
Bach, Carl Philipp Emanuel - Oboenkonzerte Wq 164 & 165
Musik vom Hofe Friedrich II. von Preußen
Label/Verlag: Passacaille
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Vorliegende Einspielung von Werken C. P. E. Bachs ist schon einige Jahre alt. Sie betont eher das Galante, anstatt die zahlreichen Brüche der Musik zu akzentuieren. Indiskutabel ist leider das Booklet.
Die Oboenkonzerte Carl Philipp Emanuel Bachs entstanden ursprünglich in Berlin als Cembalokonzerte, doch arbeitete der Komponist die Werke selbst für das Blasinstrument um. Auf diese Weise entstanden zwei wichtige Stücke des Oboenrepertoires, die den Ausdrucksgehalt des barocken und frühklassischen Oboenspiels in beispielhafter Qualität verkörpern. Das Konzert in Es-Dur Wq 165 und das Konzert in B-Dur Wq 164 sind die einzigen Konzerte, die Bach für die Oboe geschaffen hat. Im Zentrum seines musikalischen Interesses stand besonders das Cembalo, für das er eine große Anzahl an Sonaten schrieb, die bei seinen Zeitgenossen sehr beliebt waren. Seine Sinfonien wurden in Berlin nicht so geschätzt, weshalb nur fünf von ihnen zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurden. Erst nach seinem Wechsel nach Hamburg konnte Bach sich dem sinfonischen Schaffen etwas intensiver widmen, weshalb er in nur drei Jahren zehn Werke dieser Gattung schrieb. Die auf dieser CD erklingende Sinfonie Nr. 5 Wq 177 entstand aber während Bachs Berliner Zeit, im Jahr 1756. Ganz den Konventionen der Zeit entsprechend ist sie nur dreisätzig, da Haydn erst sehr viel später anfing, als dritten Satz ein Menuett einzufügen. Bachs Werk folgt hingegen dem Schema schnell – langsam –schnell und ist geprägt von schnellen, überraschenden Wechseln und Brüchen.
Die vorliegende Einspielung der drei Bach-Kompositionen entstand schon im Jahr 1996 durch den belgischen Oboisten Paul Dombrecht und sein Barockensemble Il Fondamento. Ihr Interpretationsansatz ist entsprechend dem Alter der Aufnahmen auch nicht ganz so pointiert und scharf wie aktuelle Bach-Einspielungen. Statt die unkonventionellen Brüche der Werke in den Vordergrund zu stellen und somit die kompositorische Eigenart des Bachschen Stils herauszuarbeiten, konzentrieren sich Dombrecht und sein Ensemble auf die galanten Seiten der Musik, die sich in eleganten Wendungen und tänzerischem Schwung zeigen. Die Tempi sind in den schnellen Sätzen entsprechend belebt gewählt. Da Dombrecht aber gleichzeitig die Streicher klanglich eher breit agieren lässt, wirkt die Musik vielfach etwas stumpf und eigenartig geglättet. Dies wird besonders in der Sinfonie in e-Moll deutlich, deren musikalischer Ausdruck recht gleichförmig ist. Die beiden Oboenkonzerte profitieren hingegen von Domrechts elegantem Oboenton, den er gekonnt in Szene zu setzen versteht.
Schwerwiegende Kritik muss sich das schlecht konzipierte Booklet gefallen lassen. Es gibt zwar eine deutsche Übersetzung des Einleitungstexts, doch ist dieser grammatikalisch und sprachlich so schlecht geraten, dass man in jedem Satz über erstaunliche Fehler stolpert. Man versteht zwar, was die Autorin über Bach und seine Musik mitteilen möchte, doch es ist wahrlich kein Vergnügen, das zu lesen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Bach, Carl Philipp Emanuel: Oboenkonzerte Wq 164 & 165 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Passacaille 1 01.02.2012 |
Medium:
EAN: |
CD
5425004849823 |
![]() Cover vergössern |
Passacaille Das belgische Label PASSACAILLE wurde 1995 gegründet und sollte von Anfang an eine Plattform für hochrangige belgische Künstler der historischen Aufführungspraxis sein. Das Barockorchester il Fondamento mit seinem Leiter Paul Dombrecht und der Hammerklavierspezialist Jan Vermeulen gehörten zu den ersten, die für das Label aufnahmen. Später erweiterte sich der Künstlerkreis um weitere prominente Namen wie Wieland Kuijken oder das Ensemble Octophorus. Bald erhielten die Aufnahme internationale Preise, was als zusätzlicher Anreiz gesehen wurde, sich im künstlerischen Bereich auch internationalen Künstlern und Ensembles zu öffnen. Ab 2000 begann die Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedenen europäischen und transatlantischen Ländern. 2006 übernahm der belgische Traversflötist und Musikwissenschaftler Jan de Winne das Label und erweiterte den Künstlerkreis des Labels erneut um international renommierte Künstler wie zum Beispiel Graham O'Reillys Ensemble Européen William Byrd und Lorenzo Ghielmis Ensemble La Divina armonia, das hier erst kürzlich eine fulminante Aufnahme von Händels Orgelkonzerte Op.4 vorgelegt hat. Als weitere Neuzugänge seien noch der brasilianische Cembalist Nicolau de Figueiredo, der Cellist Sergei Istomin und der Fortepianist Alexei Lubimov zu nennen. Im Rahmen der Neuorganisation des Labels möchte Jan de Winne den bewährten ursprünglichen Schwerpunkt Alter Musik in historischer Aufführungspraxis beibehalten, aber auch nach und nach Musik späterer Epochen in das Programm integrieren. Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Passacaille:
-
Aus ferner Zeit: Johannes Tourouts Musik aus ferner Zeit lebt und wirkt in der hochklassigen Interpretation der Cappella Mariana so dringlich und selbstverständlich, wie sie es zur Zeit ihrer Entstehung kaum deutlicher getan haben kann. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
-
Alt-neu konzipiert: Markus Schäfer und Zvi Meniker kehren zu Franz Schuberts ursprünglichen Liedopera-Konzepten zurück. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Meisterlich: Carl Philipp Emanuel Bachs 'Auferstehung und Himmelfahrt Jesu' ist ein Meisterwerk, das die Begegnung unbedingt lohnt. Il Gardellino und der Flämische Radiochor unterstreichen das mit einer frischen und gehaltvollen Interpretation. Weiter...
(Dr. Matthias Lange, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Christiane Bayer:
-
Wo ist das Strahlen?: Die Stücke sind schön eingesungen, wenn auch ohne große interpretatorische Überraschungen. Weiter...
(Dr. Christiane Bayer, )
-
Frühling für die Ohren: Stefen Temmingh und Dorothee Mields spüren mit Neugier den unterschiedlichen Vogelstimmen und deren Bedeutungen in der europäischen Barockmusik nach. Was für ein buntes Gezwitscher, bei dem einem Ohr und Herz aufgehen. Weiter...
(Dr. Christiane Bayer, )
-
Ein würdiger Auftakt: Der Startschuss zu einer Kuhnau-Reihe bei cpo könnte fulminanter gar nicht ausfallen: tadellose Umsetzung großartiger Musik durch das Ensemble Opella Musica mit Unterstützung der Camerata Lipsiensis. Weiter...
(Dr. Christiane Bayer, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Mehr Fanny als Felix: Eine verdienstvolle Doppel-CD stellt das Liedschaffen der Schwester Mendelssohn in den Vordergrund. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Seltene Kammermusik eines Vokal-Komponisten: Anna Augustynowicz spielt mit ihrer Barockgeige eine selten aufgeführte, jedoch hörenswerte Musik, ausgezeichnent unterstützt vom Ensemble Giardino di Delizie. Weiter...
(Diederich Lüken, )
-
Faszinierende Klangwelten : Stille und Nicht-Stille Weiter...
(Michael Pitz-Grewenig, )
Portrait

Das Klavierduo Silver-Garburg über Leben und Konzertieren im Hier und Heute und eine neue CD mit Werken von Johannes Brahms
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich