
Liszt, Franz - Bergsymphonie
Liszt erneut im Originalklang
Label/Verlag: NCA - New Classical Adventure
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Haselböcks Deutungen mit dem Orchester Wiener Akademie auf Originalinstrumenten füllen die Rede von Liszt als
Mit der Einspielung von Franz Liszts sinfonischen Dichtungen 'Les Préludes', 'Orpheus' und der sogenannten ‚Berg-Sinfonie‘ nach Victor Hugos Ode 'Ce qu’on entend sur la montagne' geht Martin Haselböcks Projekt ‚The Sound of Weimar‘ in die zweite Runde. Das ehrgeizige Vorhaben, sämtliche Orchesterwerke des Jubilars auf Originalinstrumenten des 19. Jahrhunderts auf Tonträger zu bannen, nimmt Haselböck auch diesmal wieder besonders ernst. So erfahren wir im umfangreichen Booklet-Text, dass unter anderem eine von Liszt für das damalige Weimarer Orchester angekaufte Tuba zu hören ist sowie Trompeten, Fagotte, Hörner und Posaunen aus dem Bestand der Wiener Hofmusikkapelle aus den Jahren 1856 bis 1863, als Liszt dieses Orchester mehrmals dirigierte. Die Größe der unter Haselböck spielenden Wiener Akademie wurde mittels alter Besetzungslisten des Weimarer Orchesters, das Liszts Werke zur Uraufführung brachte, festgelegt. Daneben trägt die Verwendung französischer Flöten von Louis Lot und Darmsaiten bei den Streichern zum hellen, schlanken Gesamtklang bei.
Unaufgeregtes Historisieren
Die akribische Recherche im Vorfeld dieser Live-Aufnahme erweist sich auch im zweiten Teil des Liszt-Projektes glücklicherweise nicht als Pedanterie aus Selbstzweck. Wer das populäre 'Les Préludes' noch in traditionellem Bombast im Ohr hat (die Wehrmachtsberichterstattung lässt grüßen), wird selbst nach mehrmaligem Hören staunen, wie anders, wie unaufgeregt der Einsätzer nun klingt. Das aufgesetzt gewichtige Blechbläser-Pathos tritt zugunsten neuartiger klanglicher Texturen aus kombinierten Holzbläser- und Streicher-Farben in den Hintergrund, die dank der luftigen Transparenz des Tuttis erstmals, so scheint es, hörbar werden. Zwar bleibt der stürmische Mittelteil dramatisch genug, doch wirken die Becken- und Trommelschläge gegen Ende nun nicht mehr übertrieben deplatziert, sondern erfüllen adäquat die Funktion musikalischer Ausrufezeichen. Dasselbe gilt für den Schlussteil der ‚Berg-Sinfonie‘, in dem die Becken- und Trommelschläge sogar noch gehäufter auftreten.
Farbe statt Pathos
Interpretatorisch setzt Haselböck weniger auf Emotionstheater oder großen Ton als auf das Herausarbeiten der vielen kleinen instrumentatorischen Experimente, für die Liszt seine sinfonischen Dichtungen nutzte. Ein Musterbeispiel hierfür ist die in ihrer Anlage lyrische sinfonische Dichtung 'Orpheus', die Haselböck gänzlich undramatisch, dafür aber hochsensibel und organisch phrasierend als fließendes Wechselspiel von Orchesterfarben behandelt. Das Ergebnis ist ein ebenfalls harmonisch weit in die Zukunft weisender ätherisch weicher Gesamtklang, wie man ihn so bei Liszt bislang selten gehört haben dürfte. Auf die kommenden Teil von ‚The Sound of Weimar‘ darf man jedenfalls weiter gespannt sein.
