> > > Dussek, Franz Xaver: Vier Sinfonien Altner G4, Bb2, A3 & Bb3
Mittwoch, 29. November 2023

Dussek, Franz Xaver - Vier Sinfonien Altner G4, Bb2, A3 & Bb3

Beachtliche Qualität


Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Auch die zweite CD beim Label Naxos mit Sinfonien von Franz Xaver Dussek dokumentiert die beachtliche Qualität dieser Werke, deren Nichtbeachtung unverständlich ist. Mit dem Helsinki Baroque Orchestra stimmt auch die interpretatorische Leistung.

Franz Xaver Dussek (1731–1799) – nicht zu verwechseln mit Jan Ladislav Dussek – wird regelmäßig in seiner Eigenschaft als Mozartfreund und -gastgeber genannt. In Dusseks Sommerresidenz vollendete Mozart unter anderem seinen 'Don Giovanni'. Dussek war allerdings auch selbst ein anerkannter Pianist (bzw. Cembalist) und Komponist. Stilistisch sind seine Kompositionen – darunter auch eine ganze Reihe von Sinfonien – der Frühklassik zuzurechnen; die hier zu Gehör kommenden Sinfonien machen da keine Ausnahme. Das ist vergleichbar mit den Sinfonien der Zeitgenossen wie etwa Johann Stamitz, Johann Baptist Vanhal oder auch den frühen Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart, die (wie die Werke der anderen auch) allerdings kaum einmal gespielt werden.

Zweite Naxos-CD

Das Label Naxos legt hiermit eine zweite CD vor, die dem sinfonischen Schaffen Dusseks gewidmet ist. Eine erste Platte mit Sinfonien war vom Ensemble Helios 18 einegspielt worden, hier ist nun das Helsinki Baroque Orchestra unter Aapo Häkkinen zu hören, das bei Naxos bereits eine gelungene Einspielung von Sinfonien Franz Xaver Richters vorgelegt hat. Waren es zuvor drei viersätzige Sinfonien, sind es nun vier, von denen drei aber dreisätzig (ohne Menuett) sind und ‚nur’ jeweils etwa zehn Minuten dauern. Die vierte dann umfasst vier Sätze und beläuft sich immerhin auf 20 Minuten Spielzeit. Wer mitgerechnet hat, sieht, dass die CD mit etwa 50 Minuten Gesamtspielzeit nicht gerade prall gefüllt ist – da hätte sicher noch eine Sinfonie mehr draufgepasst. Der ausschließlich auf englisch vorliegende Einführungstext stammt von Allan Badley, der auch Herausgeber des Notenmaterials ist und damit als Kenner der Materie gelten darf.

Mehr als 08/15-Niveau

Franz Xaver Dussek bietet in seinem sinfonischen Schaffen nicht nur sicheres Handwerk, sondern streut auch immer wieder einen Einfall ein, der in Erinnerng bleibt. Das ist unterm Strich dann deutlich mehr als 08/15-Frühklassik. Man versteht nicht, warum sich die Kompositionen Dusseks nie haben durchsetzen können, und man möchte sich ausdrücklich wünschen, dass man in Zukunft weitere Werke auf CD erwerben kann. Witzig ist zum Beispiel das mehrmals zelebrierte Decrescendo quasi ‚al niente’ im Kopfsatz der B-Dur-Sinfonie (Altner B2), nach dem die Musik dann jeweils ruckartig wieder in Fahrt kommt – so, wie ein müder Mensch zusammenzuckt, wenn er gewahr wird, dass sein Kopf gerade nach unten sinkt. Des reizenden Themas des Schlusssatzes aus der A-Dur-Sinfonie (Altner A3) hätte sich Mozart wohl auch nicht schämem müssen; Zufall, dass der Satz in der ‚Mozart-Tonart’ A-Dur steht? Auch die beiden anderen Werke, die Sinfonien G-Dur (Altner G4) und B-Dur (Altner B3) sind sympathische Werke, die Lust auf mehr Dussek machen. Dass Dussek kein pausenloses Ideen-Feuerwerk abbrennt wie später Beethoven, versteht sich eigentlich von selbst.

