
Telemann, Georg Philipp - Trio Sonatas
Barocke Attitüde
Label/Verlag: Channel Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Channel Classics präsentiert eine um der beiden Triosonaten willen hörenswerte Aufnahme.
'Telemann: Trio-Sonaten' verspricht das Cover dieser bei Channel-classics erschienenen CD, auf der sich Bart Schneemann mit illustrer Unterstützung (Pieter Wispelwey (Cello), Menno van Delft (Cembalo), Siebe Henstra (Orgel) und Frans Robert Berkhout (Fagott)) der Aufgabe stellt, aus der schier unüberschaubaren Menge von Telemann-Einspielungen herauszustechen. Nicht nur, daß dieses Ziel leider unerreicht bleibt. Auch der Titel der Einspielung ist leicht irreführend. Es finden sich nur zwei Triosonaten (in E-Dur und d-moll) nach einer Partita, einer Suite und zwei Sonaten (g-moll, a-moll) auf der CD. Mittendrin noch ein langsamer Satz aus Telemanns Oboenkonzert d-moll.
So wie die Werkfolge nicht unbedingt stringent angelegt ist, so kommt auch das Spiel der Musiker daher. Es ist keine Frage, daß sich die Spieler, die alle an der einen oder anderen niederländischen Hochschule unterrichten, keine spieltechnische Blöße geben. Daß im virtuosen Oboenpart manchmal Kiekser und verklapperte Griffwechsel vorkommen, muß man als Tücke des barocken Instruments hinnehmen und ist nicht dem Spieler anzukreiden.
Doch die Binsenweisheit, daß vier Musiker noch lange kein Ensemble bilden, hier trifft sie zu. Nur zu häufig sind sich die Spieler nicht ganz einig über die Tempi, die entsprechend häufig schwanken. Ruhender Pol ist Pieter Wispelwey, dessen klare Gestaltung des Celloparts sich leider nicht im Oboenspiel Schneemanns wiederfindet.
Die historische Aufführungspraxis erstarrt an manchen Stellen zur barocken Attitüde, die sich beim oberflächlichen Hören nicht weiter auswirkt. Hört man genauer hin, laufen ganze Phrasen ins Nichts, sind ganz unwesentliche Taktzeiten plötzlich betont, wird eine ganz beiläufige Verzierung zur großen Sache. Es fehlt der wirklich große Bogen, ein Überblick über das Werk, der die kleineren Strukturen motiviert. So jedenfalls vermisse ich die Überzeugungskraft, die doch in anderen Einspielungen der Musiker unbestritten vorhanden ist (z.B. in Wispelweys grandioser Einspielung von Bachs Cellosuiten).
Die abschließenden zwei Triosonaten versöhnen mit dem Rest der CD. Hier musizieren die Interpreten aufmerksam miteinander. Genaues Hören offenbart jetzt, was man von Musikern dieses Rangs schon vorher erwartet hatte: Klare Strukturen, Klangrede, Farbigkeit.
Für die eingespielten Sonaten empfehle ich demjenigen, der auf den Oboenklang verzichten kann, aber eher die Aufnahmen von Frans Brüggen auf der Blockflöte. Sie sind vielleicht für die eingeschworene Blockflötengemeinde nicht mehr modisch genug. Für diese Telemann-Sonaten bleiben sie aber wegen der ungeheuer vitalen und auch mal kantigen Interpretation eine Referenz.
Das Booklet ist gelungen, sofern es die ausführlichen Informationen zu den Künstlern betrifft. Die Angaben zu den Kompositionen fallen zu knapp aus. Der kurze Artikel hebt fast ausschließlich auf die Beziehung zwischen den Werken Telemanns und Vivaldis ab. Geht der Autor davon aus, grundsätzlich Wissenswertes zu Telemann sei bereits Allgemeingut und der Erwähnung nicht wert?
Insgesamt präsentiert Channel Classics eine um der beiden Triosonaten willen hörenswerte Aufnahme. Die Aufnahmequalität läßt technisch keine Wünsche offen. Für den Katalog ist die Aufnahme aber keine große Bereicherung. So hat man Telemann schon oft gehört.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Telemann, Georg Philipp: Trio Sonatas |
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Label: Anzahl Medien: Aufnahmejahr: Veröffentlichung: |
Channel Classics 1 1998 2000 |
Medium:
BestellNr.: |
CD
CCS 14098 |
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Telemann, Georg Philipp |
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Channel Classics Channel Classics Records is a quality record label based in Holland. Director, producer and recording engineer is C. Jared Sacks. Having grown up in Boston Massachusetts, schooled at Oberlin Conservatory and the Amsterdam Conservatory of music with 15 years experience playing French Horn, Jared decided to make his hobby of recording a profession in 1987. The label started in 1990 with the name Channel Classics coming from the street he lived on in Amsterdam. (Kanaalstraat).
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