
Beethoven, Ludwig van - Septett in Es-Dur, op.20
Kammermusik zum Schwelgen
Label/Verlag: Tudor
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Scharoun Ensemble spielt Beethovens Sextett und Septett. Man kann die Aufnahme allen Kammermusikfreunden empfehlen.
Man muss zu dieser Aufnahme nicht viel sagen – man muss sie hören. Denn eine so gelungene Neueinspielung von Beethovens Septett op. 20 und Sextett op. 71 hat es lange nicht gegeben. Das Scharoun Ensemble, das aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker besteht und dessen Name auf den Architekten der Philharmonie, Hans Scharoun, zurückgeht, hat seine Interpretation bei der Schweizer Firma Tudor vorgelegt, die für einen ausgewogenen, klaren, natürlichen Klang gesorgt hat. Dabei ist das 2009 im Teldex Studio Berlin aufgenommene Sextett gegenüber dem bereits 2008 im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie eingespielten Septett noch etwas plastischer und klarer geworden.
Dass die wunderbar fein modellierten Bläserstimmen, denen Beethoven reichlich Gelegenheit zu solistischen Auftritten gegeben hat, so leuchtend hervortreten, liegt auch daran, dass ein zusätzlicher Kontrabass die Stimme des zweiten Fagotts um eine Oktave nach unten versetzt mitspielt und dadurch der harmonischen Grundlinie zu noch deutlicherem Profil verhilft. Über diesem dunklen Klanggrund entfalten die Bläser ihr dynamisch und dramatisch fein aufeinander abgestimmtes Wechselspiel. Das 'Allegro' des Kopfsatzes wirkt mit seinem abwärts hüpfenden Dreiklang nach dem vorbereitenden 'Adagio' fließend im Tempo, aber niemans hektisch oder überstürzt. Innig kommt der zweite Satz ('Adagio') daher, in dem besonders das gelöste, nie kapriziöse, sondern wunderbar selbstverständliche Zusammenspiel der Instrumente in der raumgreifenden Aneinanderreihung figurativer Einzelfälle bemerkenswert ist.
Ein feines Gespür für die Tempovorschriften, die Beethoven macht, beweisen die Musiker auch beim Septett. Wie die dynamischen Abstufungen so wirkt auch die Wahl der Tempi differenziert und organisch gewachsen. Das zeigt vielleicht besonders schön der letzte, kontrastreiche Satz 'Andante con moto alla marcia – Presto'. Nach den dunklen, dramatischen Einleitungstakten eilt der Satz im jetzt ganz unverstellt heiteren Serenadenton perlend seinem Ende entgegen, nicht ohne der Violine vor Abschluss noch die Gelegenheit zu einer Solokadenz zu geben.
Wollte man einen Einwand erheben, so könnte man fragen, ob nicht die Geige, die zweifellos warm und klangschön spielt, gelegentlich etwas zu dezent auftritt. Ihr Spiel dürfte wohl insgesamt prägnanter sein, dann zumal, wenn sie, wie etwa im 'Adagio cantabile' mit der wundervoll gespielten Klarinette, mit anderen Instrumenten in einen Dialog tritt. Die Freude an dieser Aufnahme wird dadurch aber nicht getrübt. Man kann sie ganzen Herzens allen Kammermusikfreunden empfehlen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Beethoven, Ludwig van: Septett in Es-Dur, op.20 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Tudor 1 16.05.2011 |
Medium:
EAN: |
SACD
0812973011460 |
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