Rundum überzeugend

Erfreulich, dass das finnische Orchester rundum zu überzeugen weiß und die Musik in bestem Licht präsentiert (was beim Ensemble Helios 18 leider nicht ganz der Fall war). Die Finnen überzeugen unter Aapo Häkkinen mit lebendigen und wahrlich lebenssprühenden Interpretationen. Man könnte das dadurch verdeutlichen, wenn man erläutert, was es hier nicht zu hören gibt: uninspiriertes, lasches Herunterspielen der von den Musikern vielleicht nicht ernst genommenen Werke; der Versuch, durch übertrieben ruppiges Spiel mehr Interesse hervorzurufen und vermeintliche Schwächen der Stücke zu überdecken. Das Helsinki Baroque Orchestra zeigt, wie es geht: forsche, aber nie überdrehte Tempi, deutliche, aber nie überzeichnete Akzente – alles wirkt sehr natürlich und homogen. Besonders gelungen sind die langsamen Sätze, die so zart und leise gespielt werden, dass sie in eine entrückt-traumhafte Sphäre gelangen, die man der Musik dieser Zeit kaum zugetraut hätte. Wie konzentriert hier gearbeitet wird und wie ernst man die Aufgabe genommen hat, dokumentiert nicht zuletzt das hörbare Einatmen (gefolgt von einem kurzen Moment höchster Spannung) vor den Einsätzen der Allegro-Sätze. Hervorragend ist auch die Tonqualität der 2010 entstandenen Aufnahmen, die das Orchester in perfekter Balance und außerordentlich transparent abbildet.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Dussek, Franz Xaver: Vier Sinfonien Altner G4, Bb2, A3 & Bb3

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
Naxos
1
02.07.2012
53:52
Medium:
EAN:
BestellNr.:

CD
747313268375
8.572683


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Die Rheinpfalz: "Voller Feuer und Energie in den Ecksätzen, voller Charme und Noblesse in den langsamen Mittelsätzen."

Fono Forum: "Einnehmend"

Hessischer Rundfunk (hr): "Eine Empfehlung für alle, die sich für die Musik der Frühklassik begeistern..."

klassik.com: "Die Finnen überzeugen unter Aapo Häkkinen mit lebendigen und wahrlich lebenssprühenden Interpretationen. (...) Besonders gelungen sind die langsamen Sätze, die so zart und leise gespielt werden, dass sie in eine entrückt-traumhafte Sphäre gelangen, die man der Musik dieser Zeit kaum zugetraut hätte. (...) Hervorragend ist auch die Tonqualität der 2010 entstandenen Aufnahmen, die das Orchester in perfekter Balance und außerordentlich transparent abbildet."


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Naxos

Als der Unternehmer Klaus Heymann 1982 für seine Frau, die Geigerin Takako Nishizaki in Hongkong das Plattenlabel Marco Polo gründete, war dies der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Fünf Jahre später rief Heymann das Label NAXOS ins Leben, das in der Klassikwelt längst zur festen Größe geworden ist und es bis heute versteht, hohe Qualität zu günstigen Preisen anzubieten. Der einzigartige und sich ständig erweiternde Katalog des Labels umfasst mittlerweile über 8.000 CDs mit mehr als 130.000 Titeln - von Kostbarkeiten der Alten Musik über sämtliche berühmten "Klassiker" bis hin zu Schlüsselwerken des 21. Jahrhunderts. Dabei wird der Klassik-Neuling ebenso fündig wie der Klassikliebhaber oder -sammler. International bekannte Künstler wie das Kodály Quartet, die Geigerin Tianwa Yang, der Pianist Eldar Nebolsin und die Dirigenten Marin Alsop, Antoni Wit, Leonard Slatkin und Jun Märkl werden von NAXOS betreut. Darüber hinaus setzt NAXOS modernste Aufnahmetechniken ein, um höchste Klangqualität bei seinen Produktionen zu erreichen und ist Vorreiter in der Produktion von hochauflösenden Blu-ray Audios - Grund genug für das renommierte britische Fachmagazin "Gramophone", NAXOS zum "Label of the Year" 2005 zu küren. Auch im digitalen Bereich nimmt NAXOS eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2004 bietet das Label mit der NAXOS MUSIC LIBRARY ein eigenes Streamingportal mit inzwischen über 1 Million Titel an und unterhält mit ClassicsOnline zudem einen eigenen Download-Shop.


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