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Freitag, 31. März 2023

Jost, Christian - Requiem Trilogy: Konzerte

Grundton lyrischer Gelassenheit


Label/Verlag: Coviello Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Drei herausragende Solisten lassen Christian Josts 'Requiem'-Trilogie als spannende und abwechslungsreiche zeitgenössische Musik erscheinen.

Christian Jost, Jahrgang 1963, hat bereits ein beachtliches kompositorisches Oeuvre vorgelegt, in dem die Gattung des Solokonzertes eine prominente Rolle spielt. Wie viele zeitgenössische Tondichter liebt Jost rätselhafte oder verschlüsselte Werktitel; so trägt sein Violinkonzert aus dem Jahr 1997 beispielsweise den Titel 'TiefenRausch', das zehn Jahre später entstandene Klarinettenkonzert heißt 'Heart of Darkness'. Die genannten Begriffe der Tiefe und Dunkelheit könnte man auch auf die drei hier zu hörenden Konzerte übertragen, die der Komponist zu einer 'Requiem-Trilogie' zusammengefasst hat. Jost erklärt hierzu in dem ausführlichen Beiheft-Text, es gehe ihm um die Idee ‚eines Requiems ohne Text, ohne liturgische Anbindung oder deren Ritual‘. Den chronologischen Anfang bildet das Posaunenkonzert 'DiesIrae' (2000), 2003 und 2004 folgten 'LuxAeterna' für Altsaxophon und das Trompetenkonzert 'Pietà', eine Hommage an den genialen Jazztrompeter Chet Baker. Während letztgenanntes Werk bereits aufgenommen wurde, erklingen die anderen beiden Konzert auf dieser CD in Ersteinspielungen. George Pehlivanian leitet die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die Solisten sind Reinhold Friedich (Trompete), Mike Svoboda (Posaune) und Arno Bornkamp (Altsaxophon).

Trotz der Widmung an Baker hat Jost mit 'Pietà' kein jazziges Trompetenkonzert geschrieben. Es gibt natürlich Anklänge an den Ton des Virtuosen, aber die Klangsprache ist unverkennbar diejenige des 21. Jahrhunderts: Herbe, schroffe Flächen des Orchesters bilden die Grundlage für einen häufig mit Dämpfer zu spielenden Solopart, der bei Routinier Friedrich in den besten Händen ist. Sein in allen Lagen sicheres und präzises Spiel harmoniert bestens mit den von Pehlivanian wohldosierten orchestralen Einwürfen. Der verhaltene, lyrische Beginn wird bald abgelöst von höchst anspruchsvollen Läufen und Tonfolgen, deren Bewältigung Friedrich keinerlei hörbare Mühen bereitet. Immer wieder kommt es zu überraschenden Brüchen und Veränderungen der Spannungskurve, so dass der Hörer von diesem Werk regelrecht gefesselt wird. Auch der klangliche Eindruck ist exzellent: Ob Friedrich mit oder ohne Dämpfer spielt, stets steht seine Trompete leicht vor dem Orchester – genau so, wie es in einem Solokonzert sein sollte. Mit 'Pietà' ist Jost ohne Zweifel ein inspiriertes Konzert gelungen, das in Friedrich einen kongenialen Interpreten gefunden hat.

Eine gewisse Differenz macht sich hingegen im Posaunenkonzert 'DiesIrae' bemerkbar. Am technisch und musikalisch erstrangigen Svoboda kann es kaum liegen, wenn dieses Stück weniger gelungen wirkt. Vielleicht sind es die etwas überstrapazierten perkussiven Einwürfe, die dem Werk einiges von seiner Wirkung nehmen – von der Struktur wirkt die Komposition viel vorhersehbarer und weniger spannend als 'Pietà'. Immerhin ist 'Dies Irae' ein gutes Stück kürzer als die beiden anderen Konzerte, und die genannten Tugenden der Interpreten greifen auch hier: Die höchst virtuosen Anforderungen liegen bei Svoboda ebenso in besten Händen wie der kantige, bisweilen fast aggressiv wirkende Orchesterpart bei den Musikern der Staatsphilharmonie. Als Vehikel für instrumentale Virtuosität ist dieses Konzert allemal geeignet, angesichts der sehr schmalen Zahl an Literatur für Posaune und Orchester zudem eine willkommene Abwechslung im Repertoire.

Dies kann man auch über 'LuxAeterna' sagen, ein wiederum etwas anders klingendes Stück – von der Schärfe und dem Dissonanzenreichtum, die die beiden anderen Werke zwar nicht dominieren, aber doch in ihnen vorhanden sind, ist nur wenig übrig geblieben. Langsame Tempi dominieren hier, den Solopart hat Jost beinahe melodiös gestaltet. Dem Solisten Bornkamp liegt dieser Grundton einer lyrischen Gelassenheit offenbar hervorragend; auch der Mittelabschnitt mit rasanten Holzbläser-Kaskaden bereitet ihm keine Mühe. Pehlivanian hat es hier etwas einfacher, dem Saxophon die oft sparsam gehaltene Orchesterbegleitung zur Seite zu stellen. 'LuxAeterna' wirkt weniger spektakulär wie das Trompetenkonzert, ist aber von ähnlicher Inspiration und musikalischer Dichte.

Die verhaltene Trauer von 'Pietà', die Heftigkeit von 'DiesIrae' und der versöhnliche Ausblick in 'LusAeterna' – Jost ist es zweifelsohne gelungen, die Grundstimmung der bekannten Requiem-Teile in drei für Hörer wie Musiker anspruchsvolle, aber auch dankbare Instrumentalkonzerte zu übertragen. Friedrich, Svoboda und Bornkamp sind drei Interpreten, die dieser Musik in jeder Hinsicht gerecht werden. Es gibt also viel Licht und nur ein ganz klein wenig Schatten im Resümee – lediglich Hörer, die mit zeitgenössischer Musik rein gar nichts anfangen können und für die schon Bartok ein harter Modernist ist, werden auch Josts Musik ablehnen. Allen anderen sei sie wärmstens ans Herz gelegt.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Jost, Christian: Requiem Trilogy: Konzerte

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Coviello Classics
1
01.03.2013
Medium:
EAN:

CD
4039956613039


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