
Hiller, Ferdinand - Klavierwerke
Aus der pianistischen Fundgrube
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Mit viel musikalischer Beredsamkeit erweckt Alexandra Oehler Ferdinand Hillers Klavierwerk aus dessen Dornröschenschlaf.
Ob Beethoven, Schumann, Chopin, Mendelssohn, Schubert, Liszt oder Berlioz – kaum ein namhafter Komponist seiner Zeit, mit dem Ferdinand Hiller (1811-1885) nicht persönlich bekannt war. Gleich mehrere von ihnen attestierten ihm ausdrücklich großes Talent und rühmten seine Fähigkeiten sowohl als Pianist wie auch als Komponist. Trotz derlei Referenzen hat Hiller es weder zu Lebzeiten noch posthum zu nachhaltigem Ruhm und Bekanntheit im Musikleben gebracht. Als einer der Gründe dafür wird gemutmaßt, dass er sich den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkommenden Strömungen und Entwicklungen der ‚Neudeutschen Schule‘ verweigerte.
Buntes Tonspektrum
Einige seiner Klavierwerke hat auf der vorliegenden CD die junge Pianistin Alexandra Oehler für CPO eingespielt. Im Mittelpunkt stehen zwei der drei aus seiner Feder entstandenen Sonaten (A-Dur op. 59, g-Moll op. 78). Als eines ihrer Markenzeichen fällt auf, dass die einzelnen Sätze fließend ineinander übergehen. Für romantische Verhältnisse nicht unbedingt ausladend kann sich ihr thematischer und harmonischer Einfallsreichtum aber sehen und dank Alexandra Oehlers beredter Spielweise vor allem hören lassen. Von all den eingangs Genannten steht die Tonsprache Hillers, ohne epigonenhaft zu wirken, derjenigen Schumanns am nächsten – es gibt Komponisten, denen man schon schlechtere Zeugnisse ausgestellt hat. Dem kompetent gearbeiteten, dichten Klaviersatz verleiht die Interpretin scharfe Konturen und emotionale Ausdruckskraft. Ihr buntes Tonspektrum reicht von zarten Kantilenen bis hin zu abrupten Akkordexplosionen, beispielsweise im Mittelsatz der zweiten Sonate. Die musikalische Spannung erhält Oehler zusätzlich mit Hilfe klug dosierter, dabei aber nie überstrapazierter Rubati aufrecht.
Musikalische Innovation
Zwischen den beiden Sonaten taucht ein Genre auf, das tatsächlich Hiller als erster überhaupt musikalisch aufgegriffen und salonfähig gemacht hat: die aus dem arabischen Raum stammende lyrische Form des sogenannten ‚Ghasels‘. Ursprünglich gekennzeichnet war diese Gattung durch regelmäßige Wiederkehr eines bestimmten Wortes oder Reims; bei Hiller ähneln sie formal Mendelssohns 'Liedern ohne Worte'. Die lyrisch-melancholische Stimmung der Miniaturen wird von Oehler mit viel Sensibilität eingefangen.
In der zweiten Hälfte erweisen sich die sechs Klavierstücke op. 130 und die Sammlung der vermischten Klavierstücke op. 81 als Fundgrube unterschiedlichster Formen. Neben zwei weiteren Ghaselen trifft man hier auf eine Ballade, dort auf ein geistliches Lied oder einen ausgedehnten Marsch. Mit klarer Diktion und pointierter Phrasierung verleiht sie auch diesen Charaktertücken ein klanglich und musikalisch fein geschliffenes Profil. Auf fundierte Hintergrundinformationen im Booklet kann man sich wie gewohnt bei CPO verlassen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Hiller, Ferdinand: Klavierwerke |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 20.03.2012 |
Medium:
EAN: |
CD
761203758425 |
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Hiller, Ferdinand |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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