> > > Mozart, Wolfgang Amadeus: Sinfonien Nr. 39-41
Samstag, 23. September 2023

Mozart, Wolfgang Amadeus - Sinfonien Nr. 39-41

Noblesse


Label/Verlag: Phi
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Späte Mozart-Sinfonien mit Philippe Herreweghe und dem Orchestre des Champs-Elysées: elegant im Klang, fein in der Deutung.

Mozarts letze drei Sinfonien sind der Gegenstand der neuesten Einspielung, die Philippe Herreweghe bei seinem noch jungen Label Phi aktuell vorgelegt hat. Der Belgier kann mit seinem Orchestre des Champs-Elysées inzwischen auf eine illustre Reihe mit Einspielungen des klassischen wie des romantischen Repertoires verweisen; in den letzten Jahren standen neben Beethoven und immer wieder Brahms auch Dvořak und Mahler im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Nun also die späte Sinfonik Wolfgang Amadeus Mozarts. Herreweghe nutzt die Expertise seines Orchesters, um in der Festlichkeit der Es-Dur-Sinfonie KV 543 auch das entspannte, gelegentlich nachdenkliche Potenzial zu finden, um in der vordergründigen Düsternis von KV 550 mit luzidem Zugriff nach der strukturellen Klarheit, auch nach dem feinen dramatischen Zug zu suchen, um in der finalen C-Dur-Sinfonie KV 551 die große Geste nie um den Preis des Verlusts einer geradezu gestischen Behändigkeit zu entfalten.

Expertise und Dezenz

Das Orchester sichert das mit einem sehr leichten, transparenten Klang, dem es bei aller Dezenz und Delikatesse auch nicht an der nötigen Größe und Repräsentativität mangelt – das Finale der Jupitersinfonie gerät mit üppig sprießendem Temperament in dieser Hinsicht sehr überzeugend, wird schlüssig präsentiert. Dennoch bevorzugt Herreweghe klar den luziden, fein bemessenen Zugriff. Dabei klingt das Orchester in einer feinen Balance: Die Holzbläser sind enorm präsent, spielen agil und klangsinnlich, die hohen Streicher agieren ganz allgemein dezent, trumpfen nur gelegentlich mit forscher Attacke auf. Und das gestrichene Bassfundament klingt weich, ohne scharfe Kanten, wird sensibel eingefügt. Natürlich agiert das Orchester nicht nur verhalten, auch kräftigere Gesten lassen sich hören. Aber auch dann bleibt das Spiel kultiviert, edel und von steter Eleganz getragen. Intonatorisch ist die Szene von leichter Selbstverständlichkeit geprägt, in allen Stimmgruppen gleichermaßen. Die Artikulation ist erfreulich präzis und knapp gehalten, vor allem die durchaus nicht schmal besetzten hohen Streichergruppen nehmen da für sich ein, lassen etliche Details plastisch werden, etwa in den wunderbar geläufigen und gestochen präzisen Begleitfiguren des Eingangs-Allegro der g-Moll-Sinfonie KV 550.

Das relativ weiche, dabei sehr harmonische, ausgewogene Klangbild trägt gleichfalls deutlich zum Gelingen der Produktion bei: Es ist präzis gestaffelt und griffig in allen klingenden Registern, dabei ohne schroffe Momente. Philippe Herreweghe nimmt die langsamen Sätze sehr dezidiert, auch in den schnellen herrscht nirgends Überdruck. Er formt die Satzcharaktere geduldig aus und stellt einen Mozart ohne vordergründige Affekte und einfache Gesten vor. Er deutet das Geschehen sehr kleinteilig, in etlichen Nuancen und Details. Sehr gelegentlich wirken einzelne Figuren in ihrer Präzision buchstabiert. Insgesamt präsentiert Herreweghe einen klanglich sehr eleganten Mozart, der viel feinen Esprit verströmt. Mit diesem Ansatz steht er in einer Linie mit seinen bisherigen Deutungen des klassischen wie des romantischen Repertoires.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel

Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.



Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



Cover vergrößern

    Mozart, Wolfgang Amadeus: Sinfonien Nr. 39-41

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Phi
2
01.06.2013
Medium:
EAN:

CD
5400439000117


Cover vergössern

Phi

Der griechische Buchstabe φ (PHI - die Übereinstimmung mit den Initialen von Philippe Herreweghe ist nicht ganz zufällig) versinnbildlicht die Ambitionen des Labels. Er ist das Symbol für den goldenen Schnitt, für die Perfektion, die man in den Staubfäden der Blumen findet, für griechische Tempel, Pyramiden, Kunstwerke der Renaissance oder für die Fibonacci-Zahlenfolge. Seit der frühesten Antike steht dieser Buchstabe im eigentlichen Sinne für Kontinuität beim Streben nach ästhetischer Perfektion.
Mit der Realisierung dieses Katalogs erfüllt sich Philippe Herreweghe seinen Herzenswunsch, die Ergebnisse seiner musikwissenschaftlichen Forschungen und der im Laufe einer langen Karriere gewonnenen Erfahrungen hörbar werden zu lassen.
Mit vier bis fünf Neuproduktionen pro Jahr wird der Katalog Aufnahmen des wichtigsten symphonischen und chorischen Repertoires umfassen, Polyphonisches und natürlich die Werke von Johann Sebastian Bach, die Philippe Herreweghe in dem Bestreben wieder aufgreifen wird, immer vollendetere Versionen zu schaffen.


Mehr Info...


Cover vergössern
Jetzt kaufen bei...
Titel bei JPC kaufen


Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Phi:

  • Zur Kritik... Luzide Pracht: Philippe Herreweghe, sein Collegium Vocale Gent und Anton Bruckner: Eine gereifte, gelassene Deutung zweier Spitzenwerke romantischer Chormusik. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Edel: Kundig, subtil, gelassen: So gerät diese Deutung einiger Bach-Kantaten durch einen der Pioniere der historisch informierten Praxis. Herreweghe macht keine halben Sachen. Die Diskografie seines exquisiten Labels Phi gleicht einer edlen Perlenkette. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Reichtum: Es gibt eine große Reihe erstklassiger Einspielungen der Marienvesper. Philippe Herreweghe und seine Ensembles treten gelassen und selbstbewusst in ebendiese erste Reihe. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von Phi...

Weitere CD-Besprechungen von Dr. Matthias Lange:

  • Zur Kritik... Komplexe Kunst: Verlässlich bringt das Orlando Consort wie hier mit Machaut ferne Musik ans Ohr der Gegenwart und lässt sie ebenso regelmäßig auf erstaunliche Weise bei aller Komplexität frisch, relevant und dringlich klingen. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Eleganter Passions-Ton: Johann Heinrich Rolles in dessen Lukas-Passion vorgestelltes Idiom entfaltet sich bei Michael Alexander Willens pointiert, in einem ästhetisch zum Zeitpunkt der Entstehung nach vorn gewandten Zug. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
  • Zur Kritik... Sonaten in Entwicklung: Carl Philipp Emanuel Bach umschreibt einen eigenen kompositorischen Kosmos. Rachel Podger und Kristian Bezuidenhout richten gekonnt einen Blick auf sein durchaus eigenwilliges Sonatenschaffen. Weiter...
    (Dr. Matthias Lange, )
blättern

Alle Kritiken von Dr. Matthias Lange...

Weitere Kritiken interessanter Labels:

blättern

Alle CD-Kritiken...

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Jetzt im klassik.com Radio

Sergej Tanejew: Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello E-Dur op.20 - Finale. Allegro molto - Fuga - Moderato serafico

CD kaufen


Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links

Hinweis:

Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Bewertung der klassik.com-Autoren:

Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich