines Orchesters, um in der Festlichkeit der Es-Dur-Sinfonie KV 543 auch das entspannte, gelegentlich nachdenkliche Potenzial zu finden, um in der vordergründigen Düsternis von KV 550 mit luzidem Zugriff nach der strukturellen Klarheit, auch nach dem feinen dramatischen Zug zu suchen, um in der finalen C-Dur-Sinfonie KV 551 die große Geste nie um den Preis des Verlusts einer geradezu gestischen Behändigkeit zu entfalten.
Expertise und Dezenz
Das Orchester sichert das mit einem sehr leichten, transparenten Klang, dem es bei aller Dezenz und Delikatesse auch nicht an der nötigen Größe und Repräsentativität mangelt – das Finale der Jupitersinfonie gerät mit üppig sprießendem Temperament in dieser Hinsicht sehr überzeugend, wird schlüssig präsentiert. Dennoch bevorzugt Herreweghe klar den luziden, fein bemessenen Zugriff. Dabei klingt das Orchester in einer feinen Balance: Die Holzbläser sind enorm präsent, spielen agil und klangsinnlich, die hohen Streicher agieren ganz allgemein dezent, trumpfen nur gelegentlich mit forscher Attacke auf. Und das gestrichene Bassfundament klingt weich, ohne scharfe Kanten, wird sensibel eingefügt. Natürlich agiert das Orchester nicht nur verhalten, auch kräftigere Gesten lassen sich hören. Aber auch dann bleibt das Spiel kultiviert, edel und von steter Eleganz getragen. Intonatorisch ist die Szene von leichter Selbstverständlichkeit geprägt, in allen Stimmgruppen gleichermaßen. Die Artikulation ist erfreulich präzis und knapp gehalten, vor allem die durchaus nicht schmal besetzten hohen Streichergruppen nehmen da für sich ein, lassen etliche Details plastisch werden, etwa in den wunderbar geläufigen und gestochen präzisen Begleitfiguren des Eingangs-Allegro der g-Moll-Sinfonie KV 550.
Das relativ weiche, dabei sehr harmonische, ausgewogene Klangbild trägt gleichfalls deutlich zum Gelingen der Produktion bei: Es ist präzis gestaffelt und griffig in allen klingenden Registern, dabei ohne schroffe Momente. Philippe Herreweghe nimmt die langsamen Sätze sehr dezidiert, auch in den schnellen herrscht nirgends Überdruck. Er formt die Satzcharaktere geduldig aus und stellt einen Mozart ohne vordergründige Affekte und einfache Gesten vor. Er deutet das Geschehen sehr kleinteilig, in etlichen Nuancen und Details. Sehr gelegentlich wirken einzelne Figuren in ihrer Präzision buchstabiert. Insgesamt präsentiert Herreweghe einen klanglich sehr eleganten Mozart, der viel feinen Esprit verströmt. Mit diesem Ansatz steht er in einer Linie mit seinen bisherigen Deutungen des klassischen wie des romantischen Repertoires.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Mozart, Wolfgang Amadeus: Sinfonien Nr. 39-41 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Phi 2 01.06.2013 |
Medium:
EAN: |
CD
5400439000117 |
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Phi Der griechische Buchstabe φ (PHI - die Übereinstimmung mit den Initialen von Philippe Herreweghe ist nicht ganz zufällig) versinnbildlicht die Ambitionen des Labels. Er ist das Symbol für den goldenen Schnitt, für die Perfektion, die man in den Staubfäden der Blumen findet, für griechische Tempel, Pyramiden, Kunstwerke der Renaissance oder für die Fibonacci-Zahlenfolge. Seit der frühesten Antike steht dieser Buchstabe im eigentlichen Sinne für Kontinuität beim Streben nach ästhetischer Perfektion. Mehr Info... |
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