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Dienstag, 5. Dezember 2023

Dance & Quartet - Werke von Janacek, Dvorak & Schubert

Spitzentanz und Spitzenklang


Label/Verlag: Monarda Music
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Ballett und Kammermusik, das ist nicht neu. Von besonderem Interesse aber dürfte dieser Mitschnitt aus Salzburg sein, denn hier tanzt das Zürcher Ballett und es musiziert live das Hagen Quartett, Heinz Spoerli ist der Choreograf.

Das kennt man ja: Ballett und Musik dazu aus der Konserve. Das mag mitunter seinen Reiz haben oder auch ganz pragmatische Gründe: finanzieller Art an kleineren Theatern, Gastspiele der Orchester an den großen Häusern. Bei der vorliegenden DVD als Dokument einer Aufführung bei den Salzburger Festspielen 2012 treffen zwei Ensembles der Spitzenklasse zusammen, das Zürcher Ballett und das Hagen Quartett. Das Programm ist so erlesen wie interessant, Leoš Janáčeks Streichquartett 'Intime Briefe', Antonín Dvořáks ‚Amerikanisches’ Quartett Nr. 12 op. 96 und Franz Schuberts Streichquartett 'Der Tod und Mädchen' D 810. Getanzt und musiziert wird auf hohem Niveau. Dafür stehen die Musiker Lukas, Veronika und Clemens Hagen (Erste Violine, Viola und Violoncello) sowie Rainer Schmidt, Zweite Violine. Dafür steht das Renommee des Zürcher Balletts, eine der ersten Adressen Europas, nicht zuletzt geprägt durch Heinz Spoerli, 1996 bis 2012 Ballettdirektor und Chefchoreograf in Zürich.

Längst keine Seltenheit mehr: Musik, für den Konzertsaal geschrieben, wird zur Ballettmusik. Denn spätestens seit der Revolution des Tanzes durch die berühmten Ballets Russes, zuvor schon durch die Tanzerneuerin Isadora Duncan, geben sich die Tanzkünstler nicht mehr mit begleitenden oder illustrierenden, üblichen Ballettmusiken zufrieden. Die Choreografen suchen die Herausforderung. Die Frage nach dem Primären – Musik oder Tanz –, stellt sich immer dann nicht mehr, wenn die Symbiose gelingt. So kann die Frage bei vorliegender Aufzeichnung auf jeden Fall unterbleiben, denn die filigranen Feinheiten der Kammermusik werden durch die Sensibilität der Choreografien Spoerlis aufgenommen und die hellwachen Musiker atmen gewissermaßen mit dem Bewegungsfluss der Tänzerinnen und Tänzer. Zudem steht im künstlerischen Schaffen Heinz Spoerlis die Kunst des Kammertanzes im Mittelpunkt. In fast allen seinen Kreationen finden sich intime Dialoge kraft seiner Meisterschaft, die Facetten eines Pas de deux zu choreografieren; so bilden diese Kunstformen auch in den hier zusammengestellten drei Balletten die Höhepunkte.

Der Pas de deux des Solopaares ist der Höhepunkt in der Choreografie zu Janáčeks persönlichem und autobiografisch geprägtem Werk, mit dem die Aufzeichnung beginnt. Kraftvoll die Sprünge und Drehungen des Tänzers Arsen Mehrabyan als Gast vom Königlichen Ballett Schwedens und der Zürcher Solistin Seh Yun Kim. Dazu mehrere gekonnt geführte Tänzerpaare. Spoerlis Kreation entstand 2009. Im zweiten Teil eine neuere Kreation von 2011, 'In Spillville' zu Dvoraks ‚Amerikanischem’ Quartett. Die Solisten sind hier Sarah-Jane Brodbeck vom Zürcher Ballett und Tigran Mikayelyan vom Bayerischen Staatsballett. Das lebensfrohe Werk für fünf weitere Paare bildet einen Kontrast zum ersten Stück des Salzburger Abends. Geometrie in eleganter Form, Neoklassik von hohem Anspruch, abstrakte Formen, verblüffende Symmetrien, eine Abfolge heiterer Divertissements, minimale folkloristische Assoziationen, und doch nicht ganz ohne einen Hauch von Wehmut, Melancholie und Abschied, besonders im Pas de deux des Solopaares zum zweiten Satz des Streichquartetts. Der Titel 'In Spillville' verweist auf den Ort der sommerlichen Erholung Antonín Dvořáks in seiner amerikanischen Zeit.

Höhepunkt und Zeugnis der choreografischen Kunst Heinz Spoerlis ist seine tänzerische Version zu Schuberts Streichquartett in d-Moll 'Der Tod und das Mädchen'. Glücksfall ist die musikalische Interpretation durch das Hagen Quartett und die dadurch unwahrscheinlich dichte Korrespondenz zwischen Musik und Tanz. Dazu kommt die räumliche Dimension vor den historischen Bögen und der Felswand der Salzburger Felsenreitschule – eine Symbiose, wie man sie selten erlebt. Ohne in direkter Weise von einem Handlungsballett sprechen zu können, ist diese Arbeit von 2010 doch die gegenständlichste von den drei hier zusammengestellten Kreationen.

