
Brahms, Johannes - Klaviertrios Nr.1-3
Wenig ausgeglichen
Label/Verlag: EuroArts
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Elena Bachkirova, Maxim Vengerov und Boris Pergamenschikow interpretieren die Klaviertrios von Johannes Brahms, gelangen aber zu keiner runden Lesart der Werke.
Eigentlich beginnt alles sehr schön: Die Pianistin Elena Baschkirova stimmt den Beginn des Trios Nr. 1 H-Dur op. 8 von Johannes Brahms – es erklingt hier in der gängigen zweiten Fassung von 1889 – eher ruhig an und bereitet mit dem Vortrag des Hauptthemas den Boden für den Einsatz von Boris Pergamenschikow, der seinen Cellopart schlicht, aber wohl geformt in die Vorgabe einpasst. Wenn dann allerdings der Geiger Maxim Vengerov als Dritter im Bunde hinzukommt, ist es mit der Eintracht vorbei, denn von Anfang an harmoniert weder die Tongebung der beiden Streicher, noch deren Interpretationshaltung miteinander. Was sich hier abzeichnet, ist keine Ausnahme, sondern von Anfang an die ganze Crux dieser Aufnahme, die ursprünglich 1997 für den Videomarkt produziert und erst 2013 ohne jegliche Extras auf DVD veröffentlicht wurde (womit sicherlich auch die etwas verrauschte Bildqualität zu erklären ist): Vengerov will sich einfach nicht in das Trio passen und wartet mit einer extrem vordergründigen Spielweise auf, die beständig die kammermusikalische Situation in Frage stellt.
Dies führt mitunter dazu, dass die Interpreten kaum die vielen Gestaltungsmöglichkeiten ausnutzen, die ihnen die Partituren der Brahms’schen Klaviertrios bieten. Der interpretatorische Spielraum beschränkt sich auf wunderschön geformten, aber Dank Vengerov auch immer wieder klebrig anmutenden Gesang und gelegentlich forcierte Dramatik. Überall, wo diese beiden Arten des Zugriffs nicht funktionieren, etwa in der Schlussgruppe der Exposition aus dem Kopfsatz von op. 8, bleibt die Musik stehen oder beginnt, wie ebenda in der Durchführung, zähflüssig zu werden. Ärgerlich ist auch, dass der Geiger immer wieder dazu neigt, die instrumentale Balance zu stören und sich in den Vordergrund zu spielen – und zwar selbst bei solch nebensächlichen Passagen wie der Tremolobegleitung im Trioteil des Scherzos –, wozu seine übertrieben pathetische Spielgestik und der Versuch, jedes noch so kleinen Pizzicato mit bedeutungsvollem Mienenspiel zu platzieren, zusätzlich beitragen. Angesichts dieses exhibitionistischen Auftretens tritt Baschkirovas Klavierspiel oft unnötig weit in den Hintergrund, auch wenn sich die Pianistin – wie etwa im Finale oder beim zweiten Thema des Trios Nr. 2 C-Dur op. 86 – zu beachtlichen Differenzierungen ihres Anschlags fähig erweist. Einzig an einigen Stellen der langsamen Sätze finden die drei Musiker gelegentlich zu Momenten ausgeglichenen Spiels.
Wesentlich facettenreicher und vor allem ausgewogener wirkt dagegen das a-Moll-Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier op. 114, dessen Wiedergabe Baschkirova gemeinsam mit Wenzel Fuchs (Klarinette) und Dietmar Schalke (Violoncello) gestaltet: Hier ist plötzlich eine ausgesprochen filigrane Einspielung voller agogischer Feinheiten und sorgfältiger Formung der Phrasen zu hören, wie vor allem der 'Andantino grazioso'-Satz mit seinen Variationen bezeugt. Die visuelle Realisierung der vier Trios durch János Darvas (op. 8, 87 und 101) und Jean-Claude Piroué (op. 114) verzichtet auf unnötige Eskapaden und setzt ganz auf eine von den Partituren abhängige Lesart, wobei sie den einzelnen Musikern an Solostellen folgt und wechselt gelegentlich in die Totale wechselt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Features: Regie: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Brahms, Johannes: Klaviertrios Nr.1-3 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
EuroArts 1 15.04.2013 |
Medium:
EAN: |
DVD
880242667489 |
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EuroArts EuroArts Music International ist im Bereich audio-visueller Klassikproduktionen eine der weltweit führenden Produktions- und Distributionsfirmen. Das 1979 gegründete Unternehmen produziert jährlich 10-15 hochwertige Klassik-Programme darunter Konzertaufzeichnungen in aller Welt sowie aufwändige Dokumentationen. Renommierte, preisgekrönte Programme und Events haben EuroArts Music zu einem exzellenten internationalen Ruf verholfen. Eine intensive und langjährige Partnerschaft verbindet EuroArts Music mit führenden Klangkörpern wie den Berliner Philharmonikern, dem Mariinsky Theater Orchester, dem Lucerne Festival Orchestra, der Staatskapelle Berlin, dem Gewandhausorchester Leipzig und vielen anderen. Die alljährlichen Aufzeichnungen des EUROPAKONZERTs, des Waldbühnen- und Silvester-Konzerts der Berliner Philharmoniker sind erfolgreiche und weltweit etablierte Musikprojekte von EuroArts Music. Im August 2005 produzierte und übertrug EuroArts Music live das weltweit beachtete Ramallah-Konzert des West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim. Im Januar 2006 produzierte EuroArts Music die erste Klassik-Live-Übertragung von Peking nach Europa (u.a. mit Lang Lang). Die weltweit einmaligen Musik-TV-Formate 24hoursBach und 24hoursMozart wurden zu zwei international erfolgreichen Musikevents dieses Unternehmens. In 2012 wurde ein kompletter Prokofiev-Zyklus mit sämtlichen Sinfonien und Klavierkonzerten aufgezeichnet. Seit vielen Jahren verbindet EuroArts Music eine enge Zusammenarbeit mit herausragenden Künstlern wie Daniel Barenboim, Sir Simon Rattle, Valery Gergiev, Claudio Abbado, Martha Argerich, Yuja Wang und András Schiff sowie renommierten Regisseuren Bruno Monsaingeon, Frank Scheffer und Peter Rosen. Das Ergebnis sind Gesamtaufnahmen wie The Beethoven Symphonies (Abbado/Berliner Philharmoniker) und preisgekrönte Dokumentationen wie Claudio Abbado Hearing the Silence oder Multiple Identities Encounters with Daniel Barenboim. 2006 wurde die EuroArts Music Produktion Knowledge is the Beginning mit dem International Emmy Award (Arts Programming) ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm wurde 2007 mit weiteren Preisen geehrt, darunter der FIPA D'OR Grand Prize 2007 (Kategorie Performing Arts) sowie als Best Arts Documentary bei dem renommierten 2007 Banff World Television Festival. Innovation und Qualität bildeten von Anfang an die Grundpfeiler der Firma. Zahlreiche internationale Auszeichnungen bestätigen dies, darunter: Oscar® für die Koproduktion von Journey of Hope Grammy Award für Kurt Weills: Rise and Fall of the City of Mahagonny Emmy Award und ECHO Klassik für Knowledge is the Beginning 2 weitere ECHOs für A Surprise in Texas (ECHO Klassik) und Django Reinhardt- Three-fingered Lighnting (ECHO Jazz) Peabody Award für Blue Note A Story of Modern Jazz National Education Award (USA) für Sir Peter Ustinov: Celebrating Haydn
Sowie folgende Nominierungen:
Emmy Award für Robbie Robertson Rocky und Grammy Award für Blue Note A Story of Modern Jazz
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