
Brahms, Johannes - Sonaten für Klarinette & Klavier Nr. 1 & 2, op. 120
Auf jeden Fall einmalig
Label/Verlag: Antes Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Für seine Interpretation der Klarinettensonaten von Brahms verwendet Kyrill Rybakow einen Nachbau der Klarinette Richard Mühlfelds. Das Ergebnis klingt nicht unbedingt überzeugend.
Brahms mit historischen Instrumenten – das gibt es eher selten. Anna Zassimova und Kyrill Rybakow spielten nun für Antes die Klarinettensonaten ein. Rybakows Klarinette ist dem Instrument nachgebaut, das Richard Mühlfeld spielte, jener Klarinettist der Meininger Hofkapelle, der Brahms mit seinem Spiel so begeisterte, dass daraufhin die beiden Sonaten entstanden. Doch Mühlfeldklarinette hin oder her – in der Aufnahme klingt das Instrument einfach nicht schön. Im Piano hört man ein deutliches Rauschen, im Forte wird der Ton grell und unangenehm. Schwer zu sagen, woran das liegt. Andere Aufnahmen mit Kopien historischer Klarinetten (meist mit älterer Musik, die Brahms-Sonaten werden fast immer mit modernen Instrumenten gespielt) zeigen solche Schwächen jedenfalls nicht. Man fragt sich: Kann es wirklich dieser Klang gewesen sein, der Brahms so beeindruckt hat? Beantworten lässt sich das kaum. Das Mundstück, das verwendete Blatt oder sogar die Schnur oder die Blattschraube, die das Blatt am Mundstück befestigt, beeinflussen den Ton enorm, ganz zu schweigen von der Person des Interpreten. Selbst die Verwendung des ‚korrekten‘ Instruments bleibt also eine vage Annäherung. Auch der Bechstein-Flügel von 1876 klingt leider nur mittelprächtig. Teilweise mag die Aufnahmetechnik daran schuld sein: Offenbar klingt schon der Raum nicht besonders gut. Technisch ist der Klang etwas dumpf.
Außer den beiden Klarinettensonaten spielt Anna Zassimova die Fantasien op. 116, und diese Aufnahme polarisiert. Die bei Antes Edition erschienene Platte trägt den Titel ‚Declaration of Love‘. Diese Anleihe beim Groschenroman erklärt sich dadurch, dass beide Interpreten Brahms' Werke im umfangreichen Beiheft sehr stark auf seine Beziehung zu Clara Schumann deuten. Ob sie mit ihren Ausführungen immer ins Schwarze treffen, sei dahingestellt, doch jedenfalls passt Anna Zassimovas Interpretation zu dieser Auffassung. So hemmungslos schwelgend hat wohl niemand vor ihr diese Stücke aufgenommen.
Man kann diese Deutung durchaus kritisch sehen, andere werden sie vielleicht lieben. Es gibt viel mehr Rubato als gewohnt, grundsätzlich sind die Tempi sehr langsam. Andere Pianisten benötigen für den Zyklus etwa 20 Minuten, manche auch 25. Anna Zassimova braucht über 30 und sprengt damit alle Grenzen, vielleicht auch die des guten Geschmacks. Das ist bei den Sonaten nicht der Fall, hier sind die Tempi relativ normal. Auf jeden Fall dürfte diese Aufnahme einmalig sein.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Brahms, Johannes: Sonaten für Klarinette & Klavier Nr. 1 & 2, op. 120 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Antes Classics 1 15.01.2013 |
Medium:
EAN: |
CD
4014513029690 |
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