Von intensiver Spannung sind die Begegnungen des Mädchens mit dem Tod. Spoerlis Vorliebe für die Kunst des Pas de deux lässt auch hier berührende Momente entstehen, eine tänzerische Korrespondenz zwischen Anziehung und Ablehnung, zwischen Zutrauen und Misstrauen, dazu wieder fünf Paare junger Menschen in bewusst lebensheiteren Variationen im Angesicht eines Symbols der Vergänglichkeit, einem trockenen, blattlosen Baum. Der Tod als Wanderer, als Begleiter, als Partner, als Bedrohung.

Hier wie in den beiden anderen Choreografien zeigen sich die Tänzerinnen und Tänzer der Paare auf Spitzenniveau. Von beeindruckender Intensität, mit so unausweichlicher wie unwiderstehlicher Ausstrahlung noch einmal Arsen Mehrabayan als Tod; in zerbrechlicher Widersprüchlichkeit und einsamer Sehnsucht, Yen Han in der Partie des Mädchens. Solche Art der Ballettkunst ist selten geworden. Und selten erlebt man sie in so hoher tänzerischer wie musikalischer und optischer Qualität.

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    Dance & Quartet: Werke von Janacek, Dvorak & Schubert

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Monarda Music
1
10.06.2013
Medium:
EAN:

DVD
807280168099


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Monarda Music

Arthaus Musik wurde im März 2000 in München gegründet und hat seit 2007 seinen Firmensitz in Halle (Saale), der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels.

Das Pionierlabel für Klassik auf DVD veröffentlicht nunmehr seit 13 Jahren hochkarätige Aufzeichnungen von Opern, Balletten, klassischen Konzerten, Jazz, Theaterinszenierungen sowie ausgesuchte Dokumentationen über Musik und Kunst. Mit bis zu 150 Veröffentlichungen pro Jahr sind bisher über 1000 Titel auf DVD und Blu-ray erschienen. Damit bietet Arthaus Musik den weltweit umfangreichsten Katalog von audiovisuellen Musik- und Kunstproduktionen und ist seit Gründung des Labels international führender Anbieter in diesem Segment des Home Entertainment Marktes.

In vielen referenzgültigen Aufzeichnungen sind die größten Künstler unserer Zeit wie auch aus vergangenen Tagen zu hören und zu sehen. Unter den Veröffentlichungen finden sich Aufnahmen mit Plácido Domingo, Cecilia Bartoli, Luciano Pavarotti, Maria Callas, Jonas Kaufmann, Elīna Garanča; mit Dirigenten wie Carlos Kleiber, Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt, Lorin Maazel, Pierre Boulez, Zubin Mehta; aus Opernhäusern wie der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper, dem Royal Opera House Covent Garden, der Opéra National de Paris , der Staatsoper Unter den Linden, der Deutschen Oper Berlin und dem Opernhaus Zürich.

Zahlreiche Veröffentlichungen des Labels wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Oscar-prämierte Animationsfilm ?Peter & der Wolf? von Suzie Templeton, die aufwändig produzierte ?Walter-Felsenstein-Edition? und die von Sasha Waltz choreographierte Oper ?Dido und Aeneas?, die beide den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielten. Mit dem Midem Classical Award wurden u. a. die Dokumentationen ?Herbert von Karajan ? Maestro for the Screen? von Georg Wübbolt und ?Celibidache ? You don?t do anything, you let it evolve? von Jan Schmidt-Garre ausgezeichnet. Die Dokumentation ?Carlos Kleiber ? Traces to nowhere? von Eric Schulz erhielt den ECHO Klassik 2011.

Mit der Tochterfirma Monarda Arts besitzt Arthaus Musik eine ca. 900 Produktionen umfassende Rechtebibliothek zur DVD-, TV- und Onlineauswertung. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen kontinuierlich die Sparte Eigenproduktion mit der Aufzeichnung von Opern, Konzerten, Balletten und der Produktion von Kunst- und Musikdokumentationen weiter.

Arthaus Musik DVDs und Blu-ray Discs werden über ein leistungsfähiges Vertriebsnetz, u.a. in Kooperation mit Naxos Global Distribution in ca. 70 Ländern der Welt aktiv vertrieben. Darüber hinaus veröffentlicht und vertreibt Arthaus Musik die 3sat-DVD-Edition und betreut für den Buchhandel u.a. die Buch- und DVD-Edition über Pina Bausch von L’Arche Editeur, Preisträger des Prix de l’Académie de Berlin 2010.


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