> > > Brahms, Johannes: Klaviertrios Nr. 1-3
Dienstag, 5. Dezember 2023

Brahms, Johannes - Klaviertrios Nr. 1-3

Gemächlich und klangvoll


Label/Verlag: Supraphon
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Das Smetana Trio legt gemeinsam mit Gastmusikern eine Aufnahme mit den Klaviertrios von Johannes Brahms vor, die mitunter eine Spur zu gemächlich erscheint.

Mit dieser bei Supraphon erschienenen Doppel-CD hat das mit Jitka Čechová (Klavier), Hana Kotková (Violine) und Jan Páleníček (Violoncello) besetzte Smetana Trio gemeinsam mit den Gastmusikern Přemysl Vojta (Horn) und Ludmila Peterková (Klarinette) eine weitere Gesamtaufnahme der Klaviertrios von Johannes Brahms vorgelegt. Exemplarisch für die Eigenarten der Interpretation ist bereits die Annäherung an das Trio H-Dur op. 8, das hier in der revidierten Fassung von 1889 eingespielt wurde: Die Musiker nehmen das Tempo im Kopfsatz eher gemächlich, wodurch sie zwar Zeit zur Formung der Phrasen gewinnen; im Gegenzug dazu reizen sie allerdings die Möglichkeiten der dynamischen Gestaltung nicht aus und folgen der Tendenz, Kontraste auf weiträumige Abschnitte zu verteilen, um damit Entwicklungsbögen zu unterstreichen, so dass die Lautstärkeunterschiede recht verhalten ausfallen. Dennoch gibt es auch viele beachtliche Details: Die rhythmischen Elemente im Scherzo sind präzise und – bei den Forte-Einsätzen – im Sinne sich fortpflanzender Impulse gesetzt, wogegen der Mittelteil eine sinnliche Eleganz verstrahlt. Darüber hinaus überzeugt der langsame Satz durch abgeklärte Ruhe und fahle Farbgebungen.

Auch der Kopfsatz des Horntrios Es-Dur op. 40 (1865) will nicht so recht in Fahrt kommen. Přemysl bläst mit rundem und weichem Ton, verzichtet dabei aber auch auf die Rauheiten, die seinem Part eingeschrieben sind. Hinzu kommt die manchmal unglückliche Balance zwischen den beiden Melodieinstrumenten, denn das Horn wirkt gegenüber der Violine oft eine Spur zu laut und bestimmt daher auch den Gesamtklang des Werkes. Darüber hinaus vermisst man hier auch das Herausarbeiten von Vorhalten: Phrasen- oder harmoniebedingte Akzentuierungen fehlen vor allem im langsamen Satz, der an einigen Stellen geradezu danach verlangt, wodurch das melodische Geschehen manchmal zu wenig profiliert erscheint. Demgegenüber bildet das Klarinettentrio a-Moll op. 114 auch aufgrund seiner perfekten Balance und den klanglich geschickt ausgesponnenen Dialogen zwischen Peterková und Páleníček einen der Höhepunkte der CD. Besonders gelungen ist der reflexiv wirkende Beginn des Kopfsatzes, der ruhig anhebt und erst allmählich ins stringente Tempo hineinfindet.

Das Klaviertrio c-Moll op. 101 besticht vor allem im Kopfsatz durch einen aggressiveren Zugang und wartet zudem mit größeren Kontrasten als das frühe H-Dur-Trio auf. Im Gegensatz zu diesem Beginn erhält der langsame Satz eine ganz andere Färbung und überzeugt durch eine vorwiegend ruhige Gestaltung mit eingestreuten Phasen drängenderer Bewegung. Dass schließlich die Wiedergabe des Klaviertrios C-Dur op. 87 recht dicht und kompakt wirkt, liegt daran, dass die Musiker – vor allem im Kopfsatz, aber auch in einem aufgrund der Emphase überhitzt wirkenden Finale – die dramatischen Momente der Musik unter Rückgriff auf ein recht exzessiven Vibrato gestalten. Darüber hinaus wirkt das Geschehen an Stellen wie der Kopfsatzdurchführung wiederum nicht ideal ausbalanciert. Klangvoll und schön in Bezug auf die Modellierung der Spannungs- und Entspannungsprozesse erweist sich allerdings der Mittelteil des Scherzos, dessen Rahmenteile prägnant dargeboten werden und gegen Ende auf den Eindruck zunehmender Flüchtigkeit zielen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Brahms, Johannes: Klaviertrios Nr. 1-3

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Supraphon
2
16.11.2012
Medium:
EAN:

CD
099925407223


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Supraphon

Supraphon Music ist das bedeutendste tschechische Musiklabel und besitzt bereits eine lange Geschichte. Der Name "Supraphon" (der ursprünglich ein elektrisches Grammophon bezeichnete, das zu seiner Zeit als Wunderwerk der Technik galt) wurde erstmals 1932 als Warenzeichen registriert. In den Nachkriegsjahren erschien bei diesem Label ein Großteil der für den Export bestimmten Aufnahmen, und Supraphon machte sich in den dreißiger und vierziger Jahren besonders um die Verbreitung von Schallplatten mit tschechischer klassischer Musik verdient. Die künstlerische Leitung des Labels baute allmählich einen umfangreichen Titelkatalog auf, der das Werk von BedYich Smetana, Antonín Dvorák und Leos Janácek in breiter Dimension erfasst, aber auch andere große Meister der tschechischen und der internationalen Musikszene nicht vernachlässigt. An der Entstehung dieses bemerkenswerten Katalogs, auf den Supraphon heute stolz zurückblickt, waren bedeutende in- und ausländische Solisten, Kammermusikensembles, Orchester und Dirigenten beteiligt.


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