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Liszt, Franz: Bergsymphonie |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
NCA - New Classical Adventure 1 16.09.2011 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
885150602461 60246 |
![]() Cover vergössern |
"Franz Liszts Orchesterwerke sind unter Musikkennern mindestens genauso beliebt wie seine Klavierkompositionen, die es zu Weltruhm geschafft haben. Die erste CD aus der Reihe „The Sound Of Weimar“ wurde von der Fachpresse als „eine der faszinierendsten Aufnahmen im Jubiläumsjahr 2011“ (Concerti), „eine geradezu umwerfende Einspielung“ (Klassik Heute) und „kompromisslos und mitreißend“ (Stereoplay) gelobt. Der international renommierte österreichische Dirigent Martin Haselböck veröffentlicht nun zu Franz Liszts 200. Geburtstag die zweite CD aus der Reihe „The Sound Of Weimar“ mit drei sinfonischen Dichtungen (für großes Orchester) Liszts, gespielt auf Originalinstrumenten des 19. Jahrhunderts. Die drei auf der CD enthaltenen sinfonischen Dichtungen „Les Préludes“, „Orpheus“ und „Ce qu‘on entend sur la montagne“ wurden vom Orchester Wiener Akademie unter der Leitung von Martin Haselböck grandios umgesetzt. Durch das aufwändige Produktionsverfahren und das Verwenden von Originalinstrumenten wurde ein äußerst authentisches Klangbild geschaffen, das den Hörer in das 19. Jahrhundert entführt und dem Anspruch der Kompositionen mehr als gerecht wird. Parallel zu dieser Veröffentlichung erklingen beim Orchesterprojekt „The Sound of Weimar“ unter ihrem Dirigenten Martin Haselböck im Zeitraum 2011 bis 2012 in sieben Konzerten alle Orchesterwerke Franz Liszts in der originalen Orchesterbesetzung der Uraufführungen in Weimar live im österreichischen Lisztzentrum Raiding." |
![]() Cover vergössern |
NCA - New Classical Adventure 20 Jahre NCA Als im Jahre 1992 das Klassiklabel NCA ins Leben gerufen wurde, dachte niemand daran, dass man heute das 20-jährige Jubiläum feiern könnte. In zwei Jahrzehnten wurde ein Katalog geschaffen, der mehr als 150 Produktionen umfasst und zum Besten gehört, was die Klassik zu bieten hat. NCA steht für neue Interpretationen bekannter Werke, steht für eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit Musik in den verschiedensten, vielleicht auch ungewohnten Besetzungen, steht für auserlesene, oft zu Unrecht selten oder bisher noch nie eingespielte Werke in allen Stilistiken der klassischen Musik, was insgesamt zum Markenzeichen des Labels wurde und ist damit die ideale Ergänzung für den Plattenschrank eines Klassikliebhabers werden.Dabei ist selbstverständlich Grundvoraussetzung eine hohe künstlerische und technische Qualität der Einspielungen. Bei NCA findet sich keine Trennung des Repertoires, sondern alle Einspielungen dienen gleichberechtigt dem einen Zweck, das Phänomen ?Musik? im Sinne eines Mosaiks ganzheitlich (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) entstehen zu lassen. Viele Einspielungen aus sämtlichen Genres der klassischen Musik wurden von der Fachpresse hochgelobt und mit diversen Preisen ausgezeichnet. Viele berühmte und weltbekannte Künstler zeugen von der höchsten Qualität der Produktionen. Ein besonderes Augenmerk gilt der Förderung junger und aufstrebender Künstler, um ihnen ein Sprungbrett in die weite Welt der Klassik zu bieten. Wenn Sie Lust auf klassische Abenteuer im besten Sinne des Wortes haben, dann sollten Sie sich NCA nicht entgehen lassen!
Klaus Feldmann Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Von Dr. Aron Sayed zu dieser Rezension empfohlene Kritiken:
-
Liszts 'Dante' im Originalklang: Liszt im Originalklang: Mit der 'Sinfonie nach Dantes Divina Commedia' gelingt Martin Haselböck und der Wiener Akademie eine innovative Sicht auf ein unterschätztes Werk. Weiter...
(Dr. Aron Sayed, 13.05.2011)
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag NCA - New Classical Adventure:
-
Ausdruck, Klarheit und Tiefe: Hervorragende Interpretationen der Cellosonaten Alfred Schnittkes von den Musikern, die dem Komponisten ganz nahe standen. Weiter...
(Michaela Schabel, )
-
Ordnende Hand: Interpretatorisch lässt sich Paavo Järvis Einspielungen mit dem Cincinnati Symphony Orchestra einiges abgewinnen. Klanglich gibt es aber bei einem großen Teil erhebliche Mängel. Weiter...
(Florian Schreiner, )
-
Wiederentdeckung kammermusikalischer Kostbarkeiten: Der russische Geiger Mark Lubotsky hat bislang kaum gehörte Klaviertrios seiner Landsmänner eingespielt. Es sind kammermusikalische Kleinodien, die entdeckt werden müssen - auch wenn ihre Schöpfer daran nicht interessiert waren. Weiter...
(Christiane Franke, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Aron Sayed:
-
Gedämpfte Höhenflüge: Interpretatorisch überzeugend, klangtechnisch weniger: Tritonovs Rachmaninow. Weiter...
(Dr. Aron Sayed, )
-
Frühe Reife: Can Çakmurs Schubert und Schönberg lässt kaum Wünsche offen. Weiter...
(Dr. Aron Sayed, )
-
Antikisierendes Gezwitscher: Respighis Orchesterbearbeitungen alter Tänze sind eine kurzweilige Angelegenheit. Weiter...
(Dr. Aron Sayed, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Ausladend paraphrasiert: Vier Pianisten in perfekter Harmonie. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Elisabethanische Virginalmusik: Pieter-Jan Belder legt eine grandiose Gesamteinspielung des 'My Ladye Nevells Booke' beim Label Brilliant Classics vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Shakespeare!: 'Sounds and Sweet Airs' heißt eine neue Platte, deren Inhalt durch den Untertitel 'A Shakespeare Songbook' konkretisiert wird. Weiter...
(Dr. Jan Kampmeier, )
Jetzt im klassik.com Radio


